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Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/kultur/kulturfoerderung/kulturpreise/stadtschreiber.php 11.11.2025 07:50:18 Uhr 05.12.2025 03:05:44 Uhr |
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Dresdner Stadtschreiber/in
In Kooperation mit der Dresdner Stiftung Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden schreibt die Landeshauptstadt jährlich das Dresdner Stadtschreiber/in-Stipendium aus. Es soll Freiraum bieten, künstlerische Ideen umzusetzen und die Begegnung mit der Dresdner Öffentlichkeit ermöglichen.
Die russisch-deutsche Autorin Olga Martynova wird Dresdner Stadtschreiberin im Jahr 2026.
Zur Person
Olga Martynova wurde 1962 in Dudinka (Sibirien) geboren und wuchs in Leningrad (heute St. Petersburg) auf, wo sie in den 1980er-Jahren die Dichtergruppe Kamera Chranenia mitbegründete. Seit 1991 lebt sie in Frankfurt am Main. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Oleg Jurjew (1959–2018), prägte sie den literarischen Dialog zwischen russischer und deutscher Gegenwartsliteratur maßgeblich. Nach Angaben ihres Verlages schreibt sie seit 2018 ausschließlich in Deutsch.
Martynova verfasst Gedichte, Essays und Romane, die sich durch feine Ironie, essayistische Reflexion und poetische Präzision auszeichnen. Ihre Themen kreisen um Erinnerung, Sprache, Migration und das Verhältnis von Kunst und Geschichte. Sie gehört zu den wenigen Autorinnen, die sowohl in der russischen als auch in der deutschen Literatur gleichermaßen Anerkennung genießen
Olga Martynova ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, Vizepräsidentin der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Mainz). Zu ihren wichtigsten Auszeichnungen zählen der Ingeborg-Bachmann-Preis (2012), der Berliner Literaturpreis (2015) und der Peter-Huchel-Preis (2025).
Olga Martynova überzeugte die Jury, der in diesem Jahr Annett Groh (Vorsitz), Volker Sielaff, Katrin Schumacher, Axel Helbig, Sylvia Kindelberger und Juliane Moschell angehörten, durch ihre Bewerbung ebenso wie durch die eingereichten Gedichte, die während eines Aufenthaltes in Istanbul entstanden.
JurybegründungOlga Martynova steigt mit Dante und Vergil in die Unterwelt hinab, spürt dem Mythos von Orpheus und Eurydike nach und führt in ihren Gedichten Zwiesprache mit Friedrich Hölderlin, Paul Celan oder Jelena Schwarz. In ihren Texten begegnen sich Mythos, Philosophie und Alltag. Zugleich ist sie eine Meisterin der leisen Zwischentöne. In ihrem profunden und hochreflektierten Werk geht es häufig um Identität und Erinnerung, um Verlust und Neuanfang. Zugleich entzieht es sich jeglicher vorschnellen Interpretation. Martynova vertraut auf die Kraft der Imagination. Ihre Essays, ebenso wie ihre Gedichte, öffnen Räume für das Nachsinnen, sprechen zu den Lesenden und sind zugleich auch Echo. Die Mehrsprachigkeit schwingt in ihren Texten, die sie seit dem Tode ihres Mannes Oleg Jurjew ausschließlich auf Deutsch verfasst, beständig nach. Für ihr Werk wurde Olga Martynova vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2025 mit dem Peter-Huchel-Preis für ihren Lyrikband Such nach dem Namen des Windes.