Artenvielfalt im Stadtgrün

Um dem Klimawandel zu begegnen und die Artenvielfalt in der Stadt zu fördern, hat die Landeshauptstadt Dresden in den letzten Jahren begonnen, einige klassische Rasenflächen zu sogenannten „Langschnittflächen“ zu entwickeln.

Auf diesen Flächen wird zwei Mal im Jahr das Gras geschnitten, mit Ausnahme eines zwei Meter breiten Streifens an den Rändern der jeweiligen Flächen. Hier wird das Gras zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit dauerhaft kurzgehalten.

Umfang der Langschnittflächen auf kommunalen Flächen in Dresden:

• vor 2019: 375 Hektar
• im Jahr 2019: weitere 10 Hektar, davon rund 4,2 Hektar auf der St.-Petersburger-Straße

Flächen auf denen „Langschnitt“ praktiziert wird, befinden sich

• auf den Elbwiesen
• im Bereich der Elbschlösser
• an der Stübelallee, Ammonstraße, Güntzstraße (in Zusammenarbeit mit dem St.-Benno-Gymnasium)
• im Räcknitzpark

Pilotprojekt St.-Petersburger-Straße (seit Frühjahr 2019)

Zwischen Rathenauplatz und Georgplatz testet die Landeshauptstadt Dresden in einem Pilotprojekt, wie sich Wiesen mitten im Stadtzentrum etablieren können, welchen Nutzen sie für die Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere, insbesondere für Insekten, den Naturschutz, das Stadtklima, aber auch für das Stadtbild haben und wie sie sich pflegen lassen.

Im Bereich der vier Baumreihen wurde in einem zwei Meter breiten Streifen eine Saatgutmischung schattenliebender Pflanzen („Reb- und Obstzeilen-Mischung“) ausgesät. Im sonnigen Bereich des Mittelstreifens der Achse Rathaus – Skateranlage wurde auf einer Fläche von 100 Quadratmetern eine Saatgutmischung sonnenhungriger Pflanzen („Wärmeliebender Saum“) eingesät.

Die Aussaaten sollen als Keimzelle zur Ausbreitung der Arten auf dem gesamten Bereich der Mittelinsel dienen. Dieser Umwandlungsprozess wird einige Jahre dauern.

Pflegeaufwand

Obwohl weniger Arbeitsgänge für die Mahd erfolgen, sind bei Langschnittflächen höhere Aufwendungen zu kalkulieren. Man benötigt spezielle Mähtechnik, die Mahd dauert länger und die Beräumung des Mähgutes bringt einen erhöhten Transportaufwand mit sich. Die Kompostierung kostet Geld.

verwendetes Saatgut:

Für die Initialaussaat verwendeten wir Saatgutmischungen der Rieger-Hofmann® GmbH aus Blaufelden-Raboldshausen, Baden-Württemberg.

Sortiment „Wärmeliebender Saum“

Die Saatgutmischung „Wärmeliebender Saum“ ist für sonnige Standorte geeignet und besteht zu 100 % aus verschiedenen Blumenarten:

Gewöhnliche Schafgarbe, Gewöhnliche Ochsenzunge, Färber-Hundskamille, Ästige Graslilie, Gemeine Akelei, Kalkaster, Gewöhnliche Schwarznessel, Weidenblatt-Rindsauge, Acker-Ringelblume, Knäuel-Glockenblume, Rapunzel-Glockenblume, Skabiosen-Flockenblume, Rispen-Flockenblume, Gewöhnliche Wegwarte, Gewöhnlicher Wirbeldost, Feld-Rittersporn, Echte Hundszunge, Wilde Möhre, Kartäusernelke, Prachtnelke, Gewöhnlicher Natternkopf, Kleines Mädesüß, Goldhaaraster, Gewöhnliche Nachtviole, Echtes Johanniskraut,Färber-Waid, Acker-Witwenblume, Echtes Herzgespann, Margerite, Gewöhnliches Leinkraut, Österreichischer Lein, Spitzblatt-Malve, Moschus-Malve, Zweijährige Nachtkerze, Gewöhnlicher Dost, Klatschmohn, Gewöhnlicher Pastinak, Kleine Bibernelle, Echte Schlüsselblume, Gelbe Resede, Färber-Resede, Kleiner Klappertopf, Wiesen-Salbei, Quirl-Salbei, Kleiner Wiesenknopf, Echtes Seifenkraut,Tauben-Skabiose, Weiße Lichtnelke, Gewöhnliches Leimkraut, Gewöhnliche Goldrute, Straußblütige Wucherblume, Kleiner Klee, Großblütige Königskerze, Schwarze Königskerze, Echtes Eisenkraut, Großer Ehrenpreis

Sortiment "Reb- und Obstzeilenmischung“

Die „Reb- und Obstzeilenmischung“ ist ein Sortiment schattenliebender Pflanzenarten, welches im Obst- und Weinbau verwendet wird. Sie besteht zu 20% aus Blumen und 80% aus Gräsern: 

Blumen: Gewöhnliche Schafgarbe, Acker-Glockenblume, Rundblättrige Glockenblume, Kornblume, Wiesen-Flockenblume, Kleinköpfiger Pippau, Heidenelke, Weißes Labkraut, Echtes Labkraut, Kleines Habichtskraut, Gewöhnliches Ferkelkraut, Rauer Löwenzahn, Margerite, Gewöhnliches Leinkraut, Hornschotenklee, Moschus-Malve, Weg-Malve, Gelbklee, Gewöhnlicher Dost, Mittlerer Wegerich, Gewöhnliche Braunelle, Gelbe Resede, Kleiner Wiesenknopf, Echtes Seifenkraut, Herbst-Löwenzahn, Acker-Lichtnelke, Gewöhnliches Leimkraut, Gewöhnlicher Thymian, Kleiner Klee, Rotklee, Acker-Veilchen

Gräser: Rotes Straußgras, Gewöhnliches Ruchgras, Roggen-Trespe, Weide-Kammgras, Schafschwingel, Horst-Rotschwingel, Deutsches Weidelgras, Schmalblättriges Rispengras, Platthalm-Rispengras

Weitere Arten: Auf den Flächen wurde auch Saatgut aus dem Projekt „Urbanität und Vielfalt“ des Umweltzentrums Dresden e.V. ausgesät. Es wurde 2018 von Dresdnerinnen und Dresdnern gewonnen, die sich am von der Landeshauptstadt Dresden begleiteten Projekt beteiligt haben.

Langschnittflächen mit Initialeinsaat:

 2019: St.-Petersburger-Straße: rund 4,2 Hektar

BienenBrückenBauen – neuer Lebensraum für Wildbienen und andere Insekten 

Im Oktober 2025 entstand auf Initiative des Umweltzentrums Dresden e. V. in Kooperation mit dem Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft ein besonderer Lebensraum für Wildbienen und andere Insekten an zwei Standorten im Dresdner Stadtgebiet:

• Rathenauplatz, Fläche vor der Wohnbebauung St. Peterburger Straße (Altstadt) 
• Malterstraße (Cotta)

Rathenauplatz

• 2 Pflanzstreifen mit folgenden bienenfreundlichen, einheimischen Stauden:

  • Färber-Hundskamille, Heilziest, Rundblättrige Glockenblume, Wiesen-Flockenblume, Skabiosen-Flockenblume, Rispen-Flockenblume, Berg-Sandglöckchen, Acker-Witwenblume, Herbst-Löwenzahn, Rauer Löwenzahn, Gewöhnlicher Hornklee, Sichel-Klee, Gelbe Skabiose, Aufrechter Ziest

  • Die Stauden stammen aus eigener Anzucht des Umweltzentrums Dresden.

• Auf der Fläche gibt es außerdem
  • ein Sandarium (für bodenbrütende Wildbienen)
  • 1-2 Gabionenmauern

Malterstraße

• zwei Pflanzstreifen mit 15 verschiedenen Stauden: 

  • Färber-Hundskamille, Wiesen-Kerbel, Heilziest, Acker-Glockenblume, Rundblättrige Glockenblume, Skabiosen-Flockenblume, Rispen-Flockenblume, Wiesen-Bärenklau, Berg-Sandglöckchen, Acker-Witwenblume, Herbst-Löwenzahn, Rauer Löwenzahn, Sichel-Klee, Gelbe Skabiose, Aufrechter Ziest

• Sandarium

Welche Arbeiten werden ausgeführt? 

Für das etwa 1,5 Quadratmeter große Sandarium wird die Grasnarbe entfernt, der Boden etwa 50 Zentimeter tief ausgehoben, mit Sand gemischt und an gleicher Stelle wieder eingebracht. Die Fläche erhält eine Einfassung mit Sandsteinen.

Die Pflanzflächen sind etwa einen Meter breit. Auch hier wird die Grasnarbe entfernt, die Fläche umgegraben und der Boden mit Sand ausgemagert. Anschließend folgen die Pflanzarbeiten (etwa 10 Pflanzen je Quadratmeter).

Für die Gabionen ist ein Erdaushub von rund 20 Zentimetern Tiefe einschließlich der Herstellung einer Drainageschicht mit Splitt notwendig. Die Gabionen haben eine Größe von 200 x 50 x 70 Zentimetern. Schichten aus Sandstein und einem Sand-Lehm-Gemisch werden abwechselnd in die Drahtkörbe eingebracht.

Die Pflege der Flächen wird wie bisher durch die Landeshauptstadt Dresden ausgeführt – mit besonderem Augenmerk auf die Schonung der Insekten.

• Kosten und Finanzierung

Die Kosten zur Umsetzung der Maßnahmen werden durch das Projekt BienenBrückenBauen übernommen. Das Projekt wird finanziert mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie des Sächsischem Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft.

Ausblick

Im November 2022 bepflanzte das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft die rund 220 Quadratmeter große Fläche, auf der das Denkmal der Trümmerfrau steht, mit Stauden und Zwiebelblumen.

Zuvor gab es eine Wechselbepflanzung aus Beet- und Balkonpflanzen, die zwei Mal im Jahr erneuert wurde. Im Winter war das Beet unbepflanzt.

Jetzt gibt es ein Staudenbeet, welches ganzjährige Attraktivität bietet und im Einklang mit der Trümmerfrau seine Wirkung entfaltet.

Pflanzenauswahl

Die ausgewählten Pflanzen sind gut an die stadtklimatischen Bedingungen angepasst und vertragen lange Perioden mit Hitze und Trockenheit. Zusätzliche Wassergaben zum natürlichen Niederschlag waren nur in der Anwachsphase notwendig.

Verwendung fanden Stauden aus dem nordamerikanischen Raum. Wegen der klimatischen Veränderungen rücken sie immer mehr in den Fokus der Planer und Staudengärtner. Bei der Auswahl der Stauden waren eine lange Blütezeit und dauerhafte Blüte von Februar bis Ende Oktober/November und Insektenfreundlichkeit weitere Kriterien.

Das Beet wurde in verschiedene Flächen geteilt und die Pflanzung entsprechend strukturiert. Die Stauden wurden dabei entweder ganz klassisch in Tuffs oder als Mischpflanzung gesetzt. 

Verwendet wurden in Wuchsform und Größe sehr unterschiedliche Arten: sehr kleine Frühjahrsblüher, aber auch Stauden wie Vernonie (Scheinaster), Staudenflieder (Johanniswolke) oder Staudensonnenblume, die bis zu zwei Meter Höhe erreichen können.

Um anfängliche Lücken zu schließen (es dauert 1-2 Jahre, bis die Stauden die Fläche lückenlos ausfüllen), wurden auch kurzlebigere Stauden wie Stauden-Lein oder Witwenblume verwendet.

Die Stauden versamen sich auf der Fläche und bringen eine gewisse Dynamik in das Beet. Das ist ausdrücklich erwünscht, kann aber durch gezielte Pflege auch beeinflusst werden.

Die ganzjährige Attraktivität des Beetes ist mit dem allgemeinen Zierwert der Stauden durch Fruchtstände, schmückendes Laub etc. zu begründen.

Planung und Kosten:

Die Planung für das Staudenbeet verantwortete das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft. Die Kosten lagen bei etwa 21.000 Euro für die Pflanzvorbereitung, Pflanzware und Pflanzung. Die Fertigstellungspflege für 2023 kostet rund 7.000 Euro. Beides wird aus dem städtischen Haushalt finanziert.

Dresdens Stadtbäume haben eine beeindruckende Artenvielfalt. Neben den stark vertretenen typischen Straßenbaumarten wie Linde, Ahorn und Kastanie wachsen beispielsweise Ginkgo, Magnolie, Lederhülsenbaum und andere seltenere Baumarten in über 139 Arten und Sorten an den Straßen im Stadtgebiet.

Kontakt

Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft

Landeshauptstadt Dresden

E-Mail stadtgruen-und-abfallwirtschaft@dresden.de

Postanschrift

Postfach 12 00 20
01001 Dresden

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Telefon 0351-4887100
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