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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2023/10/pm_042.php 18.10.2023 13:59:45 Uhr 27.04.2024 08:49:26 Uhr

Weißig: Wiesengraben fließt wieder frei

Naturnaher Bachlauf schützt vor Hochwasser

Im Auftrag des Umweltamtes Dresden ist von Juli 2022 bis Juli 2023 der letzte Abschnitt des Wiesengraben-Ost zwischen der Weißiger Landstraße und dem Bahndamm ans Tageslicht gebracht worden. Der kommissarische Leiter des Umweltamtes René Herold freut sich, dass damit ein komplexes Gewässerbauprojekt erfolgreich abgeschlossen ist: „Nach sieben Jahren Planung und Bautätigkeit kann der Wiesengraben wieder frei fließen. Tiere und Pflanzen können sich am naturnahem Bachlauf ansiedeln und nicht zuletzt ist endlich die Hochwasserproblematik dieses Gebiets durch den besseren Abfluss gelöst.“

Baufachleute legten den Wiesengraben-Ost und den Quohrener Feldgraben auf einer Länge von 1.251 Metern offen und gestalteten den Bachlauf naturnah. Am Gewässerrand pflanzten sie 6.000 standorttypische Gehölze und streuten auf rund 31.000 Quadratmetern einheimisches Saatgut aus. Zäune schützen die Jungpflanzen vor Wildverbiss. 

Die angrenzende Bewirtschaftung durch die Gutsverwaltung Schönfelder Hochland GmbH ist durch den Bau von drei großen landwirtschaftlichen Überfahrten weiterhin gut möglich. Die bestehenden Drainagen entwässern direkt in den offengelegten Bach, was den Stoffeintrag aus der angrenzenden Nutzung verringert und die ökologische Funktion sowie das Wasserspeichervermögen verbessert.

Die Offenlegung des Wiesengrabens zwischen Gewässerbeginn und Bahndamm ist der letzte von vier Bauabschnitten. Die Arbeiten begannen 2016 mit dem ersten Abschnitt zwischen B6 und Wiesenteich. Dort wurde ein neues Bachbett auf nahezu einem Kilometer hergestellt. Das kann ein hundertjährliches Hochwasser sicher ableiten. 2020 folgten die Offenlegung zwischen Bahndamm und Bahnhofstraße rund 60 Metern. Der Bau der Brücken unter der Bahnhofstraße und der Bundesstraße B6 musste wegen der derzeit hohen Baukosten um etwa zehn Jahre verschoben werden. Geplanter Baubeginn ist 2032. Bis dahin gibt es eine sichere Interimslösung. 

Insgesamt ist der Wiesengraben-Ost nun auf einer Länge von rund 2,3 Kilometern erfolgreich renaturiert. Heimische Tiere und Pflanzen können sich ansiedeln, so dass am Wiesengraben wieder ein Biotopverbund gelingen kann. Das Projekt Wiesengraben-Ost hat 3,12 Millionen Euro gekostet, davon 1,15 Millionen Euro für den letzten Abschnitt. Die Planung übernahm das Radeberger Büro Haß Landschaftsarchitekten. Die Dresdner Firma GWB Grund-und Wasserbaugesellschaft mbH führte die Arbeiten aus. 

Verbauter Wiesengraben-Ost barg Hochwassergefahr

Der Weißiger Wiesenbach (heute: Wiesengraben-Ost und Quohrener Feldgraben) war bis Ende des 19. Jahrhunderts ein unverbautes Gewässer mit einer natürlichen Aue. Beim Bau der Eisenbahn Weißig-Dürrröhrsdorf und der Straßenbahn Bühlau-Weißig ließ man 1908 Gelände aufschütten und den Wiesenbach über einige hundert Meter in Rohre verlegen. 1970 wurde der Wiesenbach von Süden bis hin zum Wiesenteich nördlich der B6 verrohrt und die Auenflächen mit Drainagen versehen. Dies diente der landwirtschaftlichen Großflächennutzung. Infolge der Verrohrung kam es in den 1980er Jahren mehrfach zu Überflutungen der Gewerbeflächen. 1983 und 1986 wurde der Damm südlich des BayWa-Geländes als Fangdamm aufgeschüttet und 2002 nochmals erhöht. Entgegen der bekannten Hochwassergefährdung wurde in den 1990er Jahren der Auenbereich des Wiesenbaches nördlich der B6 großflächig durch die Wohnsiedlung Heinrich-Lange-Straße verbaut und versiegelt. Der Wiesenbach wurde als Straßengraben ausgebaut, allerdings zu klein bemessen und höher gelegen als die angrenzende Wohnbebauung.