Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de

https://www.dresden.de/de/rathaus/stellen-ausbildung/ausbildung/projekte/nachhaltige-dachbegruenung.php 21.02.2023 12:47:12 Uhr 29.04.2024 23:49:12 Uhr

Nachhaltige Dachbegrünung – Gemeinsam für den Klimaschutz

Deutlich zu warm, viel zu trocken und sehr sonnig – das ist die Wetterbilanz des Umweltamtes Dresden für 2022. Und nicht erst seit letztem Jahr müssen wir feststellen, dass das Wetter in unserer Stadt immer heißer und trockener wird. Folglich ist es unabdingbar, den veränderten Klimaverhältnissen entgegenzuwirken und auch die Ämter der Stadtverwaltung sind in der Pflicht, mögliche Maßnahmen zu ergreifen. Denn das große Ganze besteht am Ende aus vielen einzelnen Teilen. Auf 400 m² Fläche setzen nun der Regiebetrieb und das Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung in enger Zusammenarbeit ein weiteres Zeichen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Ende 2019 wurde für die Abteilung Grünanlagenpflege am Standort Lohrmannstraße ein eigener Gebäudekomplex geschaffen, um die Mitarbeitenden aus den beengten Platzverhältnissen des alten Meistereigebäudes herauszulösen. Bereits in der Planungsphase wurde durch das Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung beschlossen, den Neubau auch für die Installation einer Dachbegrünung zu nutzen. Die Kosten für Material, Substrat und Pflanzen in Höhe von circa 13.000 EUR trug das Amt selbst, während die Umsetzung an die Lehrausbildung der Gärtnerinnen und Gärtner für Garten- und Landschaftsbau im Regiebetrieb übertragen wurde. Nach coronabedingten Verzögerungen konnten die Arbeiten im September 2022 endlich ausgeführt werden.
Ein grünes Dach von Auszubildenden für Auszubildende In insgesamt 370 Arbeitsstunden haben die Auszubildenden des zweiten und dritten Lehrjahres von Mitte bis Ende September 2022 die rund 400 m² große Fläche nach Vorgaben ihres Ausbilders Herrn Boedecker in ein Gründach verwandelt. Dabei wurde sich für eine extensive Dachbegrünung entschieden. Diese Variante ist für Flächen auf Gebäuden gedacht, an denen extreme Standortbedingungen herrschen, wie etwa starke Hitze und Trockenheit im Sommer, aber auch Kälte im Winter. Außerdem erfordert die extensive Dachbegrünung eine geringere Aufbaustärke, was im Hinblick auf die Statik einen wichtigen Aspekt während der Planung darstellte. Auf der Lohrmannstraße wurde eine zehn Zentimeter dicke Substratschicht eingebaut. Das Substrat ist ein besonders leichtes, wasserdurchlässiges Gemisch aus Erde und Mineralien wie Ton, Schiefer und Splitt. Unter dieser befindet sich noch eine circa zwei Zentimeter starke Schicht aus Filtervlies und Drainagematten, um den Stauden und Kräutern auch in Trockenperioden genügend Wasser zur Verfügung zu stellen. Denn eine zusätzliche Bewässerung ist für das Gründach nicht vorgesehen – nach der Anwachsphase reguliert die Anlage ihren Wasserhaushalt selbst.
Die Auszubildenden beim Einbau der Substratschicht.
Die Auszubildenden beim Einbau der Substratschicht.
Da dieses Dach auch für nachfolgende Generationen von Auszubildenden als Lehrobjekt dienen soll, wurde bei der Planung ein besonderer Wert auf eine Vielzahl von Stauden, Gräsern und Kräutern gelegt. Die Pflanzenauswahl erfolgte dabei unter Berücksichtigung der besonderen Standortbedingungen: Neben der guten Resistenz gegen Hitze, Kälte und Trockenheit schaffen die Bienenweidenstauden und der Steinrosenflor mit seiner Blütenvielfalt auch eine ansprechende Umgebung für tierische Untermieter. Unterstützend dazu wurden auch zwei temporäre Wasserflächen, Totholzecken und Sandlinsen angelegt, die den Insekten und Vögeln einen neuen Lebensraum mitten in der Stadt bieten. Etwa 6 000 Pflanzen wie z. B. verschiedene Dickblattgewächse, Grasnelken oder Bohnenkraut kamen in die „Erde“. Dabei wurden zuerst die Staudenpflanzen in Gruppen aus drei bis fünf Pflanzen gesetzt und die Zwischenräume anschließend mit Sedum-Arten wie ein Teppich aufgefüllt. Die Stauden können in der Blüte eine Höhe von bis zu 45 Zentimeter erreichen. Eine Pflege der Gewächse muss nur geringfügig erfolgen: Wildkräuter, die durch Anflug auf dem Dach gelandet sind, werden gezogen und bei Ausfällen kommt es zu Nachpflanzungen. Diese Arbeiten werden auch zukünftig die Auszubildenden im Regiebetrieb übernehmen.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz - Ein grünes Dach bietet viele Vorteile

Doch die Dachbegrünung auf der Lohrmannstraße dient nicht nur zu Lernzwecken, sondern bringt auch ein Stück Natur zurück, das durch die intensive Bebauung verloren gegangen ist. Dank der Schaffung zusätzlicher Grün- und Nutzflächen können klimaschädlicher Feinstaub, Kohlendioxide und andere Schadstoffe gebunden und verstoffwechselt werden, wodurch eine Verbesserung der Luftqualität erzielt wird. Zusätzlich dient der Dachaufbau dem Regenwasserrückhalt, womit zum einem das Abwassernetz entlastet und zum anderen durch eine zusätzliche Verdunstungsquelle die Hitzeentwicklung verringert wird. Auch auf das Gebäude selbst kann ein Gründach positive Effekte haben: Die Räume erwärmen sich langsamer, da das Dach gegen die Sonneneinstrahlung sehr gut isoliert ist. Umgekehrt wird im Winter weniger Wärme nach Außen abgegeben. Darüber hinaus schützt die Begrünung die Gebäudesubstanz darunter vor Witterungseinflüssen.

Stauden, Kräuter und Sedum wurden in Holzkisten geliefert; insgesamt wurden drei Paletten benötigt.
Stauden, Kräuter und Sedum wurden in Holzkisten geliefert; insgesamt wurden drei Paletten benötigt.
Und ein begrüntes Dach ist auch noch langlebiger als ein Standard-Bitumendach: Während das Bitumen nach 15 bis 30 Jahren erneuert werden muss, schaffen es Gründächer je nach Pflege auf 30 bis 60 Jahre Lebensdauer. Wie sich das Dach auf der Lohrmannstraße in der Zukunft bewährt, wird sich erst noch zeigen. Ein besonders schöner Aspekt des Projektes ist jedoch, dass nachfolgende Auszubildende am Standort der Berufsausbildung immer einen Blick auf „ihr“ Dach werfen und miterleben können, wie sich die Anlage auch durch ihre eigene Arbeit weiterentwickelt. Und vielleicht gesellen sich auch noch weitere grüne Dächer im Stadtgebiet dazu: Lust darauf hätten unsere Gärtnerinnen und Gärtner allemal.