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Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/kultur/kunst-und-kultur/aktuelles.php 03.12.2025 09:50:17 Uhr 05.12.2025 07:24:55 Uhr |
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Aktuelles und Rückblicke
Landeshauptstadt Dresden tritt Netzwerk „Cities of Remembrance“ bei (Nov. 2025)
In seiner Sitzung am 13. November 2025 hat der Dresdner Stadtrat den Beitritt der Landeshauptstadt Dresden zum internationalen Städtenetzwerk „Cities of Remembrance“ / „Städte der Erinnerung“ beschlossen. In diesem Netzwerk arbeiten seit seiner Gründung im Jahr 2016 Städte aus Europa, aber auch aus Asien und Afrika zusam-men, die während des Ersten oder Zweiten Weltkriegs weitgehend zerstört wurden. Dazu gehört auch Dresdens Partnerstadt Coventry. Im Rahmen regelmäßiger Konferenzen zu erinnerungskulturell bedeutsamen Anlässen und Gedenktagen treffen sich die Netzwerkmitglieder an unterschiedlichen Orten. Ziele der Zusammenarbeit sind Er-innerungsarbeit, Mahnen für den Frieden und Versöhnung.
Im Mai 2025 war die Landeshauptstadt Dresden auf Einladung der französischen Stadt Dunquerke/Dünkirchen zu Gast bei der Konferenz des internationalen Netzwerkes „Cities of Remembrance“. Dort wurden anlässlich des Gedenkens an die „Operation Dynamo“, bei der 1940 während des Zweiten Weltkrieges die Evakuierung von über 330.000 britischen und französischen Soldaten aus dem nordfranzösischen Hafen gelang, aktuelle Fragen der Erinnerungskultur im internationalen Kontext diskutiert.
Mitglieder des Städtenetzwerks sind: Ypres (Belgien), Krefeld, Rostock (beide Deutschland), Coventry (Großbritannien), Gdansk, Szczecin (beide Polen), Guernica (Spanien), St. Petersburg, Volgograd (beide Russland), Bizerta (Tunesien), Arras, Caen, Oradour-sur-Glane, Saint-Nazaire, Le Havre, Ouistreham, Dunkerque (alle Frankreich), Hwaseong (Südkorea), Hiroshima (Japan). Die Stadt Butscha (Ukraine) ist assoziiertes Mitglied.
#StolenMemory: Ausstellung der Arolsen Archives in Dresden im Oktober 2025
Die Ausstellung eröffnet am 9. Oktober 2025, um 18 Uhr auf dem Jorge-Gomondai-Platz. Es sprechen Dr. David Klein, Amtsleiter des Amtes für Kultur und Denkmalschutz, Dr. Ramona Bräu-Herget von den Arolsen Archives und Stephan Hoffmann vom Societaetstheater. Für den musikalischen Rahmen sorgen Paul Hoorn mit Kapelye Corazón.
Im Mittelpunkt stehen der letzte Besitz von KZ-Inhaftierten und die Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an die Familien der Opfer zurückzugeben. Zu sehen ist die Ausstellung in einem aufklappbaren Übersee-Container auf dem Jorge-Gomondai-Platz, zwischen Hauptstraße und Albertplatz. „Effekten“ sind persönliche Gegenstände, die den Häftlingen bei ihrer Ankunft in den Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden. Oft waren es Eheringe, Uhren, Füllfederhalter oder Brieftaschen mit Fotos. #StolenMemory ist eine Kampagne der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen. Seit dem Start der Kampagne im Jahr 2016 konnten bereits über 1.000 Familien gefunden werden. Die Ausstellung zeigt Bilder solcher „Effekten” und erzählt die Geschichte von zehn NS-Verfolgten. Begleitend zur Ausstellung bietet die Website stolenmemory.org interessante Einblicke: Kurze, animierte Filme mit ergänzenden Webstories erzählen von individuellen Schicksalen.
Am 21. Oktober 2025, 19:30 Uhr erinnert eine Veranstaltung an die Familie Gutmann in Dresden und ihre Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus. Unter dem Titel ‚Zukunft durch Erinnern: Lesung und Gespräch zu Ehren des 100. Todestages von Eugen Gutmann im „Gutmann-Saal“‘ sprechen im Societaetstheater die Historikerin Dr. Laura Herr und Urenkel Simon Goodman (digital). Gelesen werden Passagen aus Simon Goodmans Buch „The Orpheus Clock. The Search for My Family's Art Treasures Stolen by the Nazis” durch Charles Washington. Moderiert wird der Abend durch den Leiter des Societaetstheaters Stephan Hoffmann. Grußworte sprechen Annekatrin Klepsch, Beigeordnete für Kultur, Wissenschaft und Tourismus sowie Gina Wiedemann von den Arolsen Archives. Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Sprache statt und wird mit freundlicher Unterstützung der Kulturstiftung Dresden der Commerzbank ermöglicht.
#StolenMemory: Wir suchen Angehörige von Paul Alfred Ehlig und Willi Gustav Viehrig
Im Zusammenhang mit der Ausstellung #StolenMemory, die vom 10. bis 28. Oktober 2025 auf dem Jorge-Gomondai-Platz in Dresden zu sehen sein wird, suchen wir die Angehörigen von Paul Alfred Ehlig und Willi Gustav Viehrig.
Der aus Sebnitz stammende Blumenfärber Paul Alfred Ehlig wurde 1936 noch für seinen Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg mit dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer ausgezeichnet. Sechs Jahre später kam Paul Ehlig zum ersten Mal in Polizeihaft, zunächst in Waldheim, anschließend in Dresden – vermutlich, weil er keiner festen Arbeit nachging und deshalb von den Nationalsozialisten als „asozial“ eingestuft wurde. In der NS-Zeit liefen Arbeitslose Gefahr, ohne Verfahren verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt zu werden. Das musste auch Paul Ehlig erfahren: Im Januar 1944 wurde er im KZ Dachau unter der Häftlingsnummer 60925 registriert und in die Kategorie AZR (Arbeitszwang Reich) eingestuft. Er war damals bereits verwitwet und hatte vier Kinder. Nach knapp elf Monaten in Dachau wurde er ins KZ Auschwitz weiterverschleppt. 1962 starb er in Dresden. Die Arolsen Archives bewahren persönliche Unterlagen und Fotos auf, die Paul Ehlig bei seiner Inhaftierung bei sich trug. Diese möchten die Arolsen Archives den Angehörigen zurückgeben.
Willi Gustav Viehrig kam am 22. September 1907 in Dresden als Sohn des Kraftwagenführers Gustav Viehrig und seiner Ehefrau Hedwig geborene Schmidt zur Welt. Als seine Mutter starb, war Willi Gustav Viehrig gerade elf Jahre alt. Er wuchs als Halbwaise bei seinem Vater in Dresden auf. 1932 heiratete er Elsbeth Lauermann und arbeitete als Kinovorführer. Aus der Ehe gingen ein Sohn und zwei Töchter hervor. Die Familie, die in der Lüttichaustraße 20 lebte, führte ein bescheidenes Leben. Die Kriminalpolizei Dresden nahm Willi Viehrig im Februar 1937 fest und wies ihn in das Konzentrationslager Sachsenburg ein. Er galt als sogenannter „Vorbeugungshäftling“. In den folgenden neun Jahren durchlief er mehrere Lager – Sachsenhause, Buchenwald, Flossenbürg, Dachau. Willi Viehrig musste schließlich in Dachaus Außenlager Allach Zwangsarbeit für den Flugmotorenbau der Firma BMW verrichten, ehe er dort von der US-Armee befreit wurde. An eventuelle Angehörige von Willi Viehrig können neben einem Ausschließungsschein der Wehrmacht mit Lichtbild neun private Familienfotos zurückgegeben werden, die unter anderem die Einschulung seiner Tochter Helga im Jahr 1939, die Einschulung seines Sohnes Werner im Jahr 1940 und die Einschulung seiner Tochter Irmgard im Jahr 1942 zeigen, wichtige Familienereignisse, die Willi aufgrund seiner Inhaftierung verpasst haben dürfte.
Den Suchaufruf und Möglichkeiten der Kontaktaufnahme finden sich
zu Paul Alfred Ehlig: https://arolsen-archives.org/suchaufrufe/wir-suchen-angehoerige-von-paul-alfred-ehlig/
zu Willi Gustav Viehrig: https://arolsen-archives.org/suchaufrufe/wir-suchen-nachkommen-von-willi-gustav-viehrig/
Gedenkfeier zum fünften Jahrestag des Anschlags in der Rosmaringasse am 2. Oktober 2025
Am 4. Oktober jährt sich zum fünften Mal der islamistisch motivierte Messerangriff in der Dresdner Altstadt, bei dem ein Mensch getötet wurde. Ein zweites Opfer überlebte den Anschlag schwer verletzt. Die Landeshauptstadt Dresden gedenkt gemeinsam mit dem Opferbeauftragten des Bundes, der Opferbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen, der Opferbeauftragten des Freistaats Sachsen sowie der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld dieses schrecklichen Ereignisses im Rahmen einer öffentlichen Gedenkveranstaltung. Sie findet am 2. Oktober 2025 um 16 Uhr auf der Freifläche des Kulturpalastes an der Rosmaringasse/Ecke Schloßstraße statt und steht unter dem Motto „Zum Schutz unseres Zusammenlebens in Vielfalt: Ein Zeichen gegen Hass und Gewalt“.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung wird eine Bodentafel eingeweiht, die an den Messerangriff vom 4. Oktober 2020 erinnert. Die Tafel trägt die vom Beirat für Erinnerungskulturen der Landeshauptstadt Dresden beschlossene Inschrift: „Zum Gedenken an die Opfer und Betroffenen der Messerattacke vom 4. Oktober 2020. Der Tathintergrund war terroristischer Islamismus.“
Vortrag zum Umgang mit „unbequemen“ Denkmälern am 22. Mai 2025
Der öffentliche Festvortrag von Prof. Dr. Johanna Blokker am Donnerstag, dem 22. Mai 2025, im Fritz-Löffler-Saal des Kulturrathauses befasste sich mit dem Thema „Positionen der Denkmalpflege zum Umgang mit unbequemen Denkmälern“. Ob Denkmäler aus der Zeit des Kolonialismus, des Nationalsozialismus oder der DDR: Öffentlich sichtbare Erinnerungszeichen aus vergangenen Epochen rufen immer wieder kontroverse Debatten hervor. Sie stellen Kommunen und gesellschaftliche Akteure vor die Frage, wie mit dem kulturellen Erbe heute umgegangen werden soll. Prominente Dresdner Beispiele der jüngeren Zeit sind das Denkmal der Roten Armee am Olbrichtplatz, das Wandbild „Der Weg der Roten Fahne“ am Kulturpalast oder die Erinnerungsanlagen auf dem Heidefriedhof.
Johanna Blokker ist eine ausgewiesene Kennerin des architektonischen Erbes des 20. Jahrhunderts sowie der Wechselwirkungen zwischen Architektur, Erinnerung und Identität. Sie studierte Kunst- und Architekturgeschichte sowie Musik an der McGill University in Montreal und an der University of Toronto. Für ihr Promotionsstudium wechselte sie dann an das Institute of Fine Arts der New York University. In ihrer Dissertation befasste sie sich mit dem Wiederaufbau der Kölner Romanischen Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Postdoc an der Universität Bamberg untersuchte sie US-amerikanische Beteiligungen an Bauprojekten im Nachkriegsdeutschland, die die Entwicklung einer westlich-demokratischen Denkweise in der Bundesrepublik fördern und die Positionierung im Kalten Krieg unterstützen sollten. In weiteren Forschungen und Publikationen widmet sie sich vor allem dem kulturellen Erbe in demokratischen Prozessen sowie im Verhältnis zum Rechtspopulismus. Prof. Dr. Blokker ist Mitglied u. a. in der Association of Critical Heritage Studies, in der Memory Studies Association und ihrer Arbeitsgruppe „Memory and Populism”, in DoCoMoMo Germany und im Arbeitskreis Theorie und Lehre der Denkmalpflege (AKTLD).
Der Festvortrag wird von der Gesellschaft für Universitätssammlungen e. V., dem Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden sowie der Kustodie der TU Dresden veranstaltet. Er ist Teil des dritten Werkstattgesprächs der Arbeitsgemeinschaft „Kunst am Bau an Hochschulen” der Gesellschaft für Universitätssammlungen e. V., das vom 22. bis 24. Mai 2025 von der Kustodie der TU Dresden ausgerichtet wird.
Platzbenennung Emanuel Goldberg
Mit einer Festveranstaltung erhielt die Kreuzung Altenberger Straße/Schandauer Straße/Bärensteiner Straße am Sonntag, den 18. Mai 2025 den Namen Emanuel-Goldberg-Platz. Oberbürgermeister Dirk Hilbert enthüllte gegen 14.45 Uhr das Straßenschild in Anwesenheit von Emanuel Goldbergs Nachfahren und der allgemeinen Öffentlichkeit. Mit dieser Platzbenennung ehrt die Landeshauptstadt Dresden Emanuel Goldberg, einen der bedeutendsten Pioniere der modernen Bildtechnik, und erinnert zugleich an einen außergewöhnlichen Wissenschaftler, Unternehmer und Visionär, dessen Lebenswerk lange Zeit in Vergessenheit geraten war.
Emanuel Goldberg war einer der wichtigsten Wegbereiter der fotografischen und filmischen Medientechnologie. Seine Forschungen zur Bildaufzeichnung und -verarbeitung trugen maßgeblich zur Etablierung von Fotografie und Film als Massenmedien bei. Bereits 1931 entwickelte er eine sogenannte „statistische Maschine“ – ein visionäres Gerät, das als erste Suchmaschine der Welt gilt. Goldberg entwickelte in Dresden, das zu dieser Zeit als Zentrum des Kamerabaus galt, die legendären Kameras Kinamo und Contax. 1907 übernahm Goldberg in Leipzig eine der ersten deutschen Professuren für Fototechnik. Später leitete er bis 1933 als Generaldirektor die Zeiss Ikon AG in Dresden, das damals größte europäische Unternehmen der Foto- und Filmbranche, dessen Wurzeln unter anderem auf die Internationale Camera Actiengesellschaft ICA mit Sitz an der Schandauer Straße in Dresden zurückgehen. 1921 bis 1933 war er Dozent und Honorarprofessor am Wissenschaftlich-Photografischen Institut der Technischen Hochschule, der heutigen Technischen Universität Dresden.
Goldbergs Name und Wirken gerieten nach 1933 weitgehend in Vergessenheit: Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde er 1933 von der SA entführt und ins Exil gezwungen. 1937 emigrierte er nach Palästina, 1970 starb er in Tel Aviv. Sein Beitrag zur technischen und wissenschaftlichen Entwicklung blieb lange unbeachtet – auch in der Dresdner Stadtgeschichte. Erst mit der Übernahme seines Nachlasses im Jahr 2015 durch die Technischen Sammlungen Dresden konnte sein Leben und Werk umfassend erschlossen werden. Nun bringt ihn auch die Platzbenennung in unmittelbarer Nähe von Goldbergs ehemaliger Wirkungsstätte zurück in das aktive kulturelle Gedächtnis Dresdens.
Sanierung und Kontextualisierung des Denkmals der Roten Armee am Olbrichtplatz
Anlässlich des 80. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs im Mai 2025 wurden die Sanierungsarbeiten des unter Denkmalschutz stehenden „Sowjetische Ehrenmals“ am Olbrichtplatz abgeschlossen. Im Auftrag des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft wurden die Plastik und die Tafeln des Denkmals einer gründlichen Aufarbeitung unterzogen. Begleitend dazu beschäftigte sich der Beirat für Erinnerungskulturen mit der Kontextualisierung. Eine historische Einordnung des Denkmals und seiner Entstehungsgeschichte soll dazu beitragen, die Komplexität der Ereignisse und ihre Widersprüchlichkeit angemessen zu erfassen und zu vermitteln. Der Dresdner Stadtrat hatte im Dezember 2022 die notwendigen finanziellen Mittel dafür bewilligt.
Weiterführende Informationen zum Denkmal, der Entstehungsgeschichte, Rezeption und Erinnerungskultur sind zu finden unter www.dresden.de/DenkmalRoteArmee
Stolpersteine vor dem Stadtforum erinnern an die Geschwister Löwenstein
Am Mittwoch, 7. Mai 2025 haben Mitglieder des Vereins Stolpersteine für Dresden e. V. gemeinsam mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig zwei Stolpersteine vor dem Stadtforum Dresden verlegt. Sie erinnern an die Geschwister Gerda und Richard Werner Löwenstein, die einst in der Bankstraße 13 wohnten. Die Stolpersteine wurden in der Nähe der Stelle verlegt, an der die Bankstraße bis 1945 verlief. Nachfahren der Familie Löwenstein wohnten der Verlegung bei, darunter Dr. James Miller, Enkel von Richard Werner Loewenstein und US-Generalkonsul in München. Auch John R. Crosby, US-Generalkonsul für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, war zu Gast.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert: „Die im gesamten Stadtgebiet verlegten Stolpersteine erinnern auf eindrucksvolle Weise an die zerstörerischen Eingriffe des nationalsozialistischen Regimes in das Leben und den Alltag verfolgter Menschen in Dresden zwischen 1933 und 1945. Hinter jedem Stein verbirgt sich eine Lebensgeschichte und ein Schicksal. Auch das neu eröffnete Stadtforum wird daran erinnern, dass an dieser Stelle einst Menschen lebten, die verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Ich bin dankbar für das Engagement des Vereins Stolpersteine für Dresden e. V. und für die Verbindungen, die die Nachfahren der zur Emigration gezwungenen Dresdnerinnen und Dresdner bis heute mit unserer Stadt pflegen. Gemeinsam setzen wir ein Zeichen für eine historische Aufarbeitung und Versöhnung.“
US-Generalkonsul Dr. James Miller: „Ich möchte allen, die uns geholfen haben, die Erinnerungen an meinen Großvater und seine Schwester zu recherchieren, zu bewahren und sichtbar zu machen, meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Es bedeutet meiner Familie so viel, zu wissen, dass ihr Andenken hier in Dresden bewahrt wird. Mein Großvater wäre heute stolz und glücklich, mich als Vertreter der Vereinigten Staaten in Deutschland zu sehen – in einem freien, demokratischen Land, das untrennbar mit der Geschichte meiner Familie verbunden ist. Die Vereinigten Staaten stehen fest an der Seite all derer, die sich dem wachsenden Antisemitismus und allen Formen von Hass entgegenstellen – im eigenen Land und weltweit. Das Erinnern an den Holocaust bleibt ein zentraler Bestandteil dieses Engagements und macht uns alle stärker und sicherer.“
Staffellauf von Dachau nach Auschwitz macht Station in Dresden
Es gibt viele Möglichkeiten, Erinnerungsarbeit aktiv zu gestalten – ein Staffellauf ist eine davon. Unter dem Motto „Sport verbindet“ machen sich 40 Sportlerinnen und Sportler aus Deutschland und Polen gemeinsam auf den Weg vom Standort des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau nach Oświęcim/Auschwitz in Polen. Damit erinnerten sie an die Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft vor 80 Jahren. Vom 1. bis 10. Mai 2025 legen sie mit dem Staffellauf des Gedenkens und der Versöhnung mehr als 1.000 Kilometer zurück.
Am 5. Mai 2025 kamen die Läuferinnen und Läufer durch Dresden und besuchten die Gedenkstätte Münchner Platz. Auch Läuferinnen und Läufer aus Dresden hatten sich angeschlossen. In der Gedenkstätte wurden sie vom Ersten Bürgermeister Jan Donhauser, Beigeordneter für Bildung, Jugend und Sport, sowie von der Gedenkstättenleiterin Dr. Birgit Sack begrüßt. Am Denkmal für die Hinrichtungsopfer des Nationalsozialismus legten sie weiße Rosen nieder und besuchten anschließend die Ausstellung.
Gedenkjahr Dresden 1945
Im Jahr 2025 wird das Gedenken in Deutschland und Europa an ein historisch bedeutsames Jahr vor 80 Jahren stattfinden: 1945. Im Januar 1945 wurde das KZ Auschwitz befreit, der 8. Mai steht historisch für das Ende des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges. Der Beginn der Nachkriegszeit mit einer Neuordnung Europas stellt eine Zäsur in der europäischen und deutschen Erinnerungskultur dar. Millionen Menschen mussten bis zu diesem Zeitpunkt Rassenwahn, Eroberung- und Vernichtungskrieg mit ihrem Leben bezahlen. Nach Kriegsende beeinflussten Fluchtbewegungen aus und nach Dresden, Denazifizierungsmaßnahmen, die Sowjetische Besatzung sowie der Wiederaufbau die gesellschaftliche Neuordnung Dresdens. Die Stadt Dresden wurde bei der Bombardierung am 13./14. Februar 1945 zu großen Teilen zerstört, viele Menschen getötet oder verletzt, viele verloren ihr zu Hause. Erinnerungen an diese Zeit prägen bis heute die Erinnerungen der Menschen in der Stadt.
In diesem Kontext wird es im gesamten Gedenkjahr Veranstaltungen im ganzen Stadtgebiet geben. Erinnerungen an persönliche Erlebnisse, Auseinandersetzung mit Geschichte und die Relevanz für Fragen der Gegenwart stehen im Zentrum unterschiedlicher Formate auf den Plätzen, in Konzertsälen, Vortragsräumen, Kirchen oder auf Theaterbühnen Dresdens.
Der Geschäftsbereich für Kultur, Wissenschaft und Tourismus mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz sowie dem Stadtmuseum Dresden lädt ein zur Veranstaltungsreihe „Dresden 1945 – Menschen der Stadt zwischen Untergang und Neubeginn“.
Weitere Informationen und Möglichkeit zur Anmeldung: Dresden 1945 – Menschen der Stadt zwischen Untergang und Neubeginn
Der erste Splitter im Gedenkareal Dresdner Norden auf dem Heidefriedhof installiert
Anlässlich des Gedenkjahres 2025 mit den 80. Jahrestagen der Zerstörung Dresdens im Februar 1945 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist das historische Gedenkrondell auf dem Heidefriedhof durch eine neue Kontextualisierung in Form einer farbigen Splitterskulptur an der Dresden-Stele ergänzt worden. Vorausgegangen war der Ideenwettbewerb „MNEMO Gedenkareal Dresdner Norden“, den das Amt für Kultur und Denkmalschutz 2022 zur Aufarbeitung und Sichtbarmachung der NS-Diktatur in Dresden auslobte und den das Projektteam um die Architekten Prof. Andrea Wandel, Prof. Wolfgang Lorch, Florian Götze und Thomas Wach (Wandel Lorch Götze Wach GmbH) sowie den Künstler Jochem Hendricks mit seinem Entwurf MNEMO DRESDEN für sich entschied.
Wie eine Skulptur symbolisiert der herausragende Splitter den Bruch in der Geschichtsdeutung und ein Teilstück von etwas Ganzem, das erzählt werden muss. Durch die kontrastierende Gestalt soll er Aufmerksamkeit erregen und zugleich Wissen vermitteln. Architekt Florian Götze: „Erinnerung MNEMO soll unsere Zukunft vor Wiederholung schützen, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen. Wir freuen uns, dass mit der Umsetzung des ersten Splitters am Heidefriedhof der Stein für die Umsetzung des ‚Gedenkareal Dresdner Norden‘ gelegt ist.“
Weiterführende Informationen zum Denkmal, der Entstehungsgeschichte, Rezeption und Erinnerungskultur sind zu finden unter: www.dresden.de/MNEMO
Podiumsdiskussion am 8. Mai schaut auf das Gedenkjahr 2025
Am Mittwoch, 8. Mai 2024, widmet sich ab 15 Uhr eine öffentliche Podiumsdiskussion im Kulturrathaus, Königstraße 15 (erste Etage „Fritz-Löffler-Saal“), dem bevorstehenden Gedenkjahr 2025. Sie nimmt für zwei Stunden die 80. Jahrestage in den Blick – einmal den 27. Januar 2025, an dem international der 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz als Holocaust-Gedenktag begangen wird, zum zweiten den 13. Februar 2025, an dem im 80. Jahr der Opfer und der Zerstörung der Stadt Dresden gedacht wird, und zum dritten den 8. Mai 2025, den 80. Jahrestag der Befreiung vom Zweiten Weltkrieg und der Diktatur des Nationalsozialismus. Veranstalter ist die Landeshauptstadt Dresden. Interessierte sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Da im erinnerungskulturellen Diskurs Dresdens bisher das Gedenken an den 13. Februar 1945 dominiert, stellen sich die Teilnehmer im Podium der Frage: Der 13. Februar – Dresdner Sonderweg des Gedenkens oder weltweit verbindendes Friedenssymbol? Es sprechen dazu miteinander: Rita Kunert von der Initiative Dresden widersetzen, Uljana Sieber vom Erkenntnis durch Erinnerung e. V., Superintendent Albrecht Nollau von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen, Matthias Neutzner von Memorare Pacem – Gesellschaft für Friedenskultur und Michal Tomaszewski von der Banda Communale. Die Moderation übernimmt Oliver Reinhard, Redakteur der Sächsischen Zeitung. Zu Beginn begrüßt Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch die Podiumsgäste und das Publikum.
Die Debatte vorm Gedenkjahr 2025 soll beleuchten, ob Dresden mit der präsenten Erinnerung an den 13. Februar die zentralen deutschen Gedenktage des 27. Januar und des 8. Mai sowie deren Stellenwert im europäischen Kontext überblendet. Falls ja, stellt sich die Frage, wie ließe sich auch in Dresden der 13. Februar in einen Kontext einbetten, der an die Befreiung von Auschwitz und an das Kriegsende erinnert, auch um Relativierungen jedweder Art vorzubeugen? Und falls nein, wie ließe sich das Gedenken an die Ursachen und Folgen des Nationalsozialismus erinnerungskulturell in einen Gesamtkanon einbinden, der nicht starren Ritualen folgt. So wurde u. a. die Dominanz des Symbols der Menschenkette am 13. Februar aus verschiedenen Richtungen als nicht mehr zeitgemäß kritisiert. Doch was könnte an deren Stelle treten oder sie würdig ergänzen? Wie dabei mit der Tatsache umgehen, dass das Gedenken an den 13. Februar längst weltweit ausstrahlendes Symbol der Erinnerung an zivile Opfer militärischer Konflikte ist und damit eine eigene große und letztlich wichtige und richtige Bedeutung hat? Diese und weitere Fragen werden in der Veranstaltung mit Dresdner Akteuren der Erinnerungskultur und zivilgesellschaftlichen Initiativen erörtert.
Migrationsgeschichten vor und nach 1989 in Dresden. Ein offener Diskursraum für eine vielfältige ostdeutsche Erinnerung
In der bundesdeutschen Erinnerungskultur ist die Migrationsgeschichte der DDR oft unterbelichtet. Migration in die DDR und nach Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung wird meist als Randphänomen wahrgenommen und nicht als langfristige gesellschaftliche Realität anerkannt. Dabei wurde die DDR mitgestaltet von Menschen, die als Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter, politische Flüchtlinge oder für Ausbildung und Studium in die DDR kamen. Und auch nach der politischen Wende war Migration sozial wie politisch prägend für den Osten Deutschlands.
Dies betrachten wir mit Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt Dresden: Die Veranstaltung lädt zu einem Erzähl-Format über migrantische Erinnerungen und Erfahrungen und interkulturelle Begegnungen ein, um diese stärker in die städtische Erinnerungskultur einzubeziehen. Wie hat Migration Dresden geprägt? Wie international, wie interkulturell war das Alltagsleben? Wie erlebten Migrantinnen und Migranten damals den DDR-Alltag, Politik und Gesellschaft? Welche Auswirkungen hatte die politische Wende auf ihr Leben hier, wie erlebten sie die Nachwendezeit?
Freuen Sie sich auf die Impulsvorträge von Julia Oelkers (Journalistin und Regisseurin) und Dr. Isabel Enzenbach (Historikerin). Sie werden uns mit ihren Erzählungen einen Einblick in das Leben und die Erfahrungen der Migrantinnen und Migranten in der DDR geben. Zudem werden Paolo Le van und Marita Schieferdecker-Adolph von Afropa e. V. weitere Perspektiven auf Dresdens Entwicklung vor und nach 1989/90 präsentieren.
Treten Sie in anregende Kleingruppengespräche ein, tauschen Sie persönliche Erfahrungen aus und treffen Sie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Dresden und Umgebung.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei. Eine Anmeldung und Platzreservierung ist hier möglich.
Wann: 18. April 2024, 17 – 20 Uhr (mit Pause)
Veranstaltungsort: Deutsches Hygiene-Museum, Lingnerplatz 1, 01069 Dresden
Eine Veranstaltung des Deutschen Hygiene-Museums Dresden in Kooperation mit dem Kulturamt der Landeshauptstadt Dresden und Afropa e. V.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Konstruktionen – Koalitionen – Konkurrenzen! Postmigrantische Erinnerungskulturen in der Landeshauptstadt Dresden“
„Der Krieg im Gedächtnis“ gibt Zeitzeugen des Nationalsozialismus eine Stimme
Am Donnerstag, 21. März 2024, 18 Uhr hat im Festsaal der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden, Bautzner Straße 112 a, der Dokumentarfilm „Der Krieg im Gedächtnis. Erzählte Geschichte(n) aus Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg“ Premiere.
Darin geht es um den Zweiten Weltkrieg aus der Sicht von Holocaust-Überlebenden, Zeitzeugen und deren Nachkommen. Vorgestellt werden zehn Menschen und damit zehn verschiedenen Weisen, das Erlebte während des Zweiten Weltkriegs und seine Folgen zu verarbeiten. Nach der Filmvorführung gibt es noch ein von dem Historiker Dr. Daniel Ristau moderiertes Gespräch mit mehreren im Film vorkommenden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Gästen.
Die Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden, die im Rahmen der Kommunalen Kulturförderung durch die Landeshauptstadt Dresden unterstützt wird, zeigt den von ihr entwickelten und produzierten Dokumentarfilm noch an zwei weiteren Terminen:
- Sonntag, 24. März, 11 Uhr: Film-Matinee im Programmkino Ost, Schandauer Straße 73. Nach der Vorführung diskutiert der Historiker Dr. Heiko Neumann mit Hartmut Topf, Nachfahre der Familie Topf (Firma Topf & Söhne).
- Mittwoch, 27. März, 18 Uhr: Internationales Film-Meeting – Aufführung des Dokumentarfilms mit englischen Untertiteln im Festsaal der Gedenkstätte Bautzner Dresden. Anschließend Diskussion mit internationalen Projektpartnern in englischer Sprache.
Der Eintritt zu allen drei Veranstaltungen ist frei.
Zum Film:
Er entstand im Rahmen des internationalen Projekts „CINEMA STORIES OF WWII – KINOGESCHICHTEN DES WK2“ der Europäischen Union. An dem EU-Projekt, das über zwei Jahre lief, beteiligten sich neben der Gedenkstätte Bautzner Straße auch Post Bellum (Slowakei und Tschechische Republik), Tachles TV (Slowakei) und Documenta (Kroatien). In den vier beteiligten Ländern wurden Holocaust-Überlebende und andere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs sowie deren Nachkommen interviewt und daraus vier länderspezifische Dokumentarfilme erstellt. Der Betrachter wird über den sehr persönlichen Blick der Erzählenden unmittelbar an die historischen Ereignisse herangeführt.
Dresden – Paris – New York FILMVORFÜHRUNG UND GESPRÄCH: OUT OF EXILE – THE PHOTOGRAPHY OF FRED STEIN
Am Dienstag, 5. Dezember 2023 um 19 Uhr präsentiert der Geschäftsbereich Kultur der Landeshauptstadt Dresden in Kooperation mit dem Programmkino Ost den preisgekrönten Dokumentarfilm „Out of Exile – The Photography of Fred Stein“ in Anwesenheit des Regisseurs Peter Stein.
Erzählt wird die faszinierende Geschichte des Fotografen und Porträtisten Fred Stein, der ikonische Ansichten des 20. Jahrhunderts geschaffen hat. Im Jahr 1909 als Sohn eines Rabbiners in Dresden geboren, war der überzeugte Sozialist nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 gezwungen, seine Heimatstadt zu verlassen. Bereits 2018 präsentierten die Technischen Sammlungen der Museen der Stadt Dresden in einer Sonderausstellung das künstlerische Schaffen und das Schicksal Fred Steins.
Sein Sohn Peter Stein, Filmemacher, Produzent und Kameramann, machte es sich zur Aufgabe, das Werk seines Vaters weltweit bekannt zu machen. Er kategorisierte das Werk und ließ neue Abzüge und Vergrößerungen anfertigen und setzt sich mit großer Entschiedenheit und Begeisterung dafür ein, die Arbeiten seines Vaters gebührend anzuerkennen und zu fördern.
Der Dokumentarfilm „Out of Exile – The Photography of Fred Stein“ erzählt nun die fesselnde Geschichte von Fred Stein. Der Film beleuchtet sein Leben und seine Arbeit, aber auch das Bemühen des Sohnes, das Werk des Vaters der Vergessenheit zu entreißen. Erst in den letzten Jahren ist es dank mehrerer Ausstellungen gelungen, den Urheber weltbekannter Fotos kennenzulernen. Mit einer Retrospektive erinnerte das Stadtmuseum Dresden 2018 an das vielschichtige und umfangreiche Werk Fred Steins und zeigte über 70 Schwarz-Weiß-Fotografien mit Straßenansichten aus Paris und New York, aber auch zahlreiche Porträts.
Im Film sind Bilder zu sehen, die anspruchsvoll, schön und berührend sind, sowie eindringliche Porträts einiger der wichtigsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, darunter etwa die im Exil lebenden Albert Einstein, Hannah Arendt oder Bertolt Brecht. Betrachtet man darüber hinaus die Bilder aus Dresden, so scheinen die Ursprünge Fred Steins wieder auf.
Im Anschluss an die Filmvorführung wird Peter Stein, der sowohl Regisseur als auch Produzent des Films ist, ein Gespräch mit Dr. Nils Geißler führen, in dem sie das Leben und das künstlerische Schaffen von Fred Stein näher beleuchten. Die einführenden Worte zu dieser Veranstaltung spricht Bürgermeisterin Annekatrin Klepsch.
Information und Kontakt
5. Dezember 2023, 19 Uhr
Out of Exile - Die Fotografie von Fred Stein
USA 2021 86 min
Regie: Dawn Freer und Peter Stein
Dokumentarfilm
FSK: 0
Veranstaltungsort: Programmkino Ost, Schandauer Str. 73, 01277 Dresden
Saal: Gloria
Bitte beachten Sie, dass die Filmvorführung in Englisch mit deutschen Untertiteln stattfindet.
Barrierefreiheit: Der Veranstaltungsbereich ist barrierefrei zugänglich.
Weitere Informationen und Buchung
Zum Leben von Fred Stein
Im Sommer 1933 heiratete Fred Stein Liselotte Salzburg, deren Leidenschaft für Fotografie eng mit seiner eigenen verbunden war. Aus Anlass ihrer Hochzeit schenkten sie sich eine Leica-Kamera. Gemessen an ihren finanziellen Verhältnissen hatte diese nicht nur einen beträchtlichen materiellen Wert, sondern stand auch für die tiefgreifende Verbindung in ihrer Beziehung. In Dresden bot sich dem Paar nur selten die Gelegenheit, ihre Leica ausführlich zu testen. Die ältesten Fotografien zeigen Porträts von Lilo und Fred Stein, das Grab seines früh verstorbenen Vaters sowie eine Außenaufnahme der von Gottfried Semper gestalteten Synagoge.
Bereits im Oktober 1933 sahen sich Fred und Lilo Stein gezwungen, Deutschland zu verlassen. Unter dem Vorwand, ihre Hochzeitsreise anzutreten, reisten sie nach Frankreich. Paris wurde zum ersten Anlaufpunkt für zahlreiche linksgerichtete Aktivisten, Künstler und Intellektuelle, die den drohenden Repressalien und Inhaftierungen im Rahmen der nationalsozialistischen "Gleichschaltung" entkommen wollten. Unter den Exilanten befanden sich bekannte Persönlichkeiten wie Rudolf Breitscheid, Willy Brandt, Willi Münzenberg, Lion Feuchtwanger, Alfred Döblin, Anna Seghers, Joseph Roth, Walter Benjamin, Ludwig Marcuse und Leo Strauss, einige von ihnen enge Bekannte von Fred Stein. Viele von ihnen verbrachten Monate, manche sogar Jahre in Paris. Es entstand ein Netzwerk deutscher Kultur, das in französischen Publikationen und deutschen Exilzeitschriften sichtbar wurde.
Ursprünglich hatten viele der etwa 10.000 Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland, einschließlich der Steins, gehofft, nur vorübergehend in Paris zu bleiben, um später in die Heimat zurückzukehren. Bald schon stellten sich die Steins auf einen längeren Aufenthalt ein und machten ihre Leidenschaft für die Fotografie zu ihrem Beruf. Aus einem talentierten Amateur wurde ein renommierter Fotograf. In seiner bescheidenen Wohnung gründete er sein eigenes Studio, das als „Studio Stein“ bekannt wurde – die erste professionelle Adresse mit einer Dunkelkammer im Badezimmer. Dort entstanden Tausende von herausragenden Fotografien.
Als ihn die weitere Flucht 1941 in die USA führte, setzte Fred Stein seine fotografische Leidenschaft und seinen einzigartigen Stil fort. Mit einer neuen Leica und einer Rolleiflex, die quadratische Formate ermöglichte, eroberte er New York City. Ähnlich wie in Paris fing er Szenen ein, die wie Momentaufnahmen eines Films wirken. Auch in New York gelang es ihm, den entscheidenden Moment festzuhalten, die unwiederholbare Geste, spontane Bewegungen oder den Höhepunkt einer Geschichte. Seine Porträts von zahlreichen Emigranten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in den USA zeugen von einem ausgeprägten Gespür für Menschen und Augenblicke; ohne Retusche gelang es ihm, Persönlichkeit und Charakter unverfälscht darstellen.
Nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1997 erbte Peter Stein den umfangreichen fotografischen Nachlass seines Vaters.
VIELFÄLTIG ERINNERN Individuelle und kollektive Erinnerungen in der postmigrantischen Gegenwartsgesellschaft
Erinnerungskultur ist ein dynamisches und vielschichtiges Phänomen, das eine politische Dimension besitzt. Die Erinnerungskultur einer Gesellschaft umfasst die Deutung von historischen Ereignissen und der Gegenwart, Vorstellungen für die Zukunft sowie Angebote zur Identitätsbildung. Die Art und Weise, wie Gesellschaften ihre Geschichte erzählen, wann, wo, wie und an wen erinnert wird und wer in staatlicher Repräsentanz, Ausstellungen, Denkmälern oder ritualisierten Erinnerungen sichtbar gemacht wird, ist von großer Bedeutung.
Auch in Dresden muss die Erinnerungskultur neu verhandelt werden, um sicherzustellen, dass nicht nur ein Teil der Stadtgesellschaft seine Geschichte dort wiederfindet, sondern alle Einwohnerinnen und Einwohner. Die Veranstaltungsreihe versteht sich deshalb als Forum, Diskursraum und Arbeitsplattform. Wir wollen diskutieren, wie es in Dresden gelingen kann, eine pluralistische und postmigrantische Erinnerungskultur zu etablieren.
Mit: Dr. Noa K. Ha, Stadt-, Migrations- und Rassismusforscherin, Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM); Kanwal Sethi, indisch-deutscher Drehbuchautor, Regisseur, politischer Aktivist und Vorsitzender des Dachverbands sächsischer Migrant*innenorganisationen e. V. (DSM) sowie Annekatrin Klepsch, Beigeordnete für Kultur, Wissenschaft und Tourismus der Landeshauptstadt Dresden.
Moderation: Dr. Susanne Kailitz-Kunz, Geschäftsführerin von Die Rederei gUG und Textchefin des veto Magazins
Montag, 27. November 2023, 17 Uhr
Deutsches Hygiene-Museum Dresden
EINTRITT FREI
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Konstruktionen – Koalitionen – Konkurrenzen! Postmigrantische Erinnerungskulturen in der Landeshauptstadt Dresden“
In Kooperation mit der Stiftung Deutsches Hygiene-Museum Dresden
„Sehen – Erkennen – Verstehen“. Das Sowjetische Ehrenmal in Dresden neu denken?
Der Geschäftsbereich Kultur und Tourismus der Landeshauptstadt Dresden lädt Sie herzlich anlässlich des 77. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs und des aktuellen Krieges in der Ukraine zu einer digitalen Diskussion "Sehen – Erkennen – Verstehen“. Das Sowjetische Ehrenmal in Dresden neu denken?“ ein.
Erinnerungsorte helfen, das historische Gedächtnis und die kollektive Identität im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. Die Diskussion über eine Neuinterpretation postsowjetischer Geschichtsnarrative und der damit einhergehenden Symbolik von Denk- und Erinnerungsmalen ist im Kontext des gegenwärtigen Krieges der russischen Föderation in der Ukraine intensiv begonnen worden. Auch in Dresden gibt es Anlass, vorhandene Denkmale neu zu befragen.
Jüdisches (im) Museum? Überlegungen und Diskussionen in Sachsen
Digitale Veranstaltungen zum Thema „Jüdisches Museum für Sachsen“
Seit einigen Jahren werden in Dresden Überlegungen für ein „Jüdisches Museum für Sachsen“ angestellt. Der Dresdner Stadtrat nahm diese Impulse auf und beschloss am 22. April 2021, die Gründung eines überregional angelegten „Jüdischen Museums“ in Dresden zu forcieren und mögliche Standorte prüfen zu lassen. Zeitlich parallel hat der Leipziger Stadtrat einen ähnlichen Beschluss gefasst, wodurch die Aktualität des Themas für Sachsen unterstrichen wird. Das Dresdner Stadtmuseum greift das Thema Jüdisches Leben als Teil der Stadtgeschichte in einer Intervention „Rethinking Stadtgeschichte: Perspektiven jüdischer Geschichten und Gegenwarten“ in der Dauerausstellung auf. Im begleitenden Blog zur Intervention „Rethinking Stadtgeschichte“ im Stadtmuseum Dresden kommen in Zusammenarbeit mit dem Historiker Daniel Ristau seit Oktober 2021 Akteur*innen zu Wort, die sich den grundlegenden und inhaltlichen Herausforderungen des Themas zuwenden, teils auch konkrete Umsetzungsformen und Standorte vorschlagen.
Die Blog-Beiträge sind nachlesbar unter www.blog-stadtmuseum-dresden.de/
Um die öffentliche Diskussion zu verstetigen, finden ab Ende Januar bis ins Frühjahr drei Podiumsdiskussionen und eine offene Diskussionsrunde als digitale Veranstaltungen statt. Im Verlauf dieses Jahres wird die Veranstaltungsreihe durch Vorträge internationaler Experten ergänzt.
Die Veranstaltungsreihe findet online statt und wird am kommenden Montag, 24. Januar 2022 unter dem Titel „Braucht Sachsen ein jüdisches Museum?“ eröffnet, Beginn ist 19 Uhr.
„Mit der Eröffnung der Synagoge und des jüdischen Gemeindezentrums 2001 war zunächst städtebaulich eine Wunde geschlossen und der Neubau wurde der Jüdischen Gemeinde als ein Akt der Wiedergutmachung übereignet. Ein Ort der dauerhaften Repräsentanz jüdischen Lebens als Teil der Dresdner Stadtgeschichte, des gesellschaftlichen Diskurses und der Vermittlung war damit jedoch nicht entstanden. Zwei Jahrzehnte nach Weihung der neuen Synagoge und in einer zunehmend von Diversität geprägten Stadtgesellschaft gilt es nunmehr, die Vision eines Jüdischen Museums für Dresden und die Region vertieft zu betrachten. Der vielfach angesprochenen Standortfrage sind dabei zunächst konzeptionelle Überlegungen voranzustellen. In Kooperation mit dem Stadtmuseum lade ich die Öffentlichkeit dazu ein, sich in die Überlegungen für ein Jüdisches Museum einzubringen.“, so Annekatrin Klepsch, Bürgermeisterin für Kultur und Tourismus.
Jüdisches (im) Museum? Überlegungen und Diskussionen in Sachsen
24. Januar 2022, 19 Uhr
Braucht Sachsen ein jüdisches Museum?
Bislang gibt es in Sachsen kein „Jüdisches Museum“, wohl aber viele Orte, an denen die vielfältigen Facetten vergangenen und gegenwärtigen jüdischen Lebens präsent sind - darunter neben den Einrichtungen der jüdischen Gemeinden - Museen, Archive und Bibliotheken, Erinnerungsorte und Gedenkstätten sowie Kultureinrichtungen und Vereine. Braucht Sachsen also ein eigenes „Jüdisches Museum“? Und welche Inhalte und Objekte könnte eine solche Einrichtung für wen vermitteln?
Dr. Thomas Feist, Beauftragter der Sächsischen Staatsregierung für das Jüdische Leben
Michael Hurshell, Vorsitzender Jüdische Gemeinde zu Dresden
Annekatrin Klepsch, Bürgermeisterin Kultur und Tourismus der Landeshauptstadt Dresden
Dr. Christina Ludwig, Direktorin Stadtmuseum – Museen der Stadt Dresden
Agnes Scharnetzky, Wissenschaftlerin an der TU Dresden und Stadträtin
Die Veranstaltung können Sie hier ansehen.
1. März 2022, 19 Uhr
Jüdisches Leben präsentieren: Zur Diskussion um ein jüdisches Museum für Sachsen
Wie lässt sich jüdisches Leben in Geschichte und Gegenwart gerade in Sachsen am sinnvollsten für ein breites Publikum präsentieren? Und was macht ein Objekt, eine Geschichte, einen Ort oder eine Person überhaupt „jüdisch“? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Teilnehmerinnen der Podiumsdiskussion. Sie reflektieren dabei auch, welche Perspektiven auf die Herausforderungen der Gegenwart gerade die Beschäftigung mit dem „Jüdischen“ eröffnet.
Léontine Meijer-van Mensch, Direktorin der Staatlichen Ethnografischen Sammlungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Dr. Christina Ludwig, Direktorin Stadtmuseum – Museen der Stadt Dresden
Valentina Marcenaro, Vorsitzende Jüdische Musik- und Theaterwoche Dresden e. V.
Dr. Gunda Ulbricht, Bildungsreferentin HATiKVA e. V. Dresden
Die Veranstaltung können Sie hier ansehen.
10. März 2022 19 Uhr
Bürger*innenforum: Ein Jüdisches Museum für Sachsen in Dresden? – Offene Diskussionsrunde
Nach einer kurzen Einführung in den Themenkomplex können Teilnehmer*innen der Diskussion ihre Standpunkte zur Frage eines „Jüdischen Museums“ für Sachsen äußern. Braucht es also eine solche Einrichtung für Sachsen – und wenn ja, wo und in welcher Form? Was sollten Ausrichtung, Inhalte, Objekte und Zielgruppen sein? Und über was müsste bei all diesen Überlegungen eigentlich noch gesprochen werden?
22. März 2022, 19 Uhr
Welche Orte stehen für welche Inhalte? Dresdner Standortdiskussionen für ein jüdisches Museum
Königsufer, Palais Oppenheim, Alter Leipziger Bahnhof, Neubau oder Augmented Reality – oder doch etwas ganz anderes? Die Diskussion um ein „Jüdisches Museum“ manifestiert sich in Dresden bislang vor allem in Standortdebatten. Die Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion erörtern die bisherigen Dresdner Standortvorschläge und weitere Perspektiven.
Anja Heckmann, Abteilungsleiterin im Stadtplanungsamt der Landeshauptstadt Dresden
Dr. David Klein, Leiter des Amtes für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden
Prof. Dr. E.h. Peter Kulka, Architekt (Dresden / Frankfurt a.M.)
Andreas Wohlfarth, Architekt, Präsident der Architektenkammer Sachsen
Moderation
Alle Veranstaltungen werden von Oliver Reinhard moderiert, stellvertretender Feuilleton-Chef der
Sächsischen Zeitung.
Anmeldung
Eine Voranmeldung ist für die jeweilige Veranstaltung per E-Mail unter geschaeftsbereich-kultur@dresden.de erforderlich, danach wird der Link für die Veranstaltung übermittelt.
Landeshauptstadt Dresden gedenkt am 80. Jahrestag der Opfer der Judendeportationen am Alten Leipziger Bahnhof
Am 21. Januar 2022 jährt sich zum 80. Mal die erste Deportation sächsischer Jüdinnen und Juden vom Alten Leipziger Bahnhof, dem ehemalige Güterbahnhof Dresden-Neustadt.
Die Landeshauptstadt Dresden möchte in diesem Jahr vor Ort an die menschenverachtenden Ereignisse während der NS-Diktatur in Dresden erinnern. Am 20. Januar 2022, dem Vorabend der Deportation nach Riga und dem 80. Jahrestag der Wannseekonferenz, lädt ab 18 Uhr die Initiative Herz statt Hetze zu einer gemeinsamen Veranstaltung auf dem Vorplatz des Alten Leipziger Bahnhofs ein. Dazu präsentiert die Künstlergemeinschaft „Hanse 3 e.V.“ eine Kunstinstallation. Die künstlerische Arbeit von David Adam mit dem Titel „Wann - Wieviele – Wohin“ unternimmt den Versuch einer inhaltlichen Annäherung und möchte zur Diskussion anregen. Die künstlerische Arbeit wird durch Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt im Rahmen der Kommunalen Kulturförderung Dresden gefördert.
Im Mittelpunkt der Aktionen steht das Gedenken an die Opfer der Deportationen. Außerdem soll gemeinsam mit allen Interessierten und Verantwortlichen die Diskussion zum Erinnerungsort Alter Leipziger Bahnhof angestoßen werden.
Mit dabei sind auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert und die Zweite Bürgermeisterin und Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch.
Die fünf Musikerinnen von Youkalí beschäftigen sich seit einigen Jahren mit der Vertonung und Interpretation von Gedichten jüdischer Poetinnen, erwecken deren zeitlose und bis heute aktuellen Texte musikalisch zu neuem Leben und setzen sie in heiter-melancholischen Konzertperformances in Szene. Dabei bedienen sie sich den Texten der Lyrikerin Mascha Kaléko (1907-1975), deren Gedichte mit rettender Ironie von Alltag, Sehnsucht und dem Wahnsinn der Welt erzählen.
In Gedenken an die Deportationen entstand 2020 folgende Interpretation Mascha Kalékos am Alten Leipziger Bahnhof.
Erinnerungskulturelles Kolloquium der Stadt Dresden vom 19. November 2021
Erinnerungskultur ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es ist das erklärte Ziel der Landeshauptstadt Dresden, bürgerschaftliches Engagement diesbezüglich ganzheitlich wahrzunehmen und einzubinden – auf allen Ebenen, in allen Stadtbezirken, in Vereinen, Verbänden, in den Unternehmen, Kirchen und in der gesamten Zivilgesellschaft.
Unter dem Titel: "Erinnerungskultur der Vielen – Narrative von Gestern im pluralistischen Gedenken heute und morgen", fand am 19. November 2021 das erinnerungskulturelle Kolloquium des Amtes für Kultur und Denkmalschutz statt. Aufgrund der andauernden Covid-19-Pandemie fand das Kolloquium online via Zoom statt.
Hier bieten bieten wir Ihnen den Mitschnitte des Kolloquium zum Nachhören und -sehen an.
Kolloquium "Erinnern für die Zukunft – Bestandsaufnahme und Reflexion"
Zahlreiche Vereine, Institutionen und Initiativen tragen dazu bei, dass die Geschichte Dresdens immer wieder neu entdeckt wird. Am 29. Oktober 2020 fand das Kolloquium „Erinnern für die Zukunft – Bestandsaufnahme und Reflexion“ statt. Ziel war es gemeinsam Ideen für eine vielschichtige Erinnerungslandschaft in Dresden zu sammeln.
Dokumentation Kolloquium (*.pdf, 3 MB, nicht barrierefrei)