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Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Erster Bürgermeister gedenkt am Münchner Platz – Weitere Veranstaltung am Hellerberg

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und das Konzentrationslager in Auschwitz. Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärten die Vereinten Nationen den Tag im Jahr 2005. In Dresden finden dazu verschiedene Veranstaltungen statt. Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Beschränkungen sind die Gedenkveranstaltungen nichtöffentlich und nur mit geladenen Personen.

Heute, am Mittwoch, 27. Januar 2021, legten die Bürgermeisterinnen der Landeshauptstadt Dresden Eva Jähnigen und Annekatrin Klepsch auf dem Areal des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers Hellerberg Blumen nieder. Das Lager Hellerberg wurde am 23./24. November 1942 von der Zeiss-Ikon AG, der Dresdner Gestapo und der Kreisleitung der NSDAP eingerichtet. Es befand sich zwischen Hammerweg, Radeburger Straße und heutiger Stauffenbergallee. Die Gefangenen mussten im Rüstungsbetrieb Goehle-Werke der Zeiss-Ikon AG in der Großenhainer Straße Zwangsarbeit leisten. Am 27. Februar 1943 wurde Hellerberg zum „Polizeihaftlager“ erklärt. In der Nacht vom 2. zum 3. März 1943 wurden sie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Von Mai 1943 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Lager unter dem Namen Lager Kiesgrube als Entbindungslager für Kinder von Ostarbeiterinnen weitergenutzt; über 200 Kleinkinder verstarben in dieser Zeit im Lager. Die Grabanlage für diese Kinder befindet sich auf dem benachbarten St.-Pauli-Friedhof.

Die Zweite Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur, Annekatrin Klepsch, mahnt anlässlich des Gedenktages 27. Januar: „Es ist die Aufgabe der nachgeborenen Generationen, wiederkehrend an die nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen zu erinnern und der Opfer zu gedenken, nicht zuletzt, weil es in der Gegenwart immer wieder Versuche der Leugnung und Instrumentalisierung gibt. Der Hellerberg ist ein authentischer Ort, den es in den nächsten Jahren als Gedenkort weiterzuentwickeln gilt.“

Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen betrachtet den Hellerberg als gemeinsame Aufgabe für die Stadtgesellschaft: „In den vergangenen Jahren wurde das Gelände im Auftrag des Umweltamtes naturnah gestaltet. Die Ruhe und Bedächtigkeit der Natur bildet einen passenden Hintergrund für diese vielschichtige Stätte des Gedenkens und der Erinnerung. Wir sehen uns als Stadtverwaltung in der Verantwortung, wenn es darum geht den Ort gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Initiativen weiterzuentwickeln.“

Ab 18 Uhr findet dann in der Gedenkstätte Münchner Platz, im ehemaligen Richthof, eine Gedenkfeier mit dem Münchner-Platz-Komitee statt. Neben dem Ersten Bürgermeister der Landeshauptstadt Dresden, Detlef Sittel, legen unter anderem auch Repräsentanten des Freistaates Sachsen und des Sächsischen Landtages sowie weitere Gäste Blumengebinde nieder. Der Erste Bürgermeister Detlef Sittel unterstreicht die Wichtigkeit dieses Gedenkens: „Der Münchner Platz erinnert uns an eine Zeit, in der man Justitia vom Sockel stieß und an ihre Stelle die Fallschwertmaschine stellte. Über tausend Menschen wurden hier, im Namen des Volkes‘ ermordet. Wer angesichts dessen behauptet, Kritiker an der Pandemiebekämpfung würden heute so behandelt, wie die Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden, überschreitet jede Grenze von Anstand und menschlichem Miteinander. Es ist unsere Aufgabe, diese Grenze deutlicher denn je und hart in der Sache zu ziehen!"