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Sowjetisches Ehrenmal

Sowjetisches Ehrenmal Olbrichtplatz, 1994
Sowjetisches Ehrenmal Olbrichtplatz, 1994

Erinnerungsorte sind von großer Bedeutung, um das historische Gedächtnis und die kollektive Identität im öffentlichen Raum zu bewahren und zu stärken. Sie dienen als sichtbare Symbole unserer Geschichte und tragen zur Erinnerung und Würdigung wichtiger Ereignisse bei. Die intensive Diskussion über eine Neuinterpretation postsowjetischer Geschichtsnarrative und der damit einhergehenden Staatssymbolik in Form von Denk- und Erinnerungsmalen im Kontext des aktuellen Ukrainekrieges hat damit zu tun, dass die Spielart visueller Repräsentation zu den Kristallisationspunkten kollektiver Identität gehört. Mit dem Angriff russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 sind nun auch Gedenktafeln, Statuen, Ehrenmale, Inschriften und Denkmäler aus der sowjetischen Besatzungs- und aus der DDR-Zeit wieder zu einem ungewohnt heiß umstrittenen Thema im öffentlichen Diskurs geworden. Ob Standbilder von Stalin oder Lenin stehen oder fallen sollten, ob Straßen und Bauten mit den Namen von ehemaligen Aktivistinnen und Aktivisten und Funktionärinnen und Funktionären umgetauft werden müssten, wird in den Medien, in der Politik und in der Wissenschaft wieder intensiv debattiert, und dies international.

Heutige Bedeutung

In der aktuellen Zeit, in der die Losung "Nie wieder Krieg" durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die zahlreichen weiteren Kriege in der Welt brutal unterlaufen und instrumentalisiert wird, gestaltet sich die Erinnerungskultur zum Tag der Befreiung am 8. Mai besonders komplex. Selbstverständlich geglaubte Werte geraten ins Wanken. Jede Erinnerungsarbeit muss daher die Bewahrung der demokratischen Werte in unserer Gesellschaft beinhalten. Die lebendige Erinnerung an den Tag der Befreiung und die Überwindung des NS-Regimes soll uns auch heute mahnen, Demokratie und Menschenrechte zu verteidigen und gegen jede Form von Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einzutreten.

Das Denkmal ist bis heute ein deutliches Zeichen der kommunalen Gedenk- und Erinnerungslandschaft, eine Mahn- und Gedenkstätte mit zentraler Bedeutung und zugleich Stätte individuellen Gedenkens. Das Ehrenmal ist allerdings auch ein in sich widersprüchliches Denkmal: Es steht einerseits für das Leid, das der deutsche Angriff vom Juni 1941 über die Völker der damaligen Sowjetunion gebracht hat und für deren Widerstandswillen gegen die faschistische Aggression. Andererseits zeigt das Ehrenmal unverkennbar militaristische und idealisierte Darstellungen mit heroischem Pathos und dokumentiert so auch den Charakter des stalinistischen Systems und Besatzungsregimes, indem es als Siegermonument stilisiert wurde.

Historie

Das Sowjetische Ehrenmal für die gefallenen Soldaten der 5. Gardearmee in Dresden wurde am 25. November 1945 eingeweiht und stellt das erste Denkmal für sowjetische Soldaten auf deutschem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg dar. Das Denkmal wurde ursprünglich auf dem damaligen "Platz der Roten Armee" eingeweiht. Ein Jahr später erhielt der Platz den Namen "Platz der Einheit" und seit 1991 wird er als Albertplatz bezeichnet. Die meisten von Ihnen kennen das Objekt jedoch in seiner heutigen Gestalt am Olbrichtplatz in unmittelbarer Nähe des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr.

Beschreibung des Denkmals

Das Denkmal präsentiert sich als monumentale Struktur mit einer dreistufigen Treppenanlage, auf der eine rechteckige Treppe mit vier markanten Ecksäulen ruht. Über dieser erhebt sich der imposante Sockel des Denkmals, der in verschiedene Abschnitte unterschiedlicher Höhe unterteilt ist. In der zweiten Ebene von unten sind kunstvoll gestaltete Reliefplatten aus Bronze zu finden, die militärische Szenen darstellen. Das halbplastische Relief an der Vorderseite zeigt sieben Rotarmisten, die entschlossen im Angriff mit einer majestätisch wehenden Fahne dargestellt sind. Zudem ist ein verwundeter deutscher Soldat zu sehen, der am Boden liegt. Die Flachreliefs auf den anderen drei Seiten zeigen eine beeindruckende Szenerie: Auf der linken Seite werden vier sowjetische Panzer bei einem Angriff dargestellt, während ein getöteter Wehrmachtsoldat vor einem zerstörten Panzerabwehrgeschütz liegt und eine Geschützbesatzung einen Feuerkampf führt. An der Rückseite des Denkmals sind Pioniere zu sehen, die eifrig dabei sind, eine zerstörte Elbbrücke wiederaufzubauen.

In der darunterliegenden dritten Ebene befinden sich umlaufend vier Tafeln mit kyrillischen Schriftzeichen, die den gleichen ehrbietenden Text tragen. Dieser würdigt die tapferen Kämpfer der Roten Armee, die ihr Leben im Kampf gegen die deutschen faschistischen Eroberer gegeben haben, um die Freiheit und Unabhängigkeit der sowjetischen Heimat zu verteidigen. Die unterste und oberste Ebene des Denkmals sind mit politischen Symbolen geschmückt, die außerhalb der figürlichen Darstellung platziert sind. Hier finden sich Lorbeer, Sowjetsterne, Gardesterne sowie Darstellungen von Schwert und Gewehr oder Hammer und Sichel.

Das gesamte Denkmal ist aus leuchtendem rotem Granit gefertigt und wird von einer imposanten Doppelplastik aus Bronze gekrönt. Diese zeigt Rotarmisten in einer äußerst realistischen Darstellung ihrer Uniformen und Bewaffnung, wobei eine theatralische und kampfbereite Ausstrahlung nicht zu übersehen ist. Sie symbolisieren unmissverständlich kämpfende und siegreiche Soldaten und erinnern an jene Kameraden, die als tapfere Verteidiger der Heimat ihr Leben ließen.

Die 5. Gardearmee

Die 5. Gardearmee war ein Zusammenschluss mehrerer kleinerer Truppenverbände, die nach dem Sieg der Roten Armee über die deutsche Wehrmacht in Stalingrad im Jahr 1943 gebildet worden ist. Der Großverband wurde über die Ostfront nach Sachsen und Dresden als Befreier und Besatzer verlegt.