Das Modellprojekt KiNET in Dresden-Gorbitz - Entwicklung von 2005 bis 2010
Im Jahr 2004 verständigten sich Praxisakteure der Kinder- und Jugendhilfe des Stadtteils Dresden-Gorbitz in einer ämterübergreifenden Zusammenarbeit mit Jugendamt, Kinder- und Jugendärztlichem Dienst, Sozialamt, Stadtplanungsamt und dem Eigenbetrieb Kindertageseinrichtungen zu aktuellen Problemkonstellationen und veränderten Bedarfslagen im Sozialraum. Sie beschrieben hohe professionelle Unterstützungsbedarfe bei Familien und Kindern sowie bei Fachkräften im Stadtteil, insbesondere in Kindertageseinrichtungen.
Ausgehend von den Wahrnehmungen der Akteure und den Ergebnissen der Vierjährigenuntersuchung in den Bereichen Sprachentwicklung, Grob- und Feinmotorik wurden Handlungsansätze formuliert und ein stadteilbezogenes Gesamtkonzept erarbeitet. Grundlegendes Ziel von KiNET als Projekt mit Modellcharakter war die Entwicklung eines übertragbaren sozialraumorientierten Konzeptes für Frühprävention, welches empirisch rückgebunden und begleitet wird, um mögliche Handlungsansätze für Familien, pädagogische Fachkräfte und weitere Akteure aus dem Sozialraum Dresden-Gorbitz zu entwerfen.
Zum Aufbau eines „sozialraumorientierten Netzwerkes für Frühprävention in Stadtteilen mit besonderen Herausforderungen“ wurde im Sinne der Frühprävention an der Ebene der Kindertageseinrichtung und der Ebene des Sozialraum angesetzt, um Risiken zu erkennen bzw. Problemen vorzubeugen und riskanten Aufwachs- und Sozialisationsbedingungen entgegen zu wirken. Dazu wurden zwei grundlegende Thesen verfolgt und methodisch bearbeitet:
- Kindertageseinrichtungen sind Orte der Frühprävention - besonders in sozial benachteiligten Stadtteilen. Schlussfolgerung: Stärkung von Institutionen, insbesondere Kindertagesstätten.
- Vernetzung unterstützt frühpräventives Handeln, besonders in sozial benachteiligten Stadtteilen. Schlussfolgerung: Vernetzung von Kindertagesstätten.
Bis zum Ende des Modellprojektes 2010 gelang es, elf Kindertageseinrichtungen auf der Ebene der Leitungskräfte in einem Netzwerk zusammenzuführen, Kooperationen mit Akteuren wie dem Kinder- und Jugendärztlichen Dienst, einzelnen Kinderärzten und dem Allgemeinen Sozialen Dienst Cotta aufzubauen und gemeinsame Strategien zu entwickeln, um mit den Herausforderungen, die sich für Kindertageseinrichtungen aus der Verortung in einem Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf ergeben, besser umzugehen. Insgesamt konnte die Handlungssicherheit und die Handlungskompetenz von pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen gestärkt werden.
Vom Modellprojekt zur Entwicklung von heute
Auf Basis statistischer Daten, kommunaler Berichte und Gespräche mit den Praxisakteuren erfassten die Netzwerkkoordinatoren die Ausgangslage in beiden Sozialräumen und schlugen drei potenzielle Handlungsfelder vor:
-
Überprüfung der Instrumentarien und Verfahrensabläufe zur entwicklungsbezogenen Dokumentation sowie Zusammenführung an den Schnittstellen weiterer Akteure und Anlässe im Lebenslauf eines Kindes
-
Management von Übergängen in der Bildungsbiographie von Kindern, insbesondere Kita - Schule/ Hort - weiterführende Schule/ Angebote der Kinder- und Jugendarbeit
-
Weiterentwicklung der fallbezogenen und fallunspezifischen Zusammenarbeit zwischen ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst) und weiteren Beteiligten
Die Mitglieder der ämterübergreifenden Steuerungsgruppe verabschiedeten die Handlungsfelder im März 2013 und beauftragten die Koordinatoren mit der Erarbeitung eines Handlungskonzeptes.
Das im Juni 2014 beschlossene Handlungskonzept umreißt die gemeinsame Aufgabe aller bei der Entwicklung eines Kindes mitwirkenden Institutionen bei der Schaffung von Gelingensbedingungen für das gesunde Aufwachsen von Kindern in besonderen Entwicklungsräumen. Dazu werden die gesetzlichen Aufgaben und institutionsübergreifenden Prozesse der beteiligten Akteurinnen und Akteure handlungsfeldbezogen dargestellt.
Im Weiteren werden Entwicklungspotenziale aufgezeigt, die sich durch die systematische Kooperation der Beteiligten im Sozialraum für Kinder, Familien und Fachkräfte eröffnen können und erste Handlungsansätze benannt. Den Abschluss bildet die Erläuterung der generalisierten Gelingensbedingungen, damit „KiNET von den Akteuren gelebt und gemeinsame Maßnahmen zwischen Kindertageseinrichtungen, Schulen, Ärzten, Kinder- und Jugendärztlichen Dienst, etc. abgestimmt, realisiert und überprüft werden können.
Der im Juli 2015 verabschiedete Maßnahmenplan bildet die Grundlage für den Eintritt in die dritte Phase des Prozessmodells für Frühprävention. Er stellt die strategische Ausrichtung zur Weiterentwicklung der Zusammenarbeit von Akteuren im Netzwerk für Frühprävention im Zeitraum 2015 bis 2020 transparent dar und richtet sich an alle Akteure, die Kinder ab der Geburt bis zum Alter von ca. zehn Jahren, Eltern und Familien begleiten, Vertreterinnen und Vertreter der Fachämter sowie Interessierte, die im Netzwerk für Frühprävention, Sozialisation und Familie mitwirken möchten.
Der Maßnahmeplan knüpft an die Gelingensbedingungen zur Weiterentwicklung der Zusammenarbeit der Akteure der Frühprävention sowie die Entwicklungspotenziale der drei fokussierten Handlungsfelder des Handlungskonzeptes an. Dazu ist in der Systematik den Gelingensbedingungen und jedem Handlungsfeld die grundsätzliche Intention zur Verbesserung der Aufwachsbedingungen von Kindern vorangestellt. Es folgen ausgewählte Leitziele, Teilziele und eine Übersicht der Maßnahmen mit Beteiligten, Verantwortlichen sowie Zeitrahmen. Die Maßnahmen sind bewusst in der Reihenfolge beginnend von Einrichtungen der Kindertagesbetreuung aus konzipiert. Denn von diesen aus erreichen sie die Gesamtheit der Kinder und ihrer Eltern bzw. Familien in Dresden. Zur Überwachung der Entwicklungen bzw. Anpassung ursprünglich formulierter Ziele oder Maßnahmen sind Zielindikatoren formuliert.
Ein kontinuierlicher Abgleich zwischen den ermittelten Bedarfen mit den Zielstellungen im Maßnahmenplan (Soll-Stand) und dem Erreichten (IST-Stand) ist unabdingbar um Bruchstellen zu analysieren und Korrekturen bei der Ausrichtung der Maßnahmen vorzunehmen.