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https://www.dresden.de/de/leben/wohnen/wohnhilfen/interview-wohnberatung.php 22.08.2019 11:51:31 Uhr 14.12.2024 00:59:16 Uhr

„Wir beraten ältere und behinderte Menschen rund ums Wohnen“

Die Tür ist offen. Anne Liedtke von der neuen zentralen Wohnberatungsstelle hilft Menschen mit spezifischen Wohnbedarfen.
Immer ein offenes Ohr: Claudia Kienast (links) und Anne Liedtke (rechts).

Ein Jahr Wohnberatungsstelle für ältere und behinderte Menschen:
Nachgefragt bei den Beraterinnen vom Sozialamt Claudia Kienast und Anne Liedtke

Dresden wird älter!
Der Bedarf an altersgerechten Wohnungen nimmt immer weiter zu. Für betroffene Menschen oder deren Angehörige ist es nicht leicht, ein passendes Wohnungsangebot zu finden mit dem richtigen Ansprechpartner. Die zentrale Wohnberatungsstelle ist dafür das Bindeglied. Als zusätzliches Beratungsangebot des Sozialamts informiert und unterstützt die Wohnberatung ältere und behinderte Menschen seit einem Jahr rund um ihren spezifischen Wohnbedarf. Die Mitarbeiterinnen beraten außerdem Investoren, Bauträger und Vermieter in Bezug auf den Wohnraumbedarf von älteren und behinderten Menschen. Was sich seit letztem Jahr getan hat und wie es weitergeht, erklären die beiden Beraterinnen Claudia Kienast und Anne Liedtke in einem Interview.

Worauf blicken Sie im ersten Jahr zurück?
Anne Liedtke: Unser Ziel war es von Anfang an, einen qualifizierten Auskunfts- und Beratungsservice anzubieten, der sich an Betroffene und deren Angehörige sowie an Akteure richtet, die sich mit dem Thema Wohnen im Alter und bei Behinderung auseinandersetzen. Diesen Service konnten wir – auch durch die kompetente Unterstützung von Partnern und Akteuren – schrittweise ausbauen und qualifizieren. Die Anerkennung und die positive Resonanz, die wir bisher erhielten, zeigt uns und unseren Mitstreitern, dass wir an dieser Stelle gebraucht werden.

Wie haben Sie das Angebot bekannt gemacht?
Claudia Kienast: Neben Pressearbeit und Info-Karten nutzten wir die Möglichkeiten bei vielen Infoveranstaltungen zum Thema alters- und behindertengerechtes Wohnen. Ein aktueller Internetauftritt informiert ebenfalls über unsere Arbeit. Dort sind unter anderem Checklisten und Übersichten zu den Themen Umzug, barrierearmes Wohnen sowie Möglichkeiten der Finanzierung von Maßnahmen zur Anpassung des Wohnraums eingestellt.

Mit wem arbeiten Sie eng zusammen?
Anne Liedtke: Bewährt haben sich die Zusammenarbeit mit Fachberatungsstellen, wie wohnortnahe Beratungsstellen für Senioren und Behinderte sowie mit der Landesarbeitsgemeinschaft, aber ebenso mit der Wohnungsbauförderung im Stadtplanungsamt und der Behindertenbeauftragten der Landeshauptstadt Dresden. Da, wo es erforderlich und möglich ist, wollen wir Beratungslücken schließen, zum Beispiel über Qualifizierungen oder indem wir neue Partner für die Zusammenarbeit gewinnen. So können wir schnell auf den Bedarf von Ratsuchenden und auf Entwicklungstrends reagieren.

Wie läuft eine Beratung allgemein ab?
Claudia Kienast: Meist erhalten wir telefonische Anfragen. Für eine umfangreiche Beratung vereinbaren wir einen Termin in unserer Beratungsstelle. Im persönlichen Gespräch zeigen wir den Anfragenden Möglichkeiten sowie individuelle Lösungsvorschläge auf. Ein qualitatives Beratungsgespräch dauert etwa eine Stunde. Den Ratsuchenden nehmen wir die Entscheidung nicht ab, sondern wir unterstützen sie bei der Entscheidungsfindung. Wer wegen gesundheitlicher Einschränkung nicht zu uns kommen kann, zu dem kommen wir nach Hause.

Welche Themen werden oft angefragt?
Anne Liedtke: Häufige Anfragen betreffen die Suche nach einer behindertengerechten und gleichzeitig bezahlbaren Wohnung. Das Thema der seit Jahren steigenden Mieten ist für viele Menschen problematisch. Wir verfügen aber nicht über eigene Wohnungen, die wir vermitteln können. Der Fokus bei uns liegt auf der Anpassung von Wohnraum.

Wir beraten, dass der Zugang bis zur Wohnung – trotz Mobilitätseinschränkung – gegeben sein sollte und die Wohnung entsprechend des individuellen Bedarfs angepasst werden kann. Dabei zeigen wir verschiedene Möglichkeiten der Anpassung und Förderung auf und unterstützen bei der Antragstellung. Dabei gilt es so einiges zu beachten.

Was sollte grundsätzlich beachtet werden?
Claudia Kienast: Grundsätzlich dürfen Mieterinnen oder Mieter keine baulichen Veränderungen ohne Zustimmung der Vermieterin oder des Vermieters vornehmen. Deshalb sollte vor einer geplanten Maßnahme unbedingt der Kontakt mit ihnen aufgenommen werden. Ein Umbau ist meist sehr kostenintensiv, so dass es ratsam ist, sich vorher über mögliche Fördermittel zu informieren. Fördermittel können von jedem – unabhängig vom Einkommen – beantragt werden. Erst wenn alle Bescheide vorliegen, kann mit dem Umbau begonnen werden.

Was haben Sie schon erreicht?
Anne Liedtke: Wir freuen uns über jedes erfolgreich abgeschlossene Projekt. So sensibilisierten wir Vermieter für Umbaumaßnahmen, halfen Ratsuchende bei der Kontaktaufnahme zu Fachfirmen und unterstützten bei der Beantragung von Fördermitteln. Als jüngstes Beispiel nenne ich die Beratung und Vermittlung beim Einbau von Badewannentüren. Die erste Hürde ergab sich wegen der Unsicherheit der Mieter, einen solchen Umbau bei ihren Vermietern anzusprechen. Durch die Begleitung solcher und anderer Maßnahmen konnten wir neue, nützliche Kontakte knüpfen sowie Netzwerke für den Fachaustausch aufbauen.

Wo liegen noch Herausforderungen?
Claudia Kienast: Ganz klar bei der Anpassung von Wohnraum für Menschen mit Demenzerkrankung. Da es sich dabei um eine neurologische Erkrankung handelt, verändern sich die Betroffenen in ihrem Wesen und Handeln. Deshalb bedarf es einer behutsamen und vor allem individuellen Umgestaltung der eigenen vier Wände. Nicht für jede demenzerkrankte Person ist so ein Vorhaben umsetzbar. Uns ist es wichtig, gemeinsam mit Angehörigen, Freunden und Bekannten nach Lösungen zu suchen und diese nur schrittweise umzusetzen, damit die Veränderungen jeweils nur minimal sind.

Wie geht es weiter?
Anne Liedtke: Im Verlauf dieses Jahres ziehen wir ins Sozialamt, Junghansstraße 2. Unser Wunsch ist es, dort einen Ausstellungsraum zum Veranschaulichen und Ausprobieren einzurichten, um zu zeigen, welche Möglichkeiten es bei der Anpassung von Wohnraum gibt. Wir wollen außerdem Infoveranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen durchführen und zum Thema Wohnungsanpassung sensibilisieren. Zudem knüpfen wir weitere Kontakte mit Projektpartnern, wie dem Beratungszentrum für Barrierefreies Planen und Bauen in Sachsen. Ein weiteres Thema wird die Etablierung eines Netzwerks zur Wohnraumanpassung sein.

Zentrale Wohnberatungsstelle

Besucheranschrift

Sozialamt
Zimmer 060/062
Junghansstr. 2


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