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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2023/03/pm_049.php 16.03.2023 13:51:27 Uhr 29.03.2024 15:10:56 Uhr

Angela Hampel erhält den Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden 2023

Förderpreise gehen an „The Saxonz“ und Nazanin Zandi

Mit dem Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden wird in diesem Jahr die Bildende Künstlerin Angela Hampel ausgezeichnet. An die Künstlerin Nazanin Zandi sowie die Breakdance-Gruppe „The Saxonz“ werden jeweils ein Förderpreis verliehen. 

Seit 1993 verleiht die Landeshauptstadt Dresden jährlich einen Kunstpreis und einen Förderpreis an besondere Nachwuchskünstlerinnen und -künstler, Kulturakteure oder Initiativen. Gewürdigt werden soll jeweils das herausragende und überregional bedeutsame künstlerische Schaffen oder kulturelle Engagement der Preisträger. Bis zum 31. Oktober 2022 konnten Verbände, Vereine, Kulturinstitutionen und Bürgerinnen und Bürger Vorschläge einreichen. Insgesamt gab es 34 Ideen für die Preise 2023. Die vom Dresdner Stadtrat berufene Jury wählte die drei Preisträgerinnen und Preisträger aus. Der Kunstpreis ist mit 7.000 Euro dotiert. Für jeden Förderpreis gibt es ein Preisgeld von 5.000 Euro. Die Auszeichnungen wird Oberbürgermeister Dirk Hilbert am Montag, 19. Juni 2023 im Rahmen eines Festakts auf Schloss Albrechtsberg verleihen. 

Die Beigeordnete für Kultur, Wissenschaft und Tourismus, Annekatrin Klepsch, würdigt die mit den Preisen verbundene Anerkennung der Landeshauptstadt Dresden in Hinblick auf zeitgenössische Ausdrucksformen in den Künsten als wichtige gesellschaftliche Impulse in ihrem jeweiligen Wirkungskreis: „Obwohl die diesjährigen Preisträger in Bezug auf Genre und Ausdrucksform unterschiedlich sind, haben sie ein gemeinsames Ziel: Sie möchten die bestehenden Strukturen im Kunstbetrieb herausfordern und Gruppen sowie Ausdrucksformen, die bisher nicht angemessen in der Öffentlichkeit sichtbar waren, Raum verschaffen. Mein Dank gilt auch der Jury für ihr unermüdliches Engagement und den konstruktiven Prozess. Angesichts der vielen aussagekräftigen Vorschläge war die Entscheidung in diesem Jahr wieder eine Herausforderung.“ 

Kunstpreis 2023: Angela Hampel 
Angela Hampel wurde 1956 in Räckelwitz geboren und absolvierte zuerst eine Lehre als Forstfacharbeiterin. Von 1977 bis 1982 studierte sie an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Prof. Jutta Damme und Dietmar Büttner. Seit 1982 arbeitet sie freischaffend in Dresden. Ab 1984 war sie regelmäßig in Berlin in der Keramikwerkstatt W. Maaß tätig, dem Zentrum des unabhängigen Künstlermilieus in den 1980er Jahren im Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg. 1986 erhielt sie den Preis des Staatlichen Kunsthandels der DDR. Ab 1987 zeigte sie erste Performances, Installationen und Environments. Hampel war Mitbegründerin der Dresdner Sezession 89 (Förderpreis der Landeshauptstadt 1996) und erhielt 1990 den Marianne-Werefkin-Preis und 1999 den Sonderpreis "100 ausgewählte Grafiken". 2002 wurde ihr der Ring der Galerie Sonnensegel in Brandenburg verliehen. Sie nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen teil. In einem Gemeinschaftsprojekt mit Bonner Künstler-Kolleginnen schuf Hampel die Plastiken Undine kommt und Undine geht, die heute an der Molenbrücke in Pieschen sowie am Elbufer in Johannstadt stehen. 2022 widmete ihr die Städtische Galerie Dresden eine Retrospektive mit dem Titel "Angela Hampel – das künstlerische Werk". Angela Hampel arbeitet seit 1982 freischaffend in Dresden.

Aus der Begründung der Jury: „Angela Hampel gehört zu den prägenden Künstlerinnen und Persönlichkeiten in Dresden und darüber hinaus. Mit der Expressivität ihres Malstils und vor allem durch die Wahl ihrer Sujets und Motive setzt sie männlichen Machtstrukturen die Selbstermächtigung des Individuums entgegen. Die Autonomie des Weiblichen und das Recht auf die selbst zu verantwortende Handlung sind zentrale Themen ihres künstlerischen Schaffens. Seit über 40 Jahren ist so ein umfangreiches und sehr vielgestaltiges und vielschichtiges Werk entstanden. Souverän in ihren künstlerischen Mitteln sucht und findet ihre kreative Intuition und Energie in nahezu allen künstlerischen Gattungen Form und Ausdruck. Das Crossover reicht von Malerei, Zeichnung und Grafik über Skulptur und Performances bis hin zu Film und literarischer Poesie. Als Mitbegründerin der Dresdner Sezession 89 trat sie für die Sichtbarkeit der Frauen in der Kunst ein. Die intellektuelle Auseinandersetzung mit Kunst und Kunstverhältnissen ist selbstverständlicher Bestandteil ihres Daseins als Künstlerin. Das gesamte Œu­v­re der Künstlerin hat bis heute nichts an seiner Gültigkeit und Aktualität eingebüßt.“

Angela Hampel: „Nach dem Studium hatte ich mich dafür entschieden, in Dresden zu bleiben. Diese Stadt ist mir - mit all ihren Facetten - ans Herz gewachsen, auch wenn manche Entwicklungen (nicht nur) mir zunehmend Schmerzen bereiten. Und so versuche ich auch weiterhin, mit den Mitteln der Kunst diese meine schöne, immer noch grüne und lebenswerte Stadt zu erhalten und mitzugestalten. Dass dies mit einem so schönen und wichtigen Preis anerkannt wird, freut und ehrt mich gleichermaßen. Dresden ist und bleibt meine Heimatstadt. Ihr möchte ich auch weiterhin Teile meiner Arbeit widmen.“

Jeweils einen Förderpreis vergibt die Jury 2023 an die Illustratorin Nazanin Zandi sowie die Breakdance-Crew „The Saxonz“:

Förderpreis 2023: Nazanin Zandi
Nazanin Zandi ist eine vielseitige Künstlerin, die als Illustratorin, Malerin, Projektleiterin, Kuratorin, kulturelle Bildnerin und Grafikerin arbeitet. Sie leitet kreative Kurse und Workshops für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und geflüchtete Menschen in Dresden. Sie kuratiert Ausstellungen und arbeitete als Schauspielerin und Bühnenbildnerin im Festspielhaus Hellerau, wo sie 2021 und 2022 zwei Residencies im Rahmen von Take Care und Take Heart erhielt. Sie initiierte interkulturelle Comic-Kurse und arbeitete als Kulturmittlerin in verschiedenen Projekten. Nazanin Zandi ist Mitherausgeberin und Illustratorin des Comicbuches "STIMMEN" und leitet biografische Comic-Workshops an Schulen. 1973 in Kerman (Iran), geborene lebt sie seit 1996 in Dresden. Ihre Schulzeit verbrachte sie in Italien und Frankreich. Später studierte Zandi Architektur in Paris und Dresden. Ihre sprachlichen Fähigkeiten in Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Persisch, Spanisch und Portugiesisch setzt sie als Dolmetscherin ein. Sie entwickelte Architekturprojekte und wirkte als Relocation Consultant.

Aus der Begründung der Jury: „Nazanin Zandi nutzt insbesondere ihre zeichnerische Arbeit zur interkulturellen Bildungsarbeit mit dem Ziel, selbstermächtigend zu wirken und marginalisierte Stimmen sicht- und hörbarer zu machen. Sie fragt in ihrer künstlerischen Arbeit sowie in ihrer Bildungsarbeit immer nach den Bedarfen der Menschen in herausfordernden Zeiten, um sich ihnen respektvoll als Gleiche zu begegnen und verbindet beispielsweise Text und Bild zu Graphic Novels, die sie gemeinsam mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen entwickelt und publiziert. Ihre Comicgeschichten enthüllen die Transformations- und Umbruchserfahrungen ihrer eigenen Biografie, sind aber auch Basis ihrer Projekte mit migrantischen Gruppen in Dresden.“ 
Nazanin Zandi: "Ich würde mich eine Hybridin nennen. Bewusst erfinde ich dafür die weibliche Version eines Wortes, was in dieser Form noch nicht existiert. In meinem Leben, ein halbes Jahrhundert lang, bin ich von Land zu Land gesprungen und habe eine Vielfalt an Kulturen, Religionen, Sprachen, Nationalitäten und künstlerischen Einflüssen erlebt, die vermeintlich für Viele in dieser Stadt nicht zusammengehören dürfen. Beruflich bin ich auch eine Hybridin, indem ich das Illustrieren und Malen mit kultureller Bildung vermische, indem ich meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen möglichen Generationen, von Kinderkrippenkindern bis zu Rentnerinnen und Rentner, aller möglichen Herkünfte und Ausbildungsniveaus zusammenbraue. Meine Kunst verwende ich in dieser Stadt, um mit Wissenschaft und Politik Überlappungspunkte in der Dresdner Bevölkerung zu bilden. Das Grenzüberschreitende, die Vermischung und der Perspektivwechsel, sehr oft auch der Widerspruch, sind meine innersten Lebenseinstellungen."

Förderpreis 2023: The Saxonz 
The Saxonz sind eine 2013 in Dresden gegründete Breakdance-Crew. Mit ihren auch internationalen Auftritten gehören sie zur Spitze der deutschen Breakdance Szene und gewannen u. a. den „Battle of the Year“ 2014, 2015 und 2019. Durch Kooperationen mit Institutionen wie der Semperoper haben sie sich auch außerhalb der Szene einen Namen gemacht. The Saxonz sind die Kunstpreisträger 2016 der Hanna Johannes-Arras-Stiftung und haben weitere Preise in Frankreich und den Niederlanden gewonnen. The Saxonz bestehen aus etwa 20 festen Crew-Mitgliedern mit den Gründern Alexander Miller (Kelox), Felix Roßberg (Rossi) und Philip Lehmann (Lehmi). 
Die Crew tourt international und ist Initiator eigener Events wie "Saxonz Anniversary", "Floor on Fire", "Dance Off" und "XXL Trainingssession" für die urbane sächsische Tanzszene. The Saxonz legen großen Wert auf Nachwuchsförderung. Sie gründeten 2019 einen Verein, um Breakdance als olympische Disziplin zu etablieren und den Nachwuchs zu fördern.

Aus der Begründung der Jury: „2013 formierten sich The Saxonz zu einer Tanzcrew, die sich gemeinsame Ziele setzte und innerhalb weniger Jahre abseits klassischer Kunstnischen auf nationaler und internationaler Ebene diverse Erfolge erzielte. Durch verschiedene Kooperationen mit unterschiedlichen (Kultur-) Institutionen sind The Saxonz zu einem nachgefragten und bedeutenden Partner geworden. Ihre Verbindung von Breakdance und zeitgenössischen Tanz sowie ihre Offenheit für andere Genres schafft neue Impulse für die sächsische Tanz- und Breakingszene. Auch ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Bereich kultureller Bildung ist immer geprägt von ihrem hohen künstlerischen Anspruch und gleichzeitig ihrer Begeisterungsfähigkeit, mit dem sie aktiv Nachwuchsförderung betreiben.“

Philip Lehmann „Lehmi“: "Wir freuen uns sehr, dass die Stadt Dresden uns mit diesen Förderpreis 2023 ausgezeichnet hat. Für uns als Gruppe war es stets wichtig, unsere Kultur und Kunst zu teilen, sich neuen Herausforderungen zu stellen und neue Dinge ins Leben zu rufen. Dass wir mittlerweile so ein wunderbares, vielfältiges Netzwerk haben, darüber freuen wir uns am Meisten. Mit so vielen tollen und einzigartigen Menschen zusammenzuarbeiten, zu tanzen und sich stets zu entwickeln, ist ein absolutes Privileg für uns. Ebenfalls eine große Freude für uns ist zu sehen, wie die intensive Arbeit um die nächsten Generationen Früchte trägt und was für eine tolle Community wir mittlerweile in Dresden und Sachsen haben, die ein so respektvolles Miteinander pflegt. Ein großes Dankeschön geht natürlich auch an all die Menschen, die uns die letzten 10 Jahren begleitet, unterstützt und für unsere stetige Entwicklung gesorgt haben. Ohne diese Menschen würden wir jetzt nicht da stehen, wo wir sind. Dankeschön!" 

Mitglieder der Jury
Christiane Filius-Jehne (Stadträtin, Fraktion Bündnis 90 / Die Grüne), Anne Holowenko (Stadträtin, Fraktion DIE LINKE), Petra Nikolov (Stadträtin, Fraktion CDU), Matthias Rentzsch (Stadtrat, Fraktion AfD), Susanne Altmann (Kunsthistorikerin), Joachim Klement (Intendant Staatsschauspiel Dresden), Barbara Lubich (Drehbuchautorin), Carena Schlewitt (Intendantin Hellerau Europäisches Zentrum der Künste), Günter „Baby“ Sommer (Musiker), Odile Vassas (Literaturvermittlerin), Jan Donhauser (Beigeordneter für Bildung, in Vertretung der Beigeordneten für Kultur und Tourismus), Dr. David Klein (Leiter Amt für Kultur und Denkmalschutz)