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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2022/06/pm_093.php 28.06.2022 15:35:17 Uhr 26.04.2024 16:51:53 Uhr

Eröffnung - Experimenteller Gedenkort am Alten Leipziger Bahnhof

Am Donnerstag, 30. Juni, 19:30 Uhr, wird auf dem Vorplatz der ehemaligen Empfangshalle des Alten Leipziger Bahnhofs eine temporäre künstlerische Installation eröffnet, die im Auftrag des Geschäftsbereichs Kultur und Tourismus der Landeshauptstadt Dresden durch das Institut für räumliche Resilienz in Kooperation mit der TU Dresden erarbeitet wurde.

Zur Eröffnung am Donnerstag, 30. Juni, 19.30 Uhr ist eine Gesprächsrunde geplant, an der neben Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch auch Katharina Wüstefeld vom Autoren-Kollektiv audioscript und Agnes Scharnetzky (Stadträtin, Bündnis 90 / Die Grünen) teilnehmen. Die Moderation übernimmt Oliver Reinhard von der Sächsischen Zeitung. Im Anschluss an die Gesprächsrunde gibt es ein Konzert mit der Band Youkali. Bei Regen findet die Veranstaltung in der direkt benachbarten Blauen Fabrik statt.

Bürgermeisterin Annekatrin Klepsch: „Wesentliche Täterorte der NS-Diktatur wie der Alte Leipziger Bahnhof sind in Dresden bisher nicht sichtbar markiert. Nach mehr als 80 Jahren soll nun endlich auf die menschenverachtenden Deportationen von Jüdinnen und Juden von dem damaligen Güterbahnhof aufmerksam gemacht und ein Gedenkort geschaffen werden. Ich danke allen Initiativen und Künstler*innen, die sich bereits in den letzten Jahren um den Alten Leipziger Bahnhof und das Erinnern an die Deportationen bemüht haben. Erste konzeptionelle Ideen wurden nun im Rahmen eines Workshops des Instituts für Räumliche Resilienz mit Initiativen der Zivilgesellschaft entwickelt und sollen in ein Konzept für einen dauerhaften Gedenk- und Vermittlungsort einfließen.“

Die Idee für dieses Projekt geht auf Paul Elsner zurück, bildender Künstler und Architekt und gegenwärtig als Referent im Geschäftsbereich Kultur und Tourismus tätig: „Mittels künstlerischer Strategien, Impulse in der Stadtentwicklung zu setzen und entsprechende Diskurse zu initiieren, wurde u.a. im Projekt Frei.Raum.Direkt. ein entsprechender Ansatz an diversen Stellen in der Stadt erfolgreich getestet. Durch künstlerische Aktionen und Arbeitsweisen Beteiligung und Austausch zu befördern, ist bisher leider noch immer eher die Ausnahme als die Regel. Dabei findet sich gerade für den Alten Leipziger Bahnhof, auch im Hinblick auf den parallellaufenden Beteiligungsprozess des Stadtplanungsamtes, ein hohes Potenzial, die einzigartigen Qualitäten des Ortes in künftige Entwicklungschancen zu transformieren. Dabei kann eine künstlerische Betrachtungsweise die geeigneten Werkzeuge an die Hand geben.“ so Paul Elsner.

Hintergrund:

Der Dresdner Stadtrat hat die Verwaltung im April 2021 beauftragt, im Zusammenhang mit der Prüfung der Errichtung eines jüdischen Museums und Begegnungszentrums, auch einen Gedenkort für die Opfer der NS-Verbrechen, eine Erinnerungs- und Begegnungsstätte für die Deportationen am Alten Leipziger Bahnhof zu schaffen. Vor dem Hintergrund des 80. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Alliierten im Januar 2025 sowie der Befreiung vom Nationalsozialismus am 8. Mai 2025 ist die Entwicklung eines dauerhaften Gedenkortes von besonderer Priorität. 
Seit Januar 2022 erinnert eine Kunstinstallation mit dem Titel „Wann - Wie viele - Wohin?“ des Dresdner Künstlers David Adam an der Ruine der ehemaligen Empfangshalle des Alten Leipziger Bahnhofs an die von diesem Ort ausgehenden Deportationen der jüdischen Bevölkerung und von anderen, den Nationalsozialisten missliebigen Angehörigen der Gesellschaft. 

Seitens des Geschäftsbereiches Kultur und Tourismus wurde ein Weg gewählt, zur Differenzierung der konkreten Inhalte sowie der baulichen Form eines künftigen Gedenkortes eine künstlerisch-experimentierende Herangehensweise zu wählen um die Spezifik des Ortes sichtbar zu machen und einen thematischen zivilgesellschaftlichen Diskurs anzustoßen. Zur Realisierung dieser Idee wurde das Institut für räumliche Resilienz in Kooperation mit der TU Dresden beauftragt, in einem ersten Schritt ein Konzept für eine temporäre künstlerische Installation partizipativ zu entwickeln und diese vor Ort baulich umzusetzen. In einem zweiten Schritt soll die Installation mit verschiedenen Veranstaltungsformaten bespielt und dabei Anforderungen und Bedarfe eines künftigen Gedenkortes untersucht werden. Dabei ist geplant, von Juli bis Oktober 2022 verschiedene Veranstaltungen durchzuführen und auch weiteren Akteuren und Kooperationspartner/-innen die Installation für eigene Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen.