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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2015/07/pm_049.php 28.07.2015 16:43:59 Uhr 27.04.2024 12:01:19 Uhr

Dresden schwitzt, das Umweltamt misst und plant die Kaltluftschneisen der Zukunft

Endlich Sommer! Endlich Sonne! Die erste Hitzewelle 2015 ergriff Deutschland am vergangenen Wochenende. Auch in den kommenden Tagen sollen die Temperaturen wieder ansteigen. Während sich die Einen über die heißen Temperaturen freuen, finden nachts viele hitzegeplagte Dresdnerinnen und Dresdner wenig oder keinen Schlaf – Grund dafür sind die tropischen Nächte, bei denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius fallen. Allein am vergangenen Wochenende waren es drei Tropennächte.

In den letzten zehn Jahren gab es durchschnittlich 1,3 Tropennächte pro Jahr in Dresden, Tendenz steigend. Glücklich sind die Dresdner, die in der Umgebung einer größeren Freifläche wohnen. Während am Freitagabend, 3. Juli, 20.30 Uhr in Hosterwitz 25,2 Grad Celsius gemessen wurden, lagen die Temperaturen im Stadtgebiet zwischen 27 und 29 Grad Celsius (Messpunkte in Striesen und Strehlen).

Dichte Bebauung hält Hitze länger

In der Dresdner Neustadt und auf dem Neumarkt war es um diese Uhrzeit noch 31,5 Grad Celsius heiß. Nach Sonnenuntergang geben aufgeheizte Hauswände und Mauern allmählich Wärme an die Umgebung ab. Je dichter die Bebauung ist, desto länger dauert das nächtliche Abkühlen.

Vorschaubild Stadtkarte mit Kaltluftbahnen

Jede Baulücke, jede Freifläche, jeder Grünstreifen sorgt dagegen für Durchlüftung und angenehme Abkühlung. Am Pirnaischen Platz betrug die Temperatur schon 1,5 Grad weniger als auf dem Neumarkt – dank des breiten Grünstreifens auf der St.-Petersburger-Straße. Im Großen Garten fiel die Temperatur sogar um 4,5 Grad. Der Park entfaltet seine kühlende Wirkung, die bis in die umgebende Bebauung spürbar ist.

Freie Kaltluftflüsse entscheidend für gutes Stadtklima

Eine wohltuende nächtliche Abkühlung bringen aber auch die Kaltluftflüsse aus dem Umland. Beispielsweise zeigen die Messungen entlang des Prießnitzkaltluftstroms eine Temperaturdifferenz von fünf Grad im Vergleich zur Dresdner Neustadt (5. Juli, 2.30 Uhr). Auch andere Stadtteile profitieren von den Kaltluftzuflüssen. Die auf den Freiflächen der Hochebenen gebildete Kaltluft fließt dem Gelände bzw. den Bereichen mit geringer Oberflächenrauigkeit folgend ins Elbtal. Oft entsprechen daher die Kaltluftbahnen einem Gewässerlauf.

Im Laufe der Nacht intensivieren sich die Kaltluftflüsse. Kleinere Ströme vereinigen sich aufgrund von Strömungseigenschaften zu größeren Abflüssen (Luftleitbahnen). Bis Mitternacht füllt sich das gesamte Elbtal mit Kaltluft. Stadtstrukturen können dabei den Fluss behindern bzw. durch die Abwärme der Gebäude die Kaltluft erwärmen und dadurch aufzehren. Die Stadtteile Plauen und Löbtau werden beispielsweise durch den Weißeritz-Kaltluftstrom versorgt, Strehlen über Zuflüsse entlang des Kaitzgrundes und ein Teil Leubens durch die abfließende Kaltluft entlang des Lockwitztals. Aber auch rechtselbisch wird entlang der Taleinschnitte, wie z. B. Helfenberger Grund und Loschwitzbach, Kaltluft ins Elbtal befördert. Das Freihalten der Abflussbahnen von Bebauung ist daher entscheidend für die lufthygienische und klimatische Situation im Stadtgebiet.

Radfahrer im Weißeritzgrünzug

Landschaftsplan sieht Entwicklung weiterer Grünzüge vor

Parks und Grünflächen bieten klimatische Ausgleichsräume. Vor allem Bäume reduzieren die Maximaltemperaturen am Tag durch ihre Schattenspende und die freiwerdende Verdunstungskühle. Wirksame Maßnahmen, die stadtklimatische Situation zu verbessern, bestehen auch im Entsiegeln und Rückbau ungenutzter Flächen und ihrer Begrünung. Wo es keine Freiflächen gibt, kann es in der Stadt eine Temperaturminderung durch Begrünung der Fassaden und Dächer geben. Der im Frühjahr 2015 ausgelegte Entwurf des Landschaftsplanes sieht vor, dass so wie an Weißeritz (die ursprünglichen Bahnanlagen wurden hier abgerissen, begrünt,) und Koitschgraben weitere Grünzüge entlang der Dresdner Gewässer entwickelt werden, die zu einem guten Klima, aber auch zum Biotopverbund beitragen und natürlich auch eine wichtige Erholungsfunktion für die Dresdnerinnen und Dresdner haben.