Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/01/pm_044.php 22.01.2025 08:35:46 Uhr 14.02.2025 18:24:21 Uhr |
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Witterungsbericht 2024: Neuer Temperaturrekord in Dresden erreicht
Der Klimawandel ist immer deutlicher spürbar: Die Landeshauptstadt Dresden hat 2024 einen erneuten Temperaturrekord erlebt. Die Durchschnittstemperatur des vergangenen Jahres lag bei 11,7 Grad Celsius und damit 1,9 Grad über dem Mittelwert des aktuellen Bezugszeitraumes 1991 bis 2020 und sogar 2,8 Grad über dem Klimareferenzwert 1961 bis 1990. Das ist ein extremer Anstieg gegenüber dem bisherigen Höchstwert von 2023, als die Jahresmitteltemperatur erstmals 11,2 Grad erreichte.
René Herold, Leiter des Umweltamts„Es ist besorgniserregend, wie drastisch die Erwärmung voranschreitet. Der Deutsche Wetterdienst bezeichnet die Entwicklung als ‚beschleunigten Klimawandel‘. Gefühlt kam uns das Jahr vielleicht gar nicht so extrem vor. 2024 ist jedoch das erste Jahr, in dem alle zwölf Monate in Dresden im Vergleich zur Klimareferenz 1961 bis 1990 überdurchschnittlich zu warm waren."
Mit 68 Tagen lag die Anzahl der Sommertage in Dresden 2024 auf dem Niveau des Vorjahres. Es war die vierthöchste Anzahl an Sommertagen seit den kontinuierlichen Aufzeichnungen an der Station Dresden-Klotzsche 1961. Außerdem gab es 25 Heiße Tage, also Tage, an denen die 30-Grad-Marke erreicht oder überschritten wurde. Das war die zweithöchste Anzahl (zusammen mit 2019) seit 1961.
Auf der anderen Seite wurde trotz des frostigen Januars mit 51 Tagen eine nur sehr geringe Anzahl an Frosttagen – Tagen, an denen das Temperaturminimum unter null Grad Celsius fällt – für 2024 gemessen. Der Vergleichswert 1991 bis 2020 liegt bei 76 Frosttagen, im Zeitraum 1961 bis 1990 waren es rund 81. Eistage, an denen sogar die Maximaltemperatur unter null Grad Celsius bleibt, traten 2024 in Dresden nur sechsmal auf. Hier lag der Mittelwert 1991 bis 2020 bei rund 22 Eistagen, während es 1961 bis 1990 rund 27 waren.
René Herold, Leiter des Umweltamts„Das wirkt sich unter anderem auf die Fauna aus. So könnte es sein, dass wir in diesem Jahr wieder mehr Wespen und Hornissen haben, weil die befruchteten Königinnen besser über den Winter kommen. Auch der Schädlingsdruck für die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft und den Wein- und Obstbau wird im Zweifel größer, weil in so milden Wintern weniger Schädlinge sterben."
Die Sonne schien im vergangenen Jahr insgesamt 1.975 Stunden. Das sind 205 Stunden mehr gegenüber dem Bezugszeitraum und sogar 423 Sonnenstunden mehr gegenüber dem Klimareferenzwert.
Meteorologin Franziska Reinfried im Dresdner Umweltamt„Bis auf einen trüben Februar, in dem sich die Sonne fast ein Drittel weniger als üblich zeigte, schien die Sonne in allen Monaten mehr als im Durchschnitt."
2024 regnete es in Dresden an 151 Tagen insgesamt 638 Millimeter. Dies entspricht nahezu der mittleren Anzahl an Regentagen und der Niederschlagsmenge des aktuellen Bezugszeitraumes 1991 bis 2020 (156 Niederschlagstage, 637 Millimeter). Im Vergleich zur Klimareferenz 1961 bis 1990 waren es lediglich 30 Millimeter (5 Prozent) weniger.
Witterungsbedingte Besonderheiten in 2024
Nachdem der Dezember 2023 bereits viel zu mild und noch dazu viel zu regenreich war, setzte sich mit dem Jahreswechsel der Zustrom kalter Luft arktischen Ursprungs durch. An der Elbe konnte man ein beeindruckendes Bild der gefrorenen Hochwasserreste des Weihnachtshochwassers 2023 sehen, die die Elbwiesen mit Eis überzogen. Doch bereits zum letzten Monatsdrittel änderte sich das Wetter und deutlich mildere und vor allem feuchte Luftmassen sorgten für einen Temperaturanstieg und viel Regen im Februar. Dieser war extrem mild. Mit einer Durchschnittstemperatur von sieben Grad Celsius war es nach Auswertungen des Umweltamtes der mit Abstand wärmste Februar seit 1961 in Dresden.
Die erhöhte Wasserführung der Elbe und die feuchte Witterung wirkten sich positiv auf die Grundwasservorräte aus. Die Grundwasserstände an den Messstellen des städtischen Netzes lagen im Durchschnitt um knapp 80 Zentimeter über den langjährigen mittleren Monatswasserständen. Mehr als die Hälfte aller Messstellen zeigten dabei sogar Werte über mittleren Hochwasserverhältnissen. Im weiteren Jahresverlauf ließ sich der typische jahreszeitliche Gang der Grundwasserstände mit einem Rückgang in den Sommermonaten beobachten.
Bereits der Frühling startete mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen. Der März war der wärmste und zugleich trockenste in Dresden seit 1961. Durch die ausgiebigen Niederschläge im Februar konnte die Vegetation mit der einsetzenden Trockenheit noch umgehen, aber auch im April blieben die Niederschläge rund 40 Prozent unter der Durchschnittsmenge. Die ersten vier Sommertage des Frühlings wurden gezählt, was so bisher nur im Jahr 2000 vorkam. Die hohen Temperaturen seit Jahresbeginn sorgten überall für Blattaustrieb. Massiver Frosteinbruch gegen Ende April führte dann vor allem an Obstbäumen und Weinstöcken zu gravierenden Schäden. Während sich die Niederschlagssituation im Mai etwas entspannte, führten die überdurchschnittlich hohen Temperaturen im Mai dazu, dass es mit durchschnittlichen zwölf Grad Celsius letztlich der wärmste Frühling seit 1961 in Dresden war.
Diese Entwicklung setzte sich im Sommer fort. Er war überdurchschnittlich warm, sehr sonnig und nur geringfügig zu trocken. Ende Juni gab es eine erste Hitzewelle, in der an mehreren Tagen hintereinander die Temperaturen über 30 Grad Celsius stiegen. Besonders warm war es im August.
Meteorologin Franziska Reinfried im Dresdner Umweltamt„Die Schule startete nach den Sommerferien in vielen Schulen mit verkürztem Unterricht, denn so hohe Temperaturen bringen nicht nur verminderte Konzentrationsfähigkeit mit sich, sondern auch Gesundheitsgefahren wie Hitzeschlag oder Kreislaufprobleme.“
Im August 2024 wurde die seit 1961 höchste Anzahl an Sommertagen an der Station Dresden-Klotzsche gemessen – 22 statt der für einen August üblichen elf Sommertage.
Die Sonnenperiode durchbrach am 18. August jedoch ein heftiges Starkregenereignis. Im Stadtzentrum und im Südosten Dresdens fielen innerhalb weniger Stunden Regenmengen von bis zu 100 Litern pro Quadratmeter, was statistisch einem Niederschlag entspricht, der nur aller 100 Jahre einmal vorkommt. Vielerorts entstanden Schäden durch lokale Überflutungen, einströmendes Wasser oder Rückstaueffekte.
Auch der meteorologische Herbst begann in Dresden am ersten September ungewöhnlich hochsommerlich. So wurden in der ersten Septemberwoche noch einmal vier Heiße Tage gezählt – wieder ein Rekord mit Blick auf die Datenreihe von 1961.
René Herold, Leiter des Dresdner Umweltamtes„Am 13. September regnete es außergewöhnlich intensiv und anhaltend über dem Stadtgebiet und in Tschechien. Uns ereilte ein weiteres Hochwasser an der Elbe, das besonders im Zusammenspiel mit dem Teileinsturz der Carolabrücke eine Gefahr darstellte. Glücklicherweise überschritten die Pegel aber nur kurzzeitig die 6-Meter-Marke."
Begleitend zum Elbpegel stieg auch das Grundwasser in Teilen des Stadtgebiets an – vor allem im sehr elbnahen Bereich mit extrem hohen Anstiegsraten von teilweise über einem Meter pro Tag und damit ähnlich schnell wie im Jahr 2002. Es traten aber keine großflächigen Gefährdungslagen durch die hohen Grundwasserstände auf.
Der Oktober und November zeichneten sich durch ruhigeres und trockenes Herbstwetter aus. Es fehlte in beiden Monaten allerdings 40 Prozent an Niederschlag. Die Herbstmonate waren ebenfalls zu warm, jedoch gestaltete sich der Erwärmungstrend im Herbst am geringsten. Ein sehr sonniger, etwas zu milder Dezember, in dem sich das Niederschlagsdefizit fortsetzte, beendete das Jahr 2024.
René Herold, Leiter des Dresdner Umweltamtes„Steigende Temperaturen, Hitze, Starkregen, Überflutungen – das sind Witterungsereignisse, die alle Bereiche der Stadt vor enorme Herausforderungen stellen. Dies betrifft Vegetation, Wald-, Forst- und Landwirtschaft genauso wie Infrastruktur, Wirtschaft, Gesundheit, Gewerbe, Industrie sowie Energie- und Wasserversorgung. Mit Blick auf die Witterungsereignisse muss die Vorsorge deutlich an Priorität gewinnen, um nicht abzuwendende Schäden abzumildern, Risiken zu minimieren, mögliche Kosten der Schadensbeseitigung zu vermeiden und Wirtschaft und Lebensqualität in der Stadt zu erhalten. Um dem nachzukommen, wurde das Klimaanpassungskonzept der Landeshauptstadt Dresden mit einem Katalog an Anpassungsmaßnahmen erarbeitet. Ohne zielführende Anpassungsmaßnahmen wird es zu Einschnitten im täglichen Leben und im wirtschaftlichen Bereich kommen.“
Derzeit findet die finale Abstimmung des Konzeptes in der Verwaltung statt. Anschließend geht es in die städtischen Gremien.
Einzelne Maßnahmen ergreift die Stadt schon seit Langem. So werden beispielsweise klimaangepasste Baumarten getestet, Gewässer naturnah ausgebaut, um sie unter anderem hochwassersicher zu machen, und kommunale Hochbauten entsprechend der Richtlinie „Dresden baut grün“ errichtet.
René Herold, Leiter des Dresdner Umweltamtes„Wir testen zum Beispiel auch verschiedene Baumrigolen, um die Verfügbarkeit von Wasser für die Bäume in Trockenzeiten aufrechtzuerhalten. Es ist aber ebenso wichtig, dass die Dresdnerinnen und Dresdner Eigenvorsorge betreiben und etwa ihre Häuser vor Starkregen schützen und klimagerecht sanieren oder bauen. Denn es zeigt sich auch in der Auswertung des Jahres 2024, dass uns Ereignisse wie Starkregen und Hochwasser im Zweifel häufiger ereilen und/oder heftiger ausfallen werden.“
Weitere Informationen
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www.dresden.de/witterungsberichte
Witterungsberichte für Dresden
- Daten zu Grundwasserständen im Themenstadtplan
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www.dresden.de/klimaanpassung
Richtlinie „Dresden baut grün“