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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2002/09/c_3733.php 28.05.2015 23:58:35 Uhr 12.05.2024 10:55:59 Uhr

Kinder und Jugendliche vor Sucht schützen

Die Angst, dass Kinder und Jugendliche süchtig werden, ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet und durchaus nicht unbegründet. Nach einer Repräsentativerhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2001 probieren bereits rund 25 Prozent der deutschen Jugendlichen illegale Drogen. Etwa vier Prozent bleiben über einen gewissen Zeitraum dabei, und zwei Prozent der 12- bis 25-Jährigen werden schließlich abhängig.

Auch in Dresden steigen leider die Zahlen jugendlicher Drogenkonsumenten. Allein in der städtischen Jugend- und Drogenberatungsstelle hat sich die Anzahl der Ratsuchenden, die gesundheitliche Probleme haben, von 67 im Jahr 1996 auf 326 im Jahr 2001 erhöht. Ihr Alter liegt zwischen 14 und 20 Jahren. Die Gesamtnachfrage von Jugendlichen und Eltern stieg in fünf Jahren von 127 auf 651.

„Das Thema ist längst nicht mehr auf Randgruppen beschränkt, sondern hat sich auf alle sozialen Schichten ausgebreitet", informiert Simone Reinhardt, die Leiterin der Beratungsstelle. „Illegale Drogen sind immer leichter zu erwerben und in größeren Mengen zugänglich. Die Hemmschwelle zur Einnahme sinkt, verschiedene Substanzen werden konsumiert. Das Einstiegsalter hat sich verjüngt, liegt häufig schon zwischen dem zehnten und fünfzehnten Lebensjahr. Jungen sind in der Regel risikobereiter, machen zwei Drittel im Vergleich zu den Mädchen aus, die sich aber zunehmend beraten lassen", fasst sie die Entwicklung zusammen. Der Trend spiegelt sich ebenso im Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes wider, der von Jahr zu Jahr mehr junge Menschen betreut, die unter Halluzinationen und ähnlichen psychiatrischen Folgekrankheiten des Drogenkonsums leiden.

Neben den repressiven Aktivitäten, die darauf gerichtet sind, das Angebot und die Vermarktung von Suchtstoffen zu begrenzen, Kontrollen im illegalen Markt zu verschärfen und Strafen konsequenter durchzusetzen, gewinnt die Aufklärungs- und Präventionsarbeit eine immer größere Bedeutung. Sie wird von vielen Trägern - des Bundes, des Freistaates, der Stadt, der Kirchen, gemeinnütziger Vereine und anderen - gemeinsam geleistet.

Zur Intensivierung des fachlichen Austausches und besseren Koordinierung der Angebote gründete sich 1993 in Dresden der Arbeitskreis Suchtprävention. Er ist ein freiwilliger Zusammenschluss von in der Stadt tätigen Suchtberatungs- und Behandlungsstellen, Einrichtungen zur Gesundheitsförderung und Mitwirkenden an Präventionsaufgaben. Insgesamt 13 öffentliche und freie Träger vereint er bisher.

Die Leiterin des Arbeitskreises Dr. Elisabeth Löffler, gleichzeitig Suchtbeauftragte der Stadt Dresden, informiert: „Konsens unter den hier vertretenen Fachkräften ist, dass eine wirksame Suchtprävention nur geleistet werden kann, wenn sie frühzeitig beginnt und kontinuierlich überall dort stattfindet, wo Kinder und Jugendliche aufwachsen. Wir sehen deshalb Eltern, Lehrer, Ausbilder, Erzieher, Trainer und andere Menschen im direkten Umfeld von Kindern und Jugendlichen als enge Verbündete an."

Tatsächlich haben die Bezugspersonen von Heranwachsenden bessere Chancen, zur Suchtvorbeugung beizutragen, als ihnen oft bewusst ist. Wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche zu beeinflussen, ihre Aufmerksamkeit zu lenken, ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken, kritische Einstellungen zu entwickeln, Selbsterfahrung und -bestätigung zu fördern, bieten sich ihnen zahlreiche Möglichkeiten im Alltag. Bereits Tabak, Alkohol und Medikamente sind als weit verbreitete, legale Alltagsdrogen zu thematisieren. Der frühzeitige, unkritische Griff zu Zigarette, Bierflasche oder Kopfschmerztablette birgt die Gefahr, später um so leichter auf psychoaktive Substanzen umzusteigen. Im Mittelpunkt der vorbeugenden Bemühungen sollte ferner stehen, aus dem Nachwuchs starke Persönlichkeiten zu entwickeln. Plakataktionen, Informationsveranstaltungen, Schulprojekte, Warnungen oder Aufforderungen allein helfen nämlich wenig, wenn Kinder und Jugendliche nicht gleichzeitig die Möglichkeit haben, Selbstbestätigung zu erfahren, Selbstkontrolle zu erlernen und Problemlösungskompetenz zu erwerben.

Mehr Anregungen dazu bietet jetzt eine neue Publikation der Stadt, die von Gesundheitsamt und Presseamt gemeinsam herausgegeben wurde. Der Wegweiser erscheint unter dem Titel „Kinder und Jugendliche vor Sucht schützen" und richtet sich vor allem an Eltern, Lehrer, Erzieher und andere Bezugspersonen von Heranwachsenden. Das kleine A5-Heft möchte deren Aufmerksamkeit auf das Thema Suchtvorbeugung lenken und eigene Einflussmöglichkeiten aufzeigen. Außerdem vermittelt es zu den örtlichen Beratungs- und Hilfsangeboten öffentlicher und freier Träger und nennt weiterführende Informationswege. Die Publikation wird gezielt über Beratungsstellen, Schulen, Kindertageseinrichtungen, Elternräte, Krankenkassen und Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen verteilt. In geringen Stückzahlen ist sie auf Nachfrage auch in den Informationsstellen der Rathäuser, Ortsämter und örtlichen Verwaltungsstellen kostenlos erhältlich. Ebenso wird sie im Gesundheitsamt, Georgenstraße 4, angeboten. Die Broschüre wurde in 3000 Exemplaren, die die Stadt knapp 2000 Euro kosteten, gefertigt.

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