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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2003/05/c_400.php 29.05.2015 00:09:20 Uhr 03.05.2024 00:29:06 Uhr

Rede von Dr. Rafal Dutkiewicz, Stadtpräsident von Breslau, vor dem Dresdner Stadtrat am 8. Mai 2003, 16 Uhr

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Roßberg, verehrte Stadtratsmitglieder,möglicherweise verwundert es Sie, aber ich muss Ihnen gleich am Anfang meiner Rede die herzlichsten Glückwünsche aussprechen. Schon mehrmals hatte ich die Gelegenheit, Ihre schöne Stadt zu besuchen und ich muss zugeben, dass ich jedes Mal erstaunt feststelle, wie hier das Leben pulsiert, wie prächtig sich die Stadt verändert und entwickelt. Ich beglückwünsche Sie dazu, weil ich weiß, wie schwer es ist, so gute Ergebnisse in der heutigen Zeit zu erzielen.

Ich freue mich, dass ich heute als erster direkt gewählter Stadtpräsident von Breslau in Ihrer geschätzten Anwesenheit über unsere Partnerschaft und ihre Rolle in einem zukünftig vereinten Europa sprechen darf.

Sehr geehrte Damen und Herren,schon heute ist Dresden für viele Breslauer ein besonderer Punkt auf der Landkarte unseres Kontinents. Diese besondere Beziehung erklärt sich zum einen aus der über 40-jährigen Partnerschaft unserer Städte und den daraus entstandenen vielfältigen institutionellen und außerinstitutionellen Kontakten in den Bereichen Verwaltung, Kultur und Jugendaustausch. Ich kann zu Recht behaupten, dass wir uns auf jede Dresdener Ausstellung, Präsentation und jedes Konzert in Breslau freuen, auf jeden Besuch der Schüler des Fritz-Löffler-Gymnasiums, des Heinrich-Schütz-Konservatoriums oder einer anderen Schule, die mit einer Breslauer Schule zusammenarbeitet. Mit Hilfe dieser Kontakte schaffen wir gerade die so wichtige Verständigungsgrundlage zwischen den jungen Leuten, die in einigen Jahren die Wirklichkeit unserer Städte und Länder, ja die eines neuen, grenzenlosen Europas ausmachen werden. Zum anderen hängt die besondere Wahrnehmung Dresdens mit dem Kaleidoskop der gemeinsamen, historisch bedingten Erfahrungen zusammen. Da sind die Jahrzehnte des Kommunismus, der in den Gesellschaftsstrukturen beider Städte deutliche Spuren hinterlassen hat, da ist die Erfahrung der Befreiung von diesem Joch, und da sind schließlich die schweren Jahre der Rückstandsbewältigung und des schwierigen Transformationsprozesses, der niemals schmerzlos verläuft.

Eine andere schmerzhafte gemeinsame Erfahrung waren die beiden verheerenden Hochwasser, die zuerst Breslau und später Dresden heimsuchten. Das Engagement und die Hilfe, die wir uns damals gegenseitig angeboten haben, waren herausragende Gesten der Freundschaft, die von Solidarität und Mitgefühl zeugten. Ich glaube, dass auch das zur besonderen Beziehung der Breslauer zu Dresden beigetragen hat.

So verflechten sich Geschichte und Gegenwart miteinander und tragen dazu bei, dass uns die Verständigung heute viel leichter fällt. Immer genauer erkennen wir auch die Bereiche, in denen die Kooperation noch ausgebaut werden muss. Ich erinnere hier an die Zusammenarbeit in den Bereichen Verwaltung, Kultur und Jugendaustausch.

Es wächst jedoch auch die Überzeugung, und ich hoffe, ich kann hier für beide Seiten sprechen, dass der Bedarf erheblich größer ist.

Während Ihres letzten Besuchs in Breslau, werter Herr Oberbürgermeister, wurde viel über den Ausbau der Zusammenarbeit auf dem Wirtschaftssektor gesprochen. Kurze Zeit vorher unterschrieb Bürgermeister Kogge während der Breslauer Stadtratssitzung zusammen mit dem damaligen Vizepräsidenten für Soziales von Breslau eine zusätzliche Zusammenarbeitserklärung für den sozialpolitischen Sektor.

Meiner Empfindung nach sind das die wesentlichen Komponenten der jetzigen und zukünftigen Zusammenarbeit zwischen unseren Städten. Wir werden beständig an der Entwicklung konkreter Vorschläge arbeiten, um unsere Kontakte noch lebendiger zu gestalten, damit die Zusammenarbeit auch in diesen Bereichen den richtigen Schwung bekommt.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, verehrte Kolleginnen und Kollegen,ich bin fest davon überzeugt, dass zusammen mit der EU-Erweiterung zumindest ein Teil der Hürden verschwindet, die derzeit die Zusammenarbeit in einigen Bereichen behindern. Aber nicht mehr lange, denn am 7. und 8. Juni d.J. entscheiden die Polen in einem Referendum, ob. sie Bürger eines vereinten Europas werden wollen. Ich bin mir sicher, dass wir den richtigen Weg wählen, und Wroclaw seine europäische Zugehörigkeit besonders stark unterstreichen und sehr deutlich Ja zur Europäischen Union sagen wird. Wir glauben, dass die Stimmen zum Beitritt Polens zur EU in unserer Stadt deutlich über 50 Prozent liegen werden.

Natürlich wird unsere Mitgliedschaft in der Union auch sehr bedeutend für die Entwicklung der Partnerschaft Breslau-Dresden sein. Der europäische Kontext unserer Zusammenarbeit sollte ständig an Bedeutung gewinnen.

Ich möchte an dieser Stelle meine Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass die derzeit wichtigste Herausforderung in der Ausnutzung aller Chancen besteht, die die Mitgliedschaft Polens, und somit auch Breslaus, in den Strukturen der Europäischen Union mit sich bringt.Das gemeinsame Auftreten Breslaus und Dresdens in wichtigen Fragen der Selbstverwaltung auf internationaler Ebene, sich gemeinsam präsentieren und die Vorteile unseres Fleckchens Europa – sowohl aus touristischer, als auch aus wirtschaftlicher Sicht – vorstellen, das sollten wesentliche Elemente unserer Zusammenarbeit werden.

Auch die effektive Nutzung der Unionsmittel, die für die Zusammenarbeit der Städte und Regionen vorgesehen sind, ist nicht bedeutungslos. Ein gutes Beispiel für diese gemeinsamen Tätigkeiten ist das gerade begonnene Projekt Enlarge-Net. Ich hoffe, dass sich dadurch eine solide Grundlage zur Entwicklung der Zusammenarbeit unserer beiden Städte auf vielen weiteren themenbezogenen Gebieten schaffen lässt.

Liebe Freunde,auf uns kommen neue, große Herausforderungen zu. Europa vereint sich, und Breslau wird in Kürze näher an Dresden liegen. Bald wird die Autobahn, die unsere Städte miteinander verbindet, in ihrer vollen Länge die Gestalt einer echten Autobahn annehmen, und die Grenze, die unsere Städte trennt, wird es nicht mehr geben. Wir kommen einander näher als jemals zuvor. Wir müssen uns aber gleichzeitig bewusst machen, dass wir immer abhängiger von den Auswirkungen der Globalisierung und der allgegenwärtigen Konkurrenz werden. Um dem gewachsen zu sein, müssen wir noch stärker im Rahmen unserer Region zusammenarbeiten.

Ich glaube, dass wir bei entsprechendem Engagement von unserer Seite aus alle sich bietenden Chancen nutzen und gekonnt eventuelle Probleme umschiffen werden. Ich hoffe, dass wir uns durch großangelegte Zusammenarbeit – auch auf der Achse Breslau-Dresden-Straßburg – ins tatsächliche Zentrum Europas rücken können. Dieser Wunsch sollte uns bei allen gemeinsamen Vorhaben begleiten.

Sehr geehrter Herr Roßberg, werte Stadtratsmitglieder,vielen Dank, dass ich vor Ihnen sprechen durfte. Außerdem möchte ich Ihnen noch zu Ihrem großartigen Sieg im Landeswettbewerb bei der Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2012 gratulieren. Ich hoffe, Sie werden auch den internationalen Wettbewerb gewinnen, dem wir in Breslau mit Begeisterung entgegenfiebern. Wir drücken Ihnen die Daumen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

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