Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/kultur/kunst-und-kultur/ideenwettbewerb-gedenkareal-dresdner-norden.php 19.07.2022 07:00:03 Uhr 06.02.2023 11:00:24 Uhr |
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Ideenwettbewerb "Gedenkareal Dresdner Norden"
Auslobung eines Ideenwettbewerbes zur analogen und digitalen Sichtbarmachung von Opfer- und Täterorten aus der Zeit des Nationalsozialismus
Die Landeshauptstadt Dresden ist sich ihrer Verantwortung für die topographischen Orte der Gewalt während der NS-Diktatur im Dresdner Norden bewusst und möchte mit dem geplanten Vorhaben einen besonderen Beitrag zur Gedenk- und Erinnerungskultur leisten.
Mit der Auslobung des Ideenwettbewerbes „Gedenkareal Dresdner Norden“ sollen Entwürfe für neue Formen des Gedenkens und Erinnerns gefunden, Erinnerungsorte digital und analog markiert und historische Zusammenhänge als Teil einer lokalhistorischen Aufarbeitung dargelegt werden.
Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden Menschen aus ideologischen und Gründen der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ verfolgt, verhaftet, gequält und ermordet. Viele Opfer wurden über die Internierung in Konzentrationslagern zur Zwangsarbeit herangezogen, um den kriegsbedingten Arbeitskräftemangel auszugleichen. Auch Dresden war im Zweiten Weltkrieg wesentlicher Militärstandort, Verkehrsknotenpunkt zwischen Prag, Berlin, Leipzig, Nürnberg und Warschau und relevantes Rüstungszentrum mit größeren Industrieanlagen der Zeiß-Ikon AG, der Paul Märksch AG oder der Flugzeugwerke in Dresden-Klotzsche.
Wiederholt werden wir mit den Spuren des nationalsozialistischen Erbes im öffentlichen Stadtraum konfrontiert. Der Dresdner Norden ist hier in einer ökonomischen und geografischen Kohärenz zu betrachten und darzustellen. Diese Spuren gilt es zu sichern und nach ihrer Geschichte zu befragen.
Die strukturelle Interdependenz verschiedener Orte ist auf wissenschaftlich fundierter Basis nachweisbar und im erinnerungskulturellen Gedächtnis der Stadt notwendigerweise zu verankern und gestalterisch weiter auszudifferenzieren.
Das „Gedenkareal Dresdner Norden“ macht die historische Gestalt von Erinnerungsorten und deren Verbindungslinien sichtbar. Es entsteht ein Möglichkeitsraum, wie mit den materiellen wie immateriellen Hinterlassenschaften der nationalsozialistischen Vergangenheit perspektivisch umgegangen werden soll und an dem sich Erinnerungs-, Forschungs- und politische/kulturelle Bildungsarbeit miteinander verbinden. Im Rahmen dieses Ideenwettbewerbes geht es demnach um eine inhaltlich, künstlerisch und didaktisch überzeugende Idee und Konzeption für lokalhistorische Orte, die die Menschen erreichen soll.
1 | Verfahren
1.1 Auslobende, Wettbewerbssteuerung und -betreuung
AuslobendeAuslobende dieses Ideenwettbewerbes ist die Landeshauptstadt Dresden, Geschäftsbereich Kultur und Tourismus, vertreten durch das Amt für Kultur und Denkmalschutz.
Wettbewerbssteuerung
Für die Vorbereitung, Wettbewerbsteuerung und Abwicklung des Wettbewerbsverfahrens ist das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden verantwortlich. Das Amt behält sich vor, eine zusätzliche Projektassistenz einzusetzen.
Wettbewerbsbetreuung:
Landeshauptstadt Dresden
Amt für Kultur und Denkmalschutz
Königstraße 15, 01097 Dresden
E-Mail kultur-denkmalschutz@dresden.de
1.2 Art des Ideenwettbewerbs und Ablauf
Die Auslobung erfolgt als einstufiger interdisziplinärer Ideenwettbewerb mit vorgeschaltetem, deutschlandweit offenen Bewerbungsverfahren (vgl. Punkt 1.3). Es werden sieben Teilnehmer und Projektgruppen im Bewerbungsverfahren durch ein Auswahlgremium ausgewählt und zur Teilnahme am Wettbewerbsverfahren eingeladen.
Das Wettbewerbsverfahren wird anonym durchgeführt. Die Wettbewerbssprache ist Deutsch. Nach Eingang der Verfassererklärung (Anlage 4.1) beginnt die Teilnahme am Ideenwettbewerb zur Erarbeitung der erinnerungskulturell orientierten Entwürfe. Nachfragen zum Verfahren sind ausschließlich schriftlich an die Auslobende zu richten. Bislang ist vorgesehen, die Rückfragen im Rahmen eines Rückfragenkolloquiums zu beantworten. Die Teilnahme an diesem Kolloquium wird dringend empfohlen. Sollte es aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich sein, das Kolloquium in der geplanten Form durchzuführen, werden alle Beteiligten rechtzeitig über die alternative Vorgehensweise informiert. Alle relevanten Termine finden Sie unter Punkt 1.12.
1.3 Teilnahme und Bedingungen
A Bewerbungsverfahren
Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Bewerbungsverfahren ist nicht begrenzt. Berechtigt zur Teilnahme sind Arbeitsgemeinschaften aus Architekten, Landschaftsarchitekten und Künstlern, Designern, Grafikern, Historikern, Vertretern der zivilgesellschaftlichen Erinnerungskultur, der Gedenkstätten, der Vereine, Verbände und Initiativen sowie interdisziplinäre Teams mit Erfahrungen in der Projektierung historischer Themenfelder und Umsetzungen im öffentlichen Raum bzw. solchen, in denen unterschiedliche Disziplinen und Gewerke miteinander interdisziplinär verbunden sind, also etwa Gestalter- und Projektteams, in denen Künstler und Architekten kooperativ mitarbeiten.
Als Mindestanforderung müssen ein/e Künstler/in und ein/e Architekt/in oder ein/e Künstler/in und ein/e Landschaftsarchitekt/in gemeinsam in einer Arbeitsgemeinschaft vertreten sein. Diese Zusammenarbeit ist im Bewerbungsprozess von interdisziplinären Teams entsprechend nachzuweisen. Die Teilnahme von jungen Büros ist durch die Auslobende ausdrücklich gewünscht.
B Wettbewerbsverfahren
Teilnahmeberechtigt sind maximal sieben Teilnehmer und Projektgruppen, die im Rahmen des Bewerberverfahrens (vgl. Punkt 1.2) durch das Auswahlgremium ausgewählt wurden.
1.4 Grundsätze und Richtlinien des Ideenwettbewerbs
Der Ideenwettbewerb erfolgt in Anlehnung an die Grundsätze und Leitlinien zur Durchführung von Wettbewerben und anderen Projekten auf dem Gebiet der Bildenden Kunst, veröffentlicht im Handbuch Pro Kunst 5 des BBK von 2012 sowie in Anlehnung an die Richtlinie für Planungswettbewerbe von 2013 (RPW 2013), soweit diese für einen Ideenwettbewerb anwendbar sind.
Die zum Ideenwettbewerb eingeladenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer verpflichten sich, eine Arbeit einzureichen, die eigens für diesen Ideenwettbewerb und die Wettbewerbsaufgabe konzipiert ist.
Jede/r Teilnehmer/in, Preisrichter/in und Sachverständige erklärt sich durch seine/ihre Beteiligung oder Mitwirkung am Ideenwettbewerb mit den Teilnahmebedingungen einverstanden. Wettbewerbsbeiträge, die vor oder während der Laufzeit des Verfahrens veröffentlicht werden, verstoßen gegen die in § 1 Absatz 4 und § 6 Absatz 2 der RPW 2013 geforderte Anonymität und werden von der Beurteilung durch das Preisgericht ausgeschlossen. Die Teilnehmer*innen werden beim Zugang zum Wettbewerb und im Verfahren gleichbehandelt. Für alle Teilnehmende gelten die gleichen Bedingungen und Fristen.
Ihnen werden die gleichen Informationen jeweils zum gleichen Zeitpunkt übermittelt. Verlautbarungen jeder Art über Inhalt und Ablauf vor und während der Laufzeit des Verfahrens einschließlich der Veröffentlichung der Ergebnisse dürfen nur über die Auslobende abgegeben werden.
Jede/r Teilnehmer/in, Preisrichter/in und Sachverständige willigt durch ihre/seine Beteiligung bzw. Mitwirkung am Verfahren ein, dass die personenbezogenen Daten im Zusammenhang mit o. g. Wettbewerb bei der Auslobende in Form einer Datei geführt werden. Nach Abschluss des Verfahrens werden diese auf Wunsch gelöscht; bei den Teilnehmenden durch entsprechenden Vermerk auf der Verfassererklärung. Gemäß Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist die Einwilligung der Beteiligten notwendig, da eine spezifische gesetzliche Rechtsgrundlage für die Führung dieser Datei nicht vorliegt. Die Daten werden gemäß der jeweiligen gesetzlichen Vorschrift zeitlich begrenzt gespeichert. Die Löschung der personenbezogenen Daten richtet sich nach Art. 17 DSGVO und erfolgt im Regelfall, wenn diese für die Zwecke, für die sie erhoben oder auf sonstige Weise verarbeitet wurden, nicht mehr notwendig sind (Abschluss des Wettbewerbsverfahrens), die zugrundeliegende Einwilligungserklärung widerrufen oder Widerspruch gegen die Verarbeitung erhoben wird. Die Empfänger der Daten sind die Auslobende und die Wettbewerbsbetreuung dieses Ideenwettbewerbs.
Rechte der Beteiligten
Beteiligte des Ideenwettbewerbs haben gegenüber der Auslobende folgende Rechte hinsichtlich der sie betreffenden personenbezogenen Daten: Recht auf Auskunft gem. Art. 15 DSGVO, Recht auf Berichtigung gem. Art. 16 DSGVO, Recht auf Berichtigung und Löschung gem. Art. 17 DSGVO, Recht auf Einschränkung der Verarbeitung gem. Art. 18 DSGVO, Recht auf Widerspruch gegen die Erhebung, Verarbeitung und/oder Nutzung gem. Art. 21 DSGVO und Recht auf Datenübertragbarkeit, Art. 20 DSGVO.
1.5 Bewerbungsverfahren
Folgende Leistungen sind für die Bewerbung zur Teilnahme am Wettbewerb digital einzureichen:
1.) Nachweis der Professionalität aller Teilnehmer/Projektgruppen durch
- Nachweis der beruflichen/künstlerischen/erinnerungskulturellen Qualifikation oder
- Nachweis der Berufserfahrung anhand einer kurzen Biographie (maximal eine Seite DIN A4)
oder
- Eintragung/ Mitgliedschaft in einem Verband/Verein mit entsprechender Expertise.
2.) Darstellung eines deskriptiv konzeptionellen Ansatzes einschließlich einer groben räumlichen Einordnung im Bearbeitungsgebiet und Verdeutlichung des Ansatzpunktes bzw. der basalen Intention des Vorschlages mittels Erläuterungsbericht (max. 3 Seiten DIN A4, Schriftgröße Calibri, 12 Punkt): Dieser soll die Intention der Teilnehmer und Projektgruppen erläutern und erste Auskunft geben über die vorgesehene Projektdurchführung und die technische Umsetzung.
3.) Darstellung der typischen und individuellen Arbeitsweise der Teilnehmer und Projektgruppen anhand von mindestens einer, maximal drei Arbeitsprobe/n eines Lösungskonzeptes/ einer Realisierung. Die Darstellung der Arbeitsproben soll auf je einer Seite (DIN A4, Auflösung 300dpi) erfolgen und neben aussagekräftigen Bildern folgende Informationen enthalten:
- Verfasser, Titel, Datum
- Ort, Material, Größe
- Kontext (z.B. Wettbewerb / freie Arbeit),
- erläuternder Kurztext von max. ca. 1.000 Zeichen (Schrift Calibri, 12 Punkt oder gleichwertig)
Auswahlgremium Bewerbungsverfahren
Die sieben Teilnehmer und Projektgruppen am Wettbewerbsverfahren (vgl. Punkt 1.2) werden durch Fachpreisrichter und Sachpreisrichter ausgewählt und zur Abgabe eines Entwurfes sowie einer konkreten Projektkonzeption aufgefordert. Das Auswahlgremium für das Bewerbungsverfahren besteht aus den folgenden Personen:
Fachpreisrichter
1x Künstler/-in
1 x Architekt/-in
1x Landschaftsarchitekt/-in
1x Center for Open Digital Innovation and Participation (CODIP) der TUD
Sachpreisrichter
2x Stadtverwaltung Dresden
1x Stiftung Sächsische Gedenkstätten
1x Kunsthistoriker/-in
Ergänzend können weitere Sachverständige (ohne Stimmrecht) hinzugezogen werden. Die Entscheidung des Auswahlgremiums ist bindend.
Kosten Bewerbungsverfahren
Ein Bearbeitungsentgelt / Beteiligungshonorar wird in der Bewerbungsphase nicht gezahlt.
Termine Bewerbungsverfahren
Die Laufzeit des Bewerbungsverfahrens ist vom 01.02.2022 - 04.03.2022. Die Teilnehmer und Projektgruppen werden bis zum 01.04.2022 zur Teilnahme am Wettbewerbsverfahren aufgefordert. (vgl. 1.12)
1.6 Wettbewerbsverfahren
Die ausgewählten Wettbewerbsteilnehmer und Projektgruppen werden gebeten, folgende Unterlagen als ihren Wettbewerbsbeitrag / Entwurf einzureichen:
- Visualisierung, grafische Darstellung des Entwurfs bzw. der konkreten Projektkonzeption sowie deren räumliche Einordnung im Kontext des avisierten Bearbeitungsgebiets auf maximal zwei Blättern DIN A0 (Querformat).
- Modell oder Materialprobe zur Darstellung der dargelegten Idee sowie eine geeignete Darstellung der konkreten räumlichen Einordnung in den Planungsunterlagen. Bei der Dimensionierung der Modelle oder Materialproben sind die Einreichungsmodalitäten (Größe und Anzahl der Umzugskartons, vgl. Punkt 1.7) zu beachten.
- schriftliche Erläuterung des künstlerisch-gestalterischen Vorhabens auf maximal zwei DIN A4-Seiten (Schrift Calibri Größe 12 oder gleichwertig) mit Angaben zu folgenden Punkten:
- Inhalt des Vorhabens, künstlerisch-gestalterisches Konzept und Darstellung der Beziehungsinterdependenzen im Bearbeitungsgebiet
- Materialien und Arten der Ausführungstechnik
- Angaben zu ggf. erforderlichen baulichen Rahmenbedingungen einschl. deren Umsetzung
- Angaben zu Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Sicherheit (u.a. Errichtungskosten, Dauerhaftigkeit, Unterhalt, Verkehrssicherheit bzw. Unfallverhütungsschutz)
- schriftliche Erläuterung des Vermittlungskonzeptes auf maximal einer DIN A4-Seite (Schrift Calibri Größe 12 oder gleichwertig)
- Darstellung der Gesamtkosten in Herstellungs-/Errichtungs- und Honorarkosten (inklusive aller Planungsleistungen und Tiefbaukosten) sowie Darstellung möglicher Folgekosten pro Jahr für einen Betrachtungszeitraum von fünf Jahren (u.a. Betriebs- und Wartungskosten, Instandhaltungskosten, Lizenzen). Für erforderliche Fremdleistungen sind Grobkalkulationen einzuholen. Die Gesamt- und Folgekosten sind nachvollziehbar zu untersetzen.
- Darstellung eines groben Zeitplanes für den Zeitraum der Werk-und Ausführungsplanung.
- Sofern mit detaillierten Textentwürfen gearbeitet wird, sind im Falle der Realisierungsbeauftragung weitere Abstimmungsprozesse mit der Auslobende durchzuführen
1.7 Einreichungsmodalitäten des Wettbewerbsverfahren
Alle Teilnehmer dürfen nur eine Wettbewerbsarbeit einreichen. Alle eingereichten Unterlagen müssen einzeln mit einer selbst gewählten, vierstelligen Kennzahl gekennzeichnet sein, um die Anonymität zu wahren. In einem gesonderten geschlossenen Umschlag, der ebenfalls mit der Kennzahl zu versehen ist, wird der Name der Einreicherin/des Einreichers hinterlegt. Alle Entwürfe und Unterlagen sind in Papierform sowie als digitale Datei (auf einem Datenträger) einzureichen. Die Papierunterlagen sind in einem geschlossenen Umschlag, einer Mappe oder Rolle einzureichen. Das Modell /die Materialproben sind in maximal zwei Umzugskartons (max. 65 x 35 x 37cm) transportsicher zu verpacken und zu liefern. Das Risiko einer Transportbeschädigung tragen die Teilnehmer*innen und Projektgruppen.
Letzter Termin der Einreichung ist der 03.06.2022. Spätere Eingänge können nicht berücksichtigt werden. Beiträge, die nicht zum angegebenen Zeitpunkt vorliegen, werden vom weiteren Verfahren ausgeschlossen.
1.8 Preisgericht, Prüfung im Wettbewerbsverfahren
Die Jury im Wettbewerbsverfahren setzt sich wie folgt zusammen:
Stimmberechtigte Fachpreisrichter:
Fachpreisrichter
2x Architekt/-in
1x Landschaftsarchitekt/-in
2x Künstler/-in
2x Wissenschaftler/-in Erinnerungskultur / Gedenkstättenarbeit
1x Center for Open Digital Innovation and Participation (CODIP) der TUD
Sachpreisrichter
2x Stadtverwaltung Dresden
1x Kunsthistoriker/-in
2x Stadtrat der Landeshauptstadt Dresden
Das Preisgericht kann im Wettbewerbsverfahren weitere Sachverständige (ohne Stimmrecht) sowie Gäste hinzuziehen.
1.9 Aufwandsentschädigung, Preisgeld und Realisierungssumme
Jede/r Wettbewerbsteilnehmer bzw. Projektgruppe erhält eine Aufwandsentschädigung von 1.500,00 EUR (in Worten: eintausendfünfhundert Euro) inklusive der gesetzlich geschuldeten Umsatzsteuer, sofern eine den Auslobungsbedingungen entsprechende Arbeit fristgerecht eingereicht und durch das Preisgericht zur Bewertung zugelassen wird. Mit der Aufwandsentschädigung sind alle in Verbindung mit der Teilnahme am Wettbewerbsverfahren (Stufe 2) anfallenden Kosten/ Aufwendung abgegolten.
Es werden keine Preisgelder vergeben. Die Beteiligungshonorare werden gezahlt, unabhängig davon, ob der Entwurf realisiert wird. Sie werden später auch nicht mit dem Ausführungshonorar verrechnet. Die Jury behält sich vor, Platzierungen vorzunehmen.
Für die Realisierung des Vorhabens gibt es keinen festgelegten Kostenrahmen. Die Umsetzung sollte in einem angemessenen und realistischen Rahmen erfolgen. Eine qualifizierte Kostenschätzung ist zwingender Bestandteil der Wettbewerbseinreichung.
1.10 Beurteilungskriterien
Die Beurteilungskriterien ergeben sich aus der Aufgabenstellung und den in der Auslobung beschriebenen Zielvorstellungen der Auslobende. Die wichtigsten Beurteilungskriterien sind die Entwurfsidee, der künstlerische und progressive Leitgedanke, die gestalterische Umsetzung, die räumliche Einbindung in das Bearbeitungsgebiet und das Konzept zur didaktischen Vermittlung.
1.11 Abschluss des Ideenwettbewerbs und weitere Bearbeitung
Bekanntgabe der Ergebnisse
Das Ergebnis des Ideenwettbewerbs wird allen Teilnehmenden unmittelbar nach der Entscheidung des Preisgerichts mitgeteilt. Das Ergebnisprotokoll der Preisgerichtssitzung wird allen am Wettbewerb Beteiligten zugesandt.
Ausstellung
Die Auslobende stellt nach Abschluss des Wettbewerbsverfahrens die eingereichten Entwürfe öffentlich aus. Eröffnung, Ort und Dauer der Ausstellung werden allen am Wettbewerb Beteiligten sowie der Presse zeitnah bekannt gegeben.
Weitere Bearbeitung
Die Auslobende beabsichtigt, bei der Auftragsvergabe entsprechend der Empfehlung des Preisgerichts zu verfahren und der/dem Verfasser/in des zur Realisierung empfohlenen Entwurfs die weitere Bearbeitung zu übertragen. Sofern sich eventuell notwendige Anpassungen des Entwurfs erforderlich machen (Empfehlungen des Preisgerichts oder technische Obliegenheiten), muss dies einvernehmlich mit den potentiellen Auftragnehmern erfolgen. Eine in Aussichtstellung der Realisierung wird für 2023/24 angestrebt. Es besteht jedoch keine Verpflichtung der Auslobende zur Ausführung, sofern die eingegangenen Arbeiten deren Erwartung nicht erfüllen oder unvorhergesehene Ereignisse die Realisierung verhindern.
Eigentum und Urheberrecht
Die digital eingereichten Unterlagen aller Wettbewerbsarbeiten gehen zu Dokumentationszwecken in das Eigentum der Auslobende über. Die Teilnehmer und Projektgruppen werden rechtzeitig über die Abholmodalitäten informiert. Das Urheberrecht und das Recht zur Veröffentlichung der Entwürfe bleiben den Verfasser*innen erhalten. Die Auslobende ist berechtigt, die zur Beurteilung zugelassenen Arbeiten nach Abschluss des Ideenwettbewerbes ohne weitere Vergütung zu dokumentieren, auszustellen und (auch über Dritte, sofern es sich nicht um eine gewerbliche Nutzung handelt) zu veröffentlichen. Das Erstveröffentlichungsrecht der eingereichten Wettbewerbsarbeiten liegt bei der Auslobende. Die Namen der Verfasser*innen werden bei jeder Veröffentlichung genannt. Eine gesonderte Vergütung im Fall einer Veröffentlichung erfolgt nicht.
Haftung
Für Beschädigung oder Verlust der eingereichten Arbeiten haftet die Auslobende nur im Falle nachweisbar schuldhaften Verhaltens.
1.12 Zusammenfassung der Terminübersicht
01.02.2022 | Veröffentlichung der Ausschreibung
Bewerbungsverfahren (Stufe 1)
01.02.2022 - 04.03.2022 | Laufzeit des Bewerbungsverfahrens
bis 23.02.2022 | Rückfragen möglich
04.03.2022, 15 Uhr | Bewerbungsschluss
12./13. KW 2022 | Auswahl Wettbewerbsteilnehmer und Projektgruppen
Wettbewerbsverfahren (Stufe 2)
01.04.2022 | Aufforderung zur Teilnahme am Wettbewerbsverfahren
01.04.2022 – 03.06.2022 | Laufzeit Wettbewerbsverfahren
09.05.2022 | Rückfragekolloquium
bis 27.05.2022 | schriftliche Rückfragen möglich
03.06.2022, 15 Uhr | Wettbewerbsschluss
Vorprüfung
27. KW 2022 | Jurysitzung und Information der Teilnehmer und Projektgruppen
Juli 2022 | Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge
Es besteht Einvernehmen darüber, dass sich die Terminschiene im Laufe des Verfahrens aufgrund von Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ändern kann und die Sitzung des Preisgerichts ggf. in einer digitalen Konferenzschaltung durchgeführt werden muss.
2 | Historischer Hintergrund und Erinnerungskultur
2.1 Historischer Hintergrund
Auch mehr als 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Shoa notwendig. Besonders die Orte der NS-Opfer- und Täterschaft, die Frage nach deren Formen, Ausprägungen und nach der Beteiligung und Verantwortung der deutschen Gesellschaft durch Ausgrenzung und Verfolgung, Verflechtung und Abhängigkeit wurden bisher nur punktuell und rudimentär aufgearbeitet.
Die Zerstörung des historischen Zentrums Dresdens vom 13. Februar 1945 beförderte jahrzehntelang eine Opfergeschichtsschreibung die erst in den vergangenen Jahren sukzessive entmythologisiert werden konnte. Im Selbstbild der Dresdnerinnen und Dresdner wie in der Wahrnehmung durch seine Besuchenden erschien die Elbestadt fast ausschließlich als ein Ort von Kultur und Kunst. Seit der Romantik hatte diese Zuschreibung jede andere Bedeutung Dresdens überstrahlt. Der Wettbewerb soll daher auch dazu beitragen, in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein schaffen, dass die Bombardierung Dresdens eine zwölfjährige Vorgeschichte hatte. Dresden war als mächtige Gauhauptstadt ein Zentrum des nationalsozialistischen Staates und seiner Verbrechen. Zahlreiche kulturelle Veranstaltungen, wie etwa die denunziatorische Ausstellung „Entartete Kunst“ 1933 oder die erste „Reichstheaterfestwoche“ 1934) sollten die propagandistische Erhöhung Dresdens zur ersten Kunststadt Deutschlands untermauern. Dresden entwickelte sich in den 1930er Jahren zugleich jedoch sukzessive zu einem der wichtigsten Rüstungsstandorte des Reiches. Die vormals auf Konsumgüter orientierte Dresdner Produktion, war nun durch die Herstellung von Maschinen, Flugzeug- und Waffenteilen vielfältigster Art geprägt, wie sie unabdingbar für die umfassende Kriegsführung waren.
Ab 1942 passierten täglich durchschnittlich 28 Militärtransportzüge den Bahnhof Dresden-Neustadt mit bis zu 20.000 Soldaten. Auch dies zeigt die enge logistische Verschränkung von Dresden als militärischem Zentrum und Transportdrehscheibe von größter Bedeutung. Der Güterbahnhof Dresden-Neustadt war Ausgangspunkt oder Zwischenstation für Deportationen vieler jüdischer Frauen, Männer und Kinder. Zwischen 1942 und 1944 erfolgte von hier aus ein Großteil der Transporte in die Ghettos Riga und Theresienstadt, in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau sowie in andere Konzentrationslager. Das nationalsozialistische Verfolgungs- und Vernichtungssystem wurde im Wohnort von Nachbarn, Bekannten und Verwandten gebilligt, befürwortet und unterstützt. Neben dieser Beteiligung gab es – entgegen häufig geäußerten, entschuldungsstrategischen Äußerungen nach 1945 – ein breit gestreutes und vielfach geteiltes Wissen über die nationalsozialistische Verfolgungs- und Vernichtungspolitik. An unzähligen Orten in Dresden kann man die Spuren der systematischen Verfolgung, von Zwangsarbeit, Folter, Inhaftierung oder Ermordung entdecken, aber nur monothematisch erfassen. Die im Ideenwettbewerb zu erwartenden geografischen und komplexen Interdependenzen der NS-Opfer- und Täterschaft sollen aufgezeigt und dargelegt werden.
2.2 Erinnerungskultur im Kontext des Bearbeitungsgebietes
Der Erinnerungsort ist ein, bisweilen sonderbar anmutendes Gespinst aus Raum und Zeit, das Präsenz mit Absenz, sinnliche Gegenwart mit historischer Vergangenheit verschränkt und dabei Attraktions- und möglicherweise auch Erkenntnispotenzial birgt. Das Vorhaben „Gedenkareal Dresdner Norden“ soll einen neuen Impuls für eine intensive, lebendige und strittige Auseinandersetzung mit Fragen und Formen des Erinnerns und Gedenkens im Sinne der zeitgenössischen Erinnerungskultur in Dresden erzeugen. Dabei soll keine Hierarchisierung und Bewertung der früheren Formen des Gedenkens vorgenommen werden. Der Ideenwettbewerb basiert auf der Initiative des Amtes für Kultur und Denkmalschutz sowie eines heterogenen Netzwerkes aus zivilgesellschaftlichen Akteuren und setzt die langjährigen Bemühungen in der Landeshauptstadt Dresden fort, das Netz der Opfer- und Täterorte im Zeit des Nationalsozialismus in der Stadt sichtbar zu machen.
2.3 Hintergrundinformationen (Cloud) und Literaturliste (Auswahl)
Der Auslobung liegen verschiedene Hintergrundinformationen (Dresden Cloud) bei, die thematisch/ortsgebunden gegliedert Auskunft zu Projekten, Initiativen, Veranstaltungen, Seminararbeiten, Lagepläne etc. geben: angelegt unter:
https://cloud.dresden.de/s/V1NXdb2PpdmguBg
Zugangskennwort: Idee2022
Weiterführende Literatur (Auswahl) und weiterführende Informationen
- Marcus Gryglewski: Zur Geschichte der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Dresden 1933–1945. In: Norbert Haase, Steffi Jersch-Wenzel, Hermann Simon (Hrsg.): Die Erinnerung hat ein Gesicht. Stiftung Sächsische Gedenkstätten und Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 1998, S. 98 ff.
- Die Juden sind weg. Das Lager Dresden Hellerberg. Eine Dokumentation von Ernst Hirsch und Ulrich Teschner. [Dokumentarfilm]. Heller-Film, Dresden 1997.
- Nora Goldenbogen: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Dresden seit 1938 – ein Überblick. In: Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Zwischen Integration und Vernichtung. Jüdisches Leben in Dresden im 19. und 20. Jahrhundert. Dresdner Hefte, Jg. 14, Heft 45, Nr. 1, 1996, S. 82.
- Felix Greiner-Petter, Thomas Neumayer, Lennart Senger und Manuel Bäumler (Hrsg.): "Handbuch zum Weiterdenken - Inspirationsort. Alter Leipziger Bahnhof Dresden. Was wäre, wenn ...?", Thelem Universitätsverlag und Buchhandel, Dresden 2021.
- Annika Dube-Wnęk: Strukturelle Gewalt im nationalsozialistischen Gesellschaftssystem am Beispiel der Ausländerkinder-Pflegestätten und der Forschungsergebnisse für das „Entbindungslager Kiesgrube“ in Dresden. Dresden, 5. Dezember 2011 (Bachelorarbeit an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit Dresden, online).
- Gisela Schwarze: Kinder, die nicht zählten. Ostarbeiterinnen und ihre Kinder im Zweiten Weltkrieg. Klartext-Verlagsgesellschaft, Essen 1997.
- Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 4, München 2006, S. 88–91.
- Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hg.): Flossenbürg. Das Konzentrationslager und seine Außenlager, München 2007.
- Daniel Goldhagen: Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, Berlin 1996.
- Heinz Schulz: Rüstungsproduktion im Raum Dresden 1933-1945, AK Sächsische Militärgeschichte e.V., Dresden 2005.
- Walter Wießner, Reinhardt Balzk: Zwangsarbeiter in Dresden (Memento vom 26. Januar 2009 im Internet Archive). Edition 2004, April 2004, (PDF).
- Marion Stein: Friedhöfe in Dresden. Kulturamt der Stadt Dresden (Hrsg.), Verlag der Kunst Dresden, 2000.
- Matthias Neutzner: Heidefriedhof: Lernen am konfliktbeladenen Erinnerungsort, in: Dresdner Hefte; 34 (2016), Seite 75-85.
- Matthias Neutzner: Erinnerungsort Heidefriedhof. Geschichte und Perspektiven, Dresden 2014.
- Johannes Wolff, Matthias Neutzner (Hrsg.), Kolloquium Heidefriedhof Dresden: Lernen an konflikt-haften Erinnerungsorten, Dresden 2017.
- Ilko-Sascha Kowalczuk, Stefan Wolle: Roter Stern über Deutschland. Sowjetische Truppen in der DDR, Berlin 2010, S. 132 ff.
- Henny Brenner: Das Lied ist aus. Ein jüdisches Schicksal in Dresden, Dresden 2005.
- Holger Hase und Wolfgang Scheder: Dresdner Kriegsgräberstätten. Erinnerungsorte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Hrsg. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Dresden 2010. S. 56-59.
- Wolfgang Curilla, Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945, Paderborn 2011.
- Thomas Nitschke: Die Gartenstadt Hellerau im Spannungsverhältnis zwischen weltoffener Reform-siedlung und nationalistisch gesinnter völkischer Gemeinde. Dissertationsschrift, Halle 2007.
- Meike Griese, Meike, Joerg-Rainer Oesen: "Lernräume. Von der Landesschule Dresden zur Akademie". Dresden 2018
- Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten unterhält eine Datenbank zu den jüdischen NS-Opfern in Dresden 1933-1945. Weitere Erklärungen dazu finden sich hier.
- Weitere Informationen zum Projekt Alter Leipziger Bahnhof
- Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. unterhält und erweitert eine Reihe von Denkzeichen, die an das jüdische Leben und Leiden in Dresden erinnern
- zur Auseinandersetzung mit der Thematik der Ausländerkinder-Pflegestätten allgemein und dem Entbindungslager Kiesgrube im Besonderen
- Zum Tag des offenen Denkmals 2013 unter dem Motto: „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“, veranstaltete die Initiative des friedrichstadtZentral e.V. und der damals neugegründeten ZENTRALWERK e.G ein umfangreiches Programm zur Geschichte des Objektes in der Zeit des Nationalsozialismus. Dabei entstand auch dir Hörstation „audioscript“, ein hörbuch/podcast-basierter Stadtrundgang zu Verfolgung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden in Dresden 1933-1945 in 13 Stationen / Abrufbar hier.
3 | Wettbewerbsaufgabe
3.1 Aufgabenstellung
Mit dem Ideenwettbewerb „Gedenkareal Dresdner Norden“ soll ein Konzept für die Dresdner Erinnerungskultur erarbeitet werden, das die historischen Standorte der Opfer- und Täterorte im Zeit des Nationalsozialismus sowie die dazwischenliegenden Wege im Bearbeitungsgebiet Dresdner Norden exemplarisch in einen sichtbaren Zusammenhang setzt. Damit soll die logistische und geografische Interdependenz der Standorte erkennbar gemacht und konzeptionell Brücken zu weiteren Gedenkorten in der Stadt geschlagen werden.
Grundvoraussetzung ist eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen des Erinnerns und Gedenkens im Sinne einer zeitgenössischen Erinnerungskultur. Bereits bestehende Gedenk- und Erinnerungsorte und interdependente Standorte und Areale im Stadtraum Dresden Nord, wie z.B. der Heidefriedhof, das ehemalige Goehle-Werk (heute Zentralwerk), der St. Pauli-Friedhof, der Sowjetische Garnisonfriedhof, der Nordfriedhof, das ehemalige Zwangsarbeiterlager Hellerberg, später „Entbindungslager Kiesgrube“, die ehemalige Polizeischule Hellerau auf dem Areal des Festspielhauses Hellerau und die ehemalige Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NAPOLA) Dresden (heute DGUV Akademie) sind dabei zu beachten und die historischen Orte in Beziehung zu setzen. Die Geschichte des Alten Leipziger Bahnhofes – Güterbahnhof Dresden Neustadt als erster Ferneisenbahnhof Deutschlands (Leipzig-Dresdner Eisenbahn, 1839) und Ausgangspunkt für die Deportation der Dresdner Jüdinnen und Juden während der NS-Zeit fungiert hier als zentrales und zynisches Verbindungsstück zu den authentischen Orten der Ausgrenzung und Vernichtung. Der nur schwer lesbare Ort hat nach seiner Stilllegung immer mehr von seiner historischen Substanz verloren. Bis heute ist der ehemalige Deportationsort im Erinnerungsdiskurs nur unzureichend berücksichtigt und muss neu bewertet und erst noch für eine breite Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden. Das Areal des Alten Leipziger Bahnhofs bildet das signifikante Fundament und soll mit dem Ergebnis des Ideenwettbewerbs eine wahrnehmbare Präsenz erhalten und als historischer Ort der Deportation eindrucksvoll markiert werden.
3.2 Arbeitsbereiche
Das „Gedenkareal Dresdner Norden“ soll prinzipiell auf das gesamte Gebiet der Landeshauptstadt Dresden adaptierbar sein, der Schwerpunkt muss jedoch zunächst auf der Entwicklung im geplanten Bearbeitungsgebiet liegen. Bedingt durch die historische und geografische Entwicklung der Stadt befanden sich dort relevante Opfer- und Täterorte im Zeit des Nationalsozialismus.
Das mögliche Arbeitsgebiet bezieht sich auf folgende Standorte:
- Alter Leipziger Bahnhof – Güterbahnhof Dresden-Neustadt, Eisenbahnstraße 1–2, 01097 Dresden.
- Gebäudekomplex des ehemaligen Rüstungsbetriebs Goehle-Werk der Zeiss Ikon AG – heute Zentralwerk - Kultur- und Wohngenossenschaft Dresden eG, Riesaer Straße 32, 01127 Dresden
- ehemaliges Zwangsarbeiterlager Hellerberg – später "Entbindungslager Kiesgrube" und Ausländerkinder-Pflegestätte zwischen Hammerweg, Radeburger Straße und Stauffenbergallee, 01129 Dresden
- St.-Pauli-Friedhof, Hechtstraße 78, 01127 Dresden
- Heidefriedhof Dresden, Moritzburger Landstraße 299, 01129 Dresden
- Sowjetischer Garnisonsfriedhof Dresden, Marienallee, 01099 Dresden
- Dresdner Nordfriedhof, Kannenhenkelweg 1, 01099 Dresden
- ehemalige Polizeischule Hellerau auf dem heutigen Areal des Festspielhauses Hellerau, Karl-Liebknecht-Str. 56, 01109 Dresden
- ehemalige Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NAPOLA) Dresden (heute DGUV Akademie), Königsbrücker Landstraße 2-4, 01109 Dresden
Es können von den Teilnehmern und Projektgruppen am Wettbewerb weitere Orte im Bearbeitungsgebiet ausgewählt werden.
3.3 Allgemeine Rahmenbedingungen
Grundsätzlich gilt, dass von dem Vorhaben keine Gefährdung und Beeinträchtigung der Nutzung der Standorte ausgehen darf; baurechtliche Belange (u.a. keine Brandlasten in Flucht- und Rettungswegen, keine Einengung von Flucht- und Rettungswegen) und bautechnische Belange (u.a. Befestigungen, Versorgungen) müssen berücksichtigt werden. Für die Realisierung von temporären Kunstprojekten im öffentlichen Raum im Bearbeitungsgebiet ist eine besondere Prüfung und Genehmigung durch die Fachämter der Landeshauptstadt Dresden erforderlich. Mögliche Einschränkungen sind aus diesem Grund bei der Entwicklung der Arbeiten zu berücksichtigen. Das Konzept sollte Ansätze für eine inklusive Realisierung und Vermittlung beinhalten. Auch die Belange des Denkmalschutzes sind gegebenenfalls bei Objekten zu berücksichtigen.
4 | Wettbewerbsbeiträge
# # # S I E G E R E N T W U R F # # #
MNEMO DRESDEN
(Wettbewerbsbeitrag 1005)
„Wie der Bruch in der Geschichte, der durch die grausame Herrschaft der Nationalsozialisten verschuldet wurde, stehen die entworfenen Skulpturen an den Erinnerungsorten für herausgebrochene Splitter, die sich über das gesamte Stadtgebiet ausbreiten. Durch ihre kontrastierende Gestalt im Stadtraum sollen diese Objekte in Form von Gedenktafeln, Stelen bis hin zu raumgreifenden Installationen Aufmerksamkeit erregen und zugleich Wissen vermitteln.“
Physische Umsetzung und Vermittlung
- Obligatorischer Ausgangspunkt der Verfasser ist der Alte Leipziger Bahnhof. Über dem Gebäude soll eine über eine Aussentreppe zugängliche, weithin sichtbare halböffentliche Plattform installiert werden.
- Auf ihrer Unterseite ist eine großformatige Karte abgebildet, die die einzelnen Orte des Gedenkareals verzeichnet. Sie bildet die Decke über dem Obergeschoss, das als Dauerausstellung genutzt werden soll. Das Erdgeschoss soll ein interaktives Archiv erhalten und neben Wechselausstellungen auch Raum für die verschiedenen Akteursgruppen bieten.
- Zur Kennzeichnung der einzelnen Gedenkorte wird ein skulpturales Element vorschlagen, das in verschiedenen Dimensionen und Farben als wiederkehrendes Motiv Aufmerksamkeit erregen soll. Dieser „Splitter“ soll eingeprägte Schrift-Informationen erhalten, sowie QR-Codes für Handy-Applikationen.
- Am Hellerberg soll ein hoch aufragender blauer „Splitter“ den Zugang zu einem Rundweg markieren. Weitere „Splitter“ markieren verschiedene Gedenkorte entlang eines Erinnerungspfades. Sie könnten beispielsweise über einen partizipativen Gestaltungsprozess mit einem aus dem Kontext entwickelten fortlaufenden Lied- oder Gedichttext versehen werden.
- An anderen Orten könnten zum Beispiel auch einzelne Gebäude mit kleineren „Splittern" markiert werden. Der Ansatz antizipiert eine zukünftige partizipative Weiterentwicklung über die in der Auslobung benannten Gedenkorte hinaus.
Projektteam
- Künstler: Jochem Hendricks
- Architekten:
- Prof. Andrea Wandel
- Prof. Wolfgang Lorch
- Florian Götze
- Thomas Wach
- (Wandel Lorch Götze Wach GmbH)
Einschätzung der Jury
Das Preisgericht würdigt den mutigen, raumgreifenden Entwurf des Projektes MNEMO DRESDEN. Zentraler Ausgangspunkt ist dabei eine Plattform, die als Ort des Gedenkens an die Deportationen 1941/42 am Alten Leipziger Bahnhof über einem historischen Bestandsgebäude errichtet werden soll. Von dieser architektonischen Setzung aus soll der Rundblick auf das Dresdner Stadtgebiet und insbesondere auf das Netz weiterer Standorte, die mit dem Thema NS-Diktatur in Verbindung stehen (Hellerberg, Göhle-Werke, Albertstadt), ermöglich werden.
Sogenannte Splitter, in unterschiedlichen dreidimensionalen Ausprägungen, sollen als Pendant zur Plattform und mit kurzen Texten sowie QR-Codes versehen, dezentral die weiteren im Wettbewerb benannten Gedenkorte markieren. Flankiert wird die Plattform am Alten Leipziger Bahnhof durch eine im Boden derselben eingebrachte Karte des Stadtgebietes Dresden.
Die Entwurfsidee verbindet den im Wettbewerb geforderten analogen und digitalen Vermittlungsansatz. Das Ensemble des Alten Leipziger Bahnhofs als einstiger erster deutscher Fernbahnhof und Eisenbahndrehkreuz während der NS-Diktatur erfährt mit der Idee der Plattform eine spezielle bauliche Setzung, die die historische Bausubstanz ergänzt, im positiven Sinne irritiert, den Zivilisationsbruch architektonisch erfahrbar macht und damit zur Diskussion einlädt.
Die Stärke der Entwurfsidee liegt aus Sicht des Preisgerichts sowohl im progressiven mutigen Ansatz der Plattform und deren raumgreifender Prägung wie in der Verbindung mit den modular erweiterbaren Splittern für dezentral zu markierende Orte.
Das Preisgericht geht davon aus, dass sowohl die baukonstruktive organische Verbindung der Plattform mit dem unter Denkmalschutz stehenden Bestandsgebäude sowie die Frage der Barrierefreiheit in einer vertieften Planung lösbar sind.
Die sogenannten Splitter sind in ihrer Materialität durch die Einreicher als Kunststoff vorgesehen, hier empfiehlt das Preisgericht, ein langlebiges Material zu prüfen und alternativ einzusetzen.


Heterogenität und Erinnerung
(Wettbewerbsbeitrag 1001)
„Der Dresdner Norden ist als Gesamtgebiet schwer zu fassen. Orte von Gewalt und Deportation, Stätten militärischer Nutzung, auch Ruhestätten und Denkmäler, verorten sich heute bruchstückhaft im Gebiet (…). Die wechselvolle Vergangenheit und Gegenwart des Areals soll durch ein umfassendes, materialbasiertes und multimediales Gestaltungs- und Vermittlungskonzept vor Ort sicht- und erlebbar gemacht werden.“
Physische Umsetzung und Vermittlung
- Das Material Terrazzo versinnbildlicht die Verbindung von Bruchstücken, die in eine neue Form und zu einem neuen Ausdruck gebracht werden. „Störsteine“ aus Terrazzo mit integriertem QR-Code sollen an ausgesuchten Stellen in Gehwegen oder Pflasterungen integriert werden. Der Code verlinkt zu digitalen Lern- und Informationsangeboten.
- Skulpturen aus Terrazzo sollen - unter Verwendung von Fundstücken - zunächst am Alten Leipziger Bahnhof (ALB) und auf dem Standort des ehemaligen Lagers Hellerberg (LHB) entstehen.
- Der ALB soll nach Durchführung eines Architektenwettbewerbes zentraler Forschungs- und Informationsort des Gedenkareals werden. Bereits vorher sollen zwei flexible Werkstätten Anlaufpunkt für Besucher werden (Cafe´) und Akteuren vor Ort Raum für Aktivitäten geben.
- Auch virtuell / auf einer Internetplattform soll der ALB Ausgangspunkt für Informationen werden. Per App ansteuerbare Hörlandschaften sollen die Gedenkorte darüber hinaus kostenlos auditiv erleb- und erfahrbar machen
Projektteam
- Landschaftsarchitekten:
- Alexandra Liening
- Janis Vetter
- Kuratorin: Veronica Andres
- Weitere Beteiligte:
- Nele Welk
- Emilie Pohling
- Isabel Apel


Immersive Erinnerungskultur
(Wettbewerbsbeitrag 1002)
„Das Konzept „LICHTERERZÄHLER“ ist Ausdruck einer immersiven Erinnerungskultur. Die in unterschiedlichen Höhen, Dimensionen und Winkeln ausführbaren Licht-/ Schatten-Skulpturenverschränken historische Vergangenheit mit sinnlicher Gegenwart, markieren Beziehungsinterdependenzen zwischen den Erinnerungsorten und involvierten Besucher:innen auf unmittelbare, niedrigschwellige Weise durch Interaktion mit Solargeometrie. Die städtebauliche Dimensionierung nimmt die Bedeutung des Themas und den Maßstab des Areals / des jeweiligen Ortes auf. Die ästhetische Sprache drückt die existenzielle Härte und Wucht der geschichtlichen Ereignisse aus, macht Täter-Haltung und Opfer-Empfinden spürbar.“
Physische Umsetzung und Vermittlung
- An 12 Standorten wird die Aufstellung eines Licht-Schatten Objekts vorgeschlagen, in der Regel als großer fest installierter Schirm mit Öffnungen in der geneigten flachen Schirmoberfläche. Der Schattenbereich des Schirms soll zum Verweilen einladen. Hier befinden sich Informationsmöglichkeiten oder Links zu virtuellen Portalen. Unterschiedlich gestaltete Lichtöffnungen verursachen Lichtspiele auf Boden und Objekten.
- Am Alten Leipziger Bahnhof (ALB) markiert ein Turm die Bedeutung dieses für das Gedenken besonders wichtigen Ortes. Der Bahnhof selber soll zum Begegnungs- und Gedenkzentrum ausgebaut werden, mit (moderner) Ergänzung des nördlichen Kopfbaus.
- Eine Freilichtbühne soll Platz für Veranstaltungen bieten. Das ehemalige Gleisbett wird Skulpturengarten und über einen „Memorialweg“ erschlossen. Die Bahnbögen sollen geöffnet und der entstandene Raum nutzbar gemacht werden. Weitere örtlich vorhandene Gebäude, Akteure und Nutzungen sollen einbezogen und integriert werden.
- Am ehemaligen Lager Hellerberg wird ein etwas abweichendes Objekt vorgeschlagen, das die exakte Position und Abmessung einer der Baracken hat. Der Schattenverlauf soll dem der Baracke entsprechen und eine Art Zeitfenster in die Vergangenheit darstellen. Das Stahlgerüst des Objektes ist mit Blei verkleidet, das Dach erhält eine Lichtöffnung in einem polierten Edelstahlring.
- Die digitale Vermittlung erfolgt vor Ort mit Abspielgeräten, die vom Solarstrom der „LICHTERZÄHLER“ gespeist werden. weitere Vorschläge sind u.a.:
- digitales Virtual Reality (VR)-Fernrohr
- begehbare Augmented Reality (AR) Stadtkarte
- Rundgang-App mit „HistoCaching“ (Einspielen historischer Film- und Bilddokumente)
- Mediendatenbank
- Weitere angedachten Formate sind Kurzzeit-Künstlerstipendien, geführte Rundgänge, ein „begehbares Hörspiel“, Erzählcafés, Ausstellungen, Workshops, etc.
Projektteam
- Künstlerin: Ulrike Gärtner
- Architekt: Ruairí O‘Brien
- Weitere Beteiligte:
- Denk Mal Fort! e.V. - Holger Hase, Dr. Justus H. Ulbricht
- Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden - Uljana Sieber, Ulrike Gärtner
- Kultur Aktiv e.V. - Simon Wolf, Christin Finger
- Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten - Dr. Bert Pampel
- TU Dresden, Professur für Denkmalpflege und Entwerfen - Prof. Dr. Claudia Marx
- TU Dresden, Professur für Computergrafik und Visualisierung - Prof. Dr. Stefan Gumhold
- Hochschule für Bildende Künste, Professor für Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei und Architekturoberfläche - Prof. Mag. Dr. Markus Santner
Das Chronoskop
(Wettbewerbsbeitrag 1003)
„Das Chronoskop ist ein multimediales Informations-Element für den Außenraum. Es bietet allen – Stadtbenutzer*innen, Besucher*innen und Tourist*innen – auf neue Weise einen ersten Zugang zu den Orten und ihrer Geschichte. Das attraktive und zeitgemäße Angebot wirft mit unterschiedlichen Materialien einen Blick in die NS-Vergangenheit und stellt Zusammenhänge zu anderen Orten des nationalsozialistischen Netzwerkes der Unterdrückung, Ausbeutung und Machtdurchstzung dar.
(…) Das Besondere am Chronoskop ist, dass jede*r daran vorbeigehende Menschen passant im öffentlichen Raum angesprochen und die Neugier geweckt wird, weil ein bewegtes Bild immer die Aufmerksamkeit der Vorrübergehenden erregt.“
Physische Umsetzung und Vermittlung
- Das Konzept wird beispielhaft anhand der Standorte Alter Leipziger Bahnhof und ehemaliges Zwangsarbeiterlager Hellerberg erläutert. Die Idee soll sich auf alle weiteren Standorte anwenden lassen.
- Jeder Ort wird durch eine Skulptur aus zwei Silhouetten markiert, die mit leichtem Versatz Rücken an Rücken zueinanderstehen. Eine Figur symbolisiert dabei die „Opfer-“, die andere die „Täterseite“. Die Vorderseiten sind mit Abbildungen versehen, welche einen sichtbaren Bezug zum geschichtlichen Hintergrund des Ortes illustrieren.
- Auf verschiedenen Höhen sind Einblicke auf dahinterliegende Bildschirme integriert, welche den Betrachter*innen eine digitale Erschließung ermöglichen. Ein QR-Code führt zu weiteren Informationen und zur WebApp. Eine begleitende Webseite vertieft das digitale Angebot.
- Werbeflächen in der Stadt - z.B. auf den Medienschirmen der DVB - sollen auf das Gedenkareal hinweisen.
Projektteam
- Künstlerin: Monika Müller-Rieger
- Architekten: Büro Müller-Rieger
Uncertain Ground
(Wettbewerbsbeitrag 1004)
„Die Schwellen (…) artikulieren sich in Schnittlinien und Volumenkörpern, die einen Übertritt markieren, sich in gewohnte Wege und Blickrichtungen schieben und die historische und zeitgenössischen Deutungen des jeweiligen Ortes akzentuieren.
(…) Der Schnitt als Bild und als räumliche Intervention versinnbildlicht das Freilegen von Verschüttetem, Überwuchertem auf der einen aber auch das (sich) Öffnen auf der anderen Seite. Die Schnitte werden durchlässig verschlossen, die freigelegten Ebenen der Geschichte werden nicht versiegelt (…). An signifikanten Stellen, z.B. an den Eingängen der Orte erfolgen entlang der abstrakt visualisierten Gewebelinien, Geländeschnitte, die den Ort innerhalb des Gewebes markieren, Aufmerksamkeit erregen, die Zugänge markieren und eine oder mehrere Übertritte bzw. Schwellen, ausbilden und dadurch Besucher:innen und Passant:innen verlangsamen und deren Blick richten bzw. schärfen (…) Die Schwellen funktionieren grundsätzlich in mehreren Richtungen, sie legen sich in oder auf die örtlichen Zuwegungen und sind insofern unvermeidlich.
Physische Umsetzung und Vermittlung
- Zwischen den neun benannten Orten des Gedenkareals besteht ein Beziehungsgeflecht, das sich als zweidimensionaler Plan von Verbindungslinien darstellen lässt. Es entstehen gerichtete Linien, die sich vor Ort physisch in Form linearer Bänder manifestieren.
- Diese Bänder können Markierungen im Bodenbelag („Schnitte“) oder Erhebungen in Form von Sitzbänken („Schwellen“) sein. Beide ergänzen sich; für die „Schnitte“ wird Material des Bodenbelags entnommen, zu Schotter verkleinert und wieder eingebaut, zum Teil eingefasst durch Stahlkanten.
- Die Sitzbänke werden in einem ähnlichen Verfahren hergestellt; der gewonnene Schotter wird mit Stampfbeton verarbeitet und in Formen gepresst. Die entstehenden Bänke erhalten im Sandstrahlverfahren ausgefräste Schriftzüge mit den Ortsbezeichnungen und eingearbeitete Niedrigenergie-Bluetooth-Sender.
- Über diese Sender können ortsspezifische Informationen auf Mobilgeräten abgerufen werden.
- Ergänzendes Material wird ortsungebunden in einer App zur Verfügung gestellt.
- Das Konzept wird beispielhaft anhand der Standorte St. Pauli Friedhof, Alter Leipziger Bahnhof und ehemaliges Zwangsarbeiterlager Hellerberg dargestellt.
Projektteam
- Künstler: Dominique Hurth
- Architekt: Holzer Kobler
- Landschaftsarchitekten: SINAI
- Kurator: i.e. agency for design and communication
Arbeit durch Schichten
(Wettbewerbsbeitrag 1006)
„Das Projekt ermöglicht Zugänge zur Vergangenheit über Strategien des Storytelling und der individuellen Identifikation mit historischen und aktuellen Personen, an konkreten historischen Orten im Stadtraum sowie über eine Webplattform.
(…) Die Zugänge entwickeln sich über Comic-Charaktere der Personen als „Wheatpastes“ an Fassaden, Mauern, etc. an mit ihnen verbundenen historischen Orten, und QR-Codes als Schnittstellen zu einem Webspace. Dort finden sich Karten, Profilseiten der Orte und Charaktere sowie Hörstücke zum Spazierengehen.
Erzählcafés, Comic-Workshops u. ä. ergänzen und erweitern als Vermittlungsformate das Projekt partizipativ, eine performative Grabung markiert die Entstehung eines neuen Gedenkortes.“
Physische Umsetzung und Vermittlung
- Wesentliche Konzeptidee ist die Sichtbarmachung der Lebensgeschichten von Henny Brenner und Kurt Schlosser, die stellvertretend für die Dresdner Opfer von Verfolgung und Vertreibung im Nationalsozialismus stehen sollen.
- Auf der Grundlage von Fotografien sollen ihre Charaktere zeichenhaft dargestellt und über großformatige Plakate mit Mehlkleister / Wheatpaste im Stadtraum angebracht werden. QR-Codes auf diesen Plakaten öffnen weiterführende Informationen und Hörstücke, die die persönlichen Geschichten in ihren geschichtlichen Kontext einbetten sollen.
- Die gewählte Vermittlung lässt sich auf alle benannten (und unbenannten) Gedenkorte anwenden. Für den Standort Hellerberg wird ergänzend eine künstlerische Intervention vorgeschlagen, bei der ein geladener Künstler über einen Zeitraum von zwei Jahren von Hand mit dem Spaten einen bis zu sieben Meter tiefen keilförmigen Einschnitt in die Topografie ausheben soll. Ausgangspunkt ist der von den historischen Pfeilern begrenzte ehemalige Lagereingang, Endpunkt ist die Ebene, auf der die Baracken des Lagers standen (siehe dazu Modell und Video). In einer zweien Phase ab Mitte 2025 soll hier ein Park und Gedenkort gestaltet werden.
- Das Vermittlungskonzept beinhaltet neben den angesprochenen virtuellen Informationen und Hörstücken weitere Formate wie Erzähl- oder Sing-Cafés (beide im Zentralwerk), Workshops, und das partizipative Mitwirken an archäologischen Grabungen am Radeburger Dreieck.
- Bei der künftigen inhaltlichen und gestalterischen Konzeption und Einbindung des Gedenk-, Begegnungs- und Lernortes am ehemaligen Güterbahnhof Neustadt wird der Förderkreis “Gedenkort Alter Leipziger Bahnhof” als hauptsächlicher Partner. benannt, ebenso wie die Arbeitsgruppe St.-Pauli-Friedhof und die AG Erinnerungskultur beim Zentralwerk e.V.
Projektteam
- Künstler
- Barbara Lubich
- David Adam
- Weitere Beteiligte:
- Blaurock Landschaftsarchitektur
- Rosa Brockelt
- Kristin Eubling
- Bettina Lehmann
- Mathias Marx
- Nazanin Zandi
Schwarze Balken
(Wettbewerbsbeitrag 1007)
„Das Leitthema für die Sichtbarmachung sollen schwarze Balken sein und in jeder Installation in irgendeiner Form ein zentrales Gestaltungselement sein. Ein Symbol für Zensur, fürs Verdecken und für Schatten – Neugier und Entsetzen für das Dahinter. An den Orten möchten wir ein wiedererkennbares Zeichen hinterlassen, eine stille Botschaft, welche den Ort eindeutig kennzeichnet. Deshalb soll an alle Zugängen ein schwarzer Zebrastreifen realisiert und mit einem geknickten Stab markiert werden (Fußgängerschutzweg 1938). Diese horizontalen Flächen / Balken werden mit länglichen, schwarzen, glänzenden, Steinchen gepflastert. Die schwarzen Streifen ermöglichen keine Überquerung und geben keinen Schutz, sie stiften Verwirrung und erzeugen ein komisches Gefühl. Der geknickte Stab soll in der Vertikalen den Bruch verdeutlichen, den Knick in der Gesellschaft und in der Zeit, der dieses bespiellose Verbrechen ausgelöst hat.“
Physische Umsetzung und Vermittlung
- Das Konzept wird beispielhaft anhand der drei Standorte und Themen Lager Hellerberg - Zwangsarbeit, Alter Leipziger Bahnhof - Verschleppung, und Heidefriedhof - Tod erläutert.
- Das Lager Hellerberg wird durch eine von schwarzen verkohlten Holzstelen eng gesäumte begehbare Schneise markiert. Die Umgebung des ehemaligen Lagergeländes ist nicht betretbar und bleibt solange sich selbst überlassen, bis die Stelen verrottet sind und den Zugang wieder freigeben. Der Eingang an der Stauffenbergallee erhält einen schwarzen Fußgängerüberweg und wird mit einer geknickten Stele gekennzeichnet (s.o.).
- Der zentrale Gedenkort Alter Leipziger Bahnhof soll, um einen Glasquader erweitert, Kunstraum und Jüdisches Museum werden. Der Vorplatz wird wellenartig geformt und mit schwarzen und roten Steinmosaiken belegt. Die Gleisfragmente westlich werden in ein Becken gefasst und mit Wasser geflutet.
- Am Heidefriedhof wird das „missglückte“ „Rondell zum Gedenken gegen Krieg und Faschismus“ umgestaltet. Die 14 kreisförmig aufgestellten Sandsteinsäulen mit kriegsrelevanten Ortsnamen werden als Sockel für 7 Meter hohe schwarze Metallsäulen verwendet, an deren oberen Ende sich eine Klangskulptur befindet, die bei Regen eine Melodie erzeugen soll. Auch hier soll ein schwarzer Fußgängerüberweg und eine geknickte Stele zu diesem Gedenkort führen.
- Das Vermittlungskonzept wird nur grob umrissen und beinhaltet die Elemente des zentralen Kunsthauses als Ausgangspunkt für Hörspielführungen, QR-Code Informationen an den Gedenkorten /-objekten und eine zugehörige Webseite.
Projektteam
- Künstler: Michael Meraner
- Architektin: Raphaela Sauer
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Heterogenität und Erinnerung 1 (Wettbewerbsbeitrag 1001) (*.pdf, 32 MB)
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Heterogenität und Erinnerung 2 (Wettbewerbsbeitrag 1001) (*.pdf, 30 MB)
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Immersive Erinnerungskultur (Wettbewerbsbeitrag 1002) (*.pdf, 40 MB)
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Das Chronoskop (Wettbewerbsbeitrag 1003) (*.pdf, 49 MB)
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Uncertain Ground 2 (Wettbewerbsbeitrag 1004) (*.pdf, 21 MB)
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Uncertain Ground 2 (Wettbewerbsbeitrag 1004) (*.pdf, 20 MB)
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MNEMO DRESDEN 1 (Wettbewerbsbeitrag 1005) | Siegerentwurf (*.pdf, 47 MB)
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MNEMO DRESDEN 2 (Wettbewerbsbeitrag 1005) | Siegerentwurf (*.pdf, 43 MB)
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Arbeit durch Schichten (Wettbewerbsbeitrag 1006) (*.pdf, 139 MB)
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Schwarze Balken (Wettbewerbsbeitrag 1007) (*.pdf, 49 MB)
Download
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Ausschreibung Ideenwettbewerb Gedenkareal Dresdner Norden (*.pdf, 793 KB)
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Anlage 1 (*.pdf, 587 KB)
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Anlage 2 (*.pdf, 433 KB)