Nach der Deutschen Wiedervereinigung und mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche wurde die Diskussion um die Gestaltung ihrer Umgebung wachgerufen. Diese Diskussion führte als Prozess zu dem städtebaulich-gestalterischen Konzept von 1996, welches Baufluchten, Trauf- und Firsthöhen, gestalterische Details und die Frage „Leitbau oder Neubau?" beinhaltet. Dieses Dokument bildet die Grundlage der im Jahr 2002 vom Stadtrat in der letzten Fassung beschlossenen, Entscheidungen zur Wiederbebauung des Areals.
Mittelpunkt der Stadt
Das seit Beginn der 1980er Jahren erarbeitete städtebaulich-gestalterische Konzept des Wiederaufbaus und die seit damals weiterentwickelte Idee der Leitbauten sind Grundlage für den Wiederaufbau am Neumarkt. Es wurde in den 1990er Jahren unter Berücksichtigung der neuen Rahmenbedingungen geprüft, weiter entwickelt und zuletzt im Januar 2002 beschlossen. Vorangegangen waren städtebauliche Studien zur Entwicklung der Einzelquartiere des Neumarktbereiches, die Aussagen zur baulichen Entwicklung, eine Dokumentationsübersicht, Aussagen zu Zielstellungen der Denkmalpflege und gestalterischer Umsetzungen sowie funktionelle Forderungen zur Nutzungsverteilung zusammenstellten sowie Aussagen zur Stadtgestaltanalyse trafen.
Die gesamte Untersuchung wurde in einem Bericht zusammengefasst und als städtebaulich-gestalterisches Konzept zum Wiederaufbau des Neumarktes am 28.06.1996 vom Stadtrat als Grund-lage für die weitere Planung gebilligt. Eine Aktualisierung des Konzeptes mit der Aufnahme weiterer Leitbauten erfolgte mit Stadtratsbeschluss vom 17.01.2002 und zuletzt am 03.06.2010, hier zum Quartier VI und der Gewandhausfläche.
Maßstäbe setzen
In diesem Konzept sind die wesentlichen Grundzüge für die Gestaltung öffentlichen Raums und der acht einzelnen Quartiere formuliert. Vorgesehen ist eine kleinteilige Bebauung, die sich an die Struktur der ehemaligen Flurstücke auf dem noch vorhandenen Stadtgrundriss annähert und den historischen Straßenverlauf nachzeichnet. Die zentralen historischen Bauten des Umfeldes wie die Frauenkirche und das Residenzschloss setzen dabei Maßstäbe für die städtebauliche Gestaltung des Platzes. Die alten Fußwege, das Pflaster und die Straßenbeleuchtung werden nach historischem Vorbild rekonstruiert.
Keller rekonstruieren / Archäologische Grabungen
Unter jedem der acht Quartiere befanden bzw. befinden sich die erhaltenen Reste der Kelleranlagen oder zum Teil auch der mittelalterlichen Stadtmauer. Deshalb wird vor jeder Baumaßnahme eine archäologische Grabung durchgeführt. War es unmittelbar nach dem Elbehochwasser 2002 schwer, den Erhalt von Kellern umzusetzen, gelingt dies zunehmend. Der Erhalt stellt einen wichtigen Anker zwischen Vergangenheit und Zukunft in Form eines Leitbaus dar.
Leitbauten und Leitfassaden
Von etwa 60 gut dokumentierten, kulturhistorisch wertvollen Bauten sollen etwa 20 Gebäude in Hauptgrundrissstruktur und Fassade rekonstruiert werden (Leitbauten). Ungefähr 40 weitere Häuser entstehen mit historischen Fassaden und neuen Grundrissen (Leitfassaden). Sie geben den Maßstab für die Proportionen und Gliederung der übrigen Bebauung vor.
Moderne Interpretation
Der Anspruch an eine hohe architektonische Qualität der Gebäude am Neumarkt gilt nicht nur für die Leitbauten, sondern auch für die modernen Ergänzungen. Doch wie gelingt es, den historischen Kontext der Dresdner Altstadt zu bewahren und zugleich den Anforderungen einer modernen Innenstadt gerecht zu werden? In der Regel werden hochwertige Lösungen über ein Wettbewerbsverfahren gefunden. Die bisherigen Vorhaben zeigen, dass moderne, qualitativ wertvolle Gebäude durchaus in der Lage sind, sich zwischen den Leitbauten einzufügen.
Textteil und Planfassung stehen nachfolgend zum Download bereit.