Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/stadtraum/umwelt/gruenes-dresden/gruenanlagen-parks/carolapark.php 30.08.2024 12:19:08 Uhr 14.12.2024 20:18:29 Uhr |
Carolapark
Der Carolapark, auch "Grünzug Carolapark", liegt im Dresdner Norden in der Albertstadt. Er ist unter den Dresdner Parkanlagen bisher noch nicht so bekannt.
Wer den Carolapark schon besucht hat, schätzt ihn wegen seiner Ruhe und Naturnähe. Besucherinnen und Besucher genießen die Aussicht und die jahreszeitlich wechselnden Aspekte der vielfältigen Vegetation.
Nach der Übertragung des Grünzuges an die Landeshauptstadt Dresden erfolgte in Zusammenarbeit mit Studierenden des Master-Studiengangs Geoinformatik/Management der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden 2016 und 2017 die Bestandsaufnahme für diesen Grünzug. Die Studenten werteten Luftbilder, Laserscan-Daten, tachymetrische (Daten aus der Vermessung) und GPS-Aufnahmen vor Ort aus. Die erhobenen Daten sind unter anderem die Grundlage für das Pflegemanagement für den Carolapark.
Die Informationen auf dieser Internetseite stammen aus diesem Studienprojekt "Geoinformation im Grünflächenmanagement am Beispiel des Grünzugs Carolapark in Dresden" vom Juni 2017.
Prof. Dipl.-Ing. Cornelius Scherzer, Fachgebiet Freiraumplanung, Fakultät Landbau / Umwelt / Chemie und Dipl.-Ing. Bettina Bruschke, Fakultät Geoinformation, betreuten die Studenten.
Natur- und Landschaftsraum
Jahrhunderte lang waren die ursprünglich auf den eiszeitlichen Binnendünen der Hellerterrasse über dem Elbtal vorhandenen Laubwälder und Heiden ein beliebtes Jagd- und Ausflugsgebiet.
Große Flächen wurden im 19. und 20. Jahrhundert gerodet und militärisch genutzt.
Auf den nährstoffarmen trockenen Sanden entwickelte sich eine spezielle, an den Lebensraum angepasste artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. Seit dem 20. Jahrhundert reduzierten Sandabbau und Abfallablagerungen sowie Siedlungen und Infrastruktur die Fläche der wertvollen Landschaftsteile zwischen Dresdner Heide und Junger Heide, unterbrachen Wegeverbindungen und ökologische Beziehungen. Eine der noch erhaltenen natürlichen Erhebungen ist der Proschhübel, heute eine unauffällige Erhebung zwischen den Anhöhen zweier Deponien gelegen.
In diesem Bereich wurde Ende des 20. Jahrhunderts der Grünzug „Carolapark“ angelegt.
Nutzungsgeschichte
Im Zeitraum zwischen 1827 und 1989 wurde der Heller militärisch als Exerzier- und Schießplatz genutzt.
Um 1866 entstanden eine Schanze an der Eisenbahnlinie und Kasernenanlagen für die Kavallerie. Der Komplex wurde von Sächsischen und Preußischen Truppen, Reichswehr und SS genutzt.
Von 1926 bis 1935 gab es einen Flugplatz. Er wurde später nach Klotzsche verlegt, das Gelände mit der Hellersiedlung bebaut und als Kleingartenanlage genutzt.
Ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg bestand bis 1943.
Nach dem 2. Weltkrieg diente ein großer Teil des Hellers als Panzerübungsgelände und Hubschrauberlandeplatz für die Sowjetarmee und die Nationale Volksarmee der DDR. In angrenzenden Bereichen entstanden Sandgruben, aus denen sich Deponien für Trümmer- und Bauschutt, Haus- und Sondermüll entwickelten.
Diese konnten Anfang der 2000er Jahre mit großem Aufwand saniert, stabilisiert und mit mineralischen Schutzschichten abgedeckt werden, die mit Wiesen und Sträuchern begrünt wurden.
1995-2000 erfolgten Planung und Bau der Justizvollzugsanstalt Dresden (JVA) durch den Freistaat Sachsen auf ehemaligem Militärgelände. Sie bietet etwa 800 Haftplätze und hat über 300 Beschäftigte.
Planung des Grünzuges
Für die JVA am Standort Hammerweg wurden mehr als 3 Hektar Mager- und Trockenrasen und über 700 geschützte Gehölze beseitigt.
Kompensationsmaßnahmen für nicht vermeidbare Eingriffe in die wertvollen, zum Teil geschützten Lebensräume und Vegetationsbestände wurden in einem Landschaftspflegerischen Begleitplan festgesetzt. Die Maßnahmen dienten unter anderem der Verwirklichung einer öffentlichen Grünverbindung zum Heller. Diese Grünverbindung sollte extensive Erholung ermöglichen, abhängig von der Geländeform Blickbeziehungen eröffnen und Ziele des Naturschutzes berücksichtigen. Die Bepflanzung orientiert sich an den trockenwarmen Laubwäldern sowie artenreichen Magerrasen auf Sand. Offene und geschlossene Bereiche verzahnen sich und wechseln sich ab.
Das Gestaltungskonzept des Landschaftsarchitekturbüros kokenge.ritter (heute: RSP Freiraum GmbH) für den Grünzug integriert Relikte der militärischen Nutzung, setzt Akzente durch Baumpflanzungen als Gruppe und Solitär am Rande durchgängiger Rasen- und Wiesenflächen, bietet Aufenthaltsbereiche und Ausblicke in Richtung Elbtal und Heller, erschließt den Grünzug mit einem Wegesystem und verbindet ihn mit der Umgebung. Erst nach einer aufwändigen Beseitigung militärischer Altlasten standen die Flächen zur Verfügung. Spezielles Saatgut für Sandmagerrasen wurde auf über 3 Hektar ausgebracht und auf 7 Hektar Fläche wurden durch die Pflanzung von über 700 Bäumen und 30 000 Sträuchern Gehölzbestände ergänzt und neu angelegt.
Lebensräume, Pflanzen- und Tierwelt
Neben einigen wertvollen und erhaltenen Alt-Eichen wachsen im Grünzug Gebüsche und junge Wälder trocken-warmer Standorte. In Randbereichen entwickeln sich Strauchgruppen mit Weißdorn, Hasel und Ginster. Gras- und Krautflächen haben sich über die Jahre durch Mahd und Beweidung als ökologisch wertvolle Sand-Mager- und Trockenrasen ausgebildet. Lockere Silbergrasfluren wachsen auf bewegten Sanden. Wo der Sandboden festgelegt ist, gedeihen arten- und blütenreiche Grasnelkenfluren.
Die Strukturvielfalt der offenen Grasflächen bietet Lebensraum für viele seltene Tierarten, insbesondere aus den Insektengruppen der Zikaden, Schmetterlinge, Wildbienen, Grab-und Wegwespen.
Die Wiesen auf der Deponie zeichnen sich ebenfalls durch Artenreichtum und Blütenfülle aus und sind Habitat für Insekten, Sing- und Raubvögel. Im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe im Stadtgebiet wurden auf der Deponie Stein- und Totzholzhaufen sowie Sandflächen als Ersatzbiotope für Zauneidechsen geschaffen und einige Populationen umgesiedelt. Die wertvollen Biotoptypen und Arten im Grünzug stehen gemäß Naturschutzrecht des Bundes und des Freistaates Sachsen unter Schutz und sind Teil des Europäischen Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebietssystems. Einige Arten sind bundes und sachsenweit sehr selten und im Bestand gefährdet.
Pflege und Entwicklung
Untersuchungen im Rahmen der Biotopfeststellungen in den Jahren 2012 und 2017 bestätigen die hohe ökologische Bedeutung des neu angelegten Grünzugs.
Um die Trocken- und Magerrasen dauerhaft zu erhalten, ist eine jährliche Mahd mit Abtransport des Mähgutes nötig. Beeinträchtigt wird die positive Entwicklung über Nährstoffeinträge durch Hundekot, Gartenabfälle, Speisereste und Müll.
Bei der meist zweimaligen Wiesenmahd auf der Deponie sind Brutzeiten von Vögeln und die Samenbildung erwünschter Arten zu berücksichtigen. Regelmäßiges Mähen verhindert auch den Gehölzaufwuchs an den Rändern der offenen Flächen, in Baumhainen und auf der Deponie und sichert die Freihaltung von Sichtbezügen in die Umgebung. Einige Arten wie Brombeere, Robinie und Stauden-Knöterich verbreiten sich stark und verdrängen wertvolle Bestände. Um sie einzudämmen bzw. dauerhaft zu entfernen, sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich.