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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2018/10/pm_028.php 10.10.2018 14:00:02 Uhr 26.04.2024 15:46:23 Uhr

Zurück zur natürlichen Entwicklung

Zwei städtische Waldflächen bleiben künftig frei von menschlichen Eingriffen

Eine 2,5 Hektar große Fläche am Waldhof in Dresden-Wilschdorf und ein 4,8 Hektar großes Gebiet in Dresden-Helfenberg „An der Kucksche“ stehen künftig unter Prozessschutz. Das bedeutet, dass dort keine menschlichen Eingriffe mehr erfolgen, mit Ausnahme von Verkehrssicherungsmaßnahmen an den Wanderwegen.

Der Eichen-Buchenwald „An der Kucksche“ ist über 130 Jahre alt und gehört zum Naturschutzgebiet „Dresdner Elbtalhänge“, zum Landschaftsschutzgebiet „Elbtalhänge Dresden-Pirna und Schönfelder Hochland“ sowie zum Flora-Fauna-Habitat-Gebiet „Elbtalhänge zwischen Loschwitz und Bonnewitz“.

Den Plan für die Waldbewirtschaftung des Kommunalwaldes hatte der Dresdner Stadtrat Ende August beschlossen.

„Bereits heute werden 30 Prozent der städtischen Waldflächen nicht wirtschaftlich genutzt und sind deswegen ein wertvoller Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Wir wollen naturnahen Wald erhalten, entwickeln und so die biologische Vielfalt stärken. Die Stadt Dresden geht dabei nun einen weiteren Schritt: Wir haben erstmals städtische Wälder unter den so genannten Prozessschutz gestellt und lassen der Natur dort weitgehend freien Lauf“, erläutert Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen.

Was bedeutet Prozessschutz?

Der Prozessschutz ist ein Spiegelbild der natürlichen Dynamik in der Wildnis, so wie sie in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft nur noch selten ablaufen kann. Im „Kucksche-Wald“ werden künftig die natürlich-dynamischen Abläufe der Waldentwicklung zugelassen. Dabei ist nicht genau vorhersehbar, wie diese Entwicklung aussehen wird. Überalterung und Zerfall des Baumbestandes, Sturm, Trockenheit und Insektenbefall werden Spuren hinterlassen. An lichten Bereichen, die durch Stürme oder durch den natürlichen Absterbeprozess von Bäumen entstehen, wird sich der Wald auf natürliche Weise verjüngen. Wie in einem Urwald können die Bäume ein hohes Alter erreichen, absterben und neuen Baumgenerationen Platz machen. Einzelne Exemplare überdauern Jahrhunderte. Die in diesem Wald wachsenden Eichen können bis zu 1000 Jahre alt werden, gefolgt von der Hainbuche mit 500 Jahren. Buche, Esche und Bergahorn können ein Alter von 300 Jahren erreichen. Die Baumart mit der geringsten Lebenserwartung ist der Spitzahorn mit 200 Jahren. Die ungestörte Entwicklung des Waldes erstreckt sich über mehrere Menschengenerationen. Wie sich der „Kucksche-Wald“ unter Prozessschutz und im wandelnden Klima letztendlich entwickelt, werden erst die nächsten Generationen erfahren.

Geschützt sind nun aber nicht nur die Bäume und Pflanzen, sondern auch die Tiere. Im „Kucksche-Wald“ leben seltene, streng geschützte Tiere wie Schwarzspecht, Waldkauz, Juchtenkäfer und Fledermausarten wie das Große Mausohr, die Mopsfledermaus und die Teichfledermaus. Für die Artenvielfalt sind alte Wälder sehr wichtig. Mit zunehmendem Alter bilden die Bäume mehr Höhlen, Mulm, Totholz und rissige Borke. Auf solche Strukturen haben sich viele Tiere spezialisiert. So leben von den etwa 5800 in Deutschland einheimischen Käferarten rund 1000 im und vom Holz oder von holzbewohnenden Pilzen. Dazu kommen zahlreiche Vertreter anderer Gruppen von Insekten und Gliedertieren aber auch von Vögeln und Säugetieren. Auf den stehendem und liegendem Totholz fühlen sich zahlreiche Pilze, Flechten und Moose wohl.

Neben der Förderung der Artenvielfalt zeigen nutzungsfreie Wälder wie sich die Natur ohne menschliches Zutun frei entwickeln kann. Sie sind auch Orte des Naturerlebens und der Inspiration. Sie dürfen auf den gekennzeichneten Wegen betreten werden, aber auch nur dort – zum Schutz des Waldes und der Tiere und zum Schutz des Besuchers selbst.