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https://www.dresden.de/de/leben/stadtportrait/europa/befreundete-staedte/gostyn/erinnerung-wachhalten.php 27.06.2023 15:58:15 Uhr 19.04.2024 01:12:17 Uhr

Erinnerung wachhalten

Tradition des gemeinsamen Gedenkens an die Gostyner Opfer des Nationalsozialismus

23. Juni in Dresden

Die Beziehungen zur Stadt Gostyń basieren auf der Leidensgeschichte polnischer Widerstandskämpfer der Gruppe "Schwarze Legion" aus Gostyń. Sie kämpften gegen die Besetzung ihrer Heimat durch das Hitler-Regime, wurden verraten und verhaftet. Das Oberlandesgericht Posen verurteilte 12 Widerstandskämpfer am 13. Mai 1942 als führende Mitglieder der „Schwarzen Legion“ zum Tode. Sie wurden am 23. und 24. Juni 1942 im Innenhof des Landgerichtes am Münchner Platz in Dresden hingerichtet. Seit den 1970er Jahren halten Angehörige der ermordeten Partisanen gemeinsam mit Vereinen, Institutionen und den Städten Gostyn und Dresden das Gedenken an die Gostyńer Opfer des Nazi-Regimes wach.

Zum Gedenken kamen und kommen traditionell ehemalige polnische Häftlinge und Angehörige der Hingerichteten, ebenso wie VertreterInnen der Städte Gostyń und Dresden, der Kirchen beider Städte und SchülerInnen der Gostyńer Schule "Schwarze Legion" zusammen. Sie besuchen regelmäßig die Gedenkstätte Münchner Platz und den Neuen Katholischen Friedhof mit dem Gedenkstein für die ermordeten Widerstandskämpfer aus Gostyń.

2015 wurden der Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten e. V. im Freistaat Sachsen, die Deutsch-Polnische Gesellschaft Sachsen e. V. sowie Dresdnerinnen und Dresdner für ihr Engagement für Versöhnung zwischen Deutschen und Polen mit dem Orden „Missio Reconiciliationis“ der gleichnamigen Stiftung aus Warschau geehrt.

2017 zum 75. Jahrestag der Hinrichtung übernahmen die Außenminister Polens und Deutschlands Witold Waszczykowski und Sigmar Gabriel die Schirmherrschaft über das Gedenken.

2023

Bürgermeister Stephan Kühn und Bürgermeister Jerzy Kulak aus der befreundeten Stadt Gostyn gedachten gemeinsam mit weiteren Gästen aus Gostyn und Vertretern der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Sachsen e. V., des Verbandes der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten e. V. im Freistaat Sachsen, der Frauenkirche und anderen Dresdner Partnern am 26. Juni 2023 auf dem Neuen Katholischen Friedhof der Ermordung von zwölf Mitgliedern der Widerstandsgruppe „Schwarze Legion“ aus Gostyń vor 81 Jahren.

26. Juni 2023: Die Bürgermeister Stephan Kühn und Jerzy Kulak an der Spitze einer Gostyner Delegation beim Gedenken auf dem Neuen Katholischen Friedhof
26. Juni 2023: Die Bürgermeister Stephan Kühn und Jerzy Kulak an der Spitze einer Gostyner Delegation beim Gedenken auf dem Neuen Katholischen Friedhof
Gruppe von Vertretern beider Städte stehen in der Gedenkstätte Münchner Platz
Vertreter beider Städte, darunter Dresdens Bürgermeister Detlef Sittel und Grzegorz Skorupski, Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Gostyń

2022

2022 kam zum 80. Jahrestag wieder eine größere Delegation aus Gostyn nach Dresden. Das Gedenken stand diesmal auch unter den Eindrücken des Krieges in der Ukraine. Die Vertreter beider Städte fanden deutliche Worte zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.

Dresdens Erster Bürgermeister Detlef Sittel:"Nach fast 80 Jahren Frieden gibt es wieder Krieg in Europa – Krieg mit all seinen grausamen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Landeshauptstadt Dresden, der Dresdner Stadtrat und die Menschen in unserer Stadt verurteilen den Angriff Russlands auf die Ukraine als Bruch des Völkerrechts zutiefst. Wir sehen uns damit in einer großen Gemeinschaft friedliebender Menschen in Deutschland, Europa und auf der ganzen Welt. Die brutalen Kriege in der Ukraine und im Jemen, der anhaltende Terror in Israel, die Unterdrückung in Afghanistan, Syrien und in Teilen Afrikas – um nur einige Kriegs- und Konfliktherde zu nennen – verdeutlich uns aktuell und schmerzlich: Es ist wichtig, die Erinnerung wachzuhalten und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Dafür möge die Städtefreundschaft zwischen Dresden und Gostyn immer eine gute Plattform sein – auch im Gedenken an die Opfer des 23. Juni 1942!
Eine Welt ohne Kriege und die strikte Einhaltung der Menschenrechte überall und für alle Menschen muss möglich werden! Es gibt keine Alternative zu Frieden und Freiheit!"

Grzegorz Skorupski, Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Gostyń: "Gegenseitiger Respekt, Vertrauen, Freundschaft, Kooperationsbereitschaft – heute, da jenseits der Ostgrenze unseres Landes ein bewaffneter Konflikt stattfindet, erhalten all diese Eigenschaften eine neue Bedeutung. Es ist wirklich kaum zu glauben, dass Szenen, die die meisten von uns nur aus historischen Filmen kennen, seit Ende Februar jeden Tag in den Fernsehnachrichten und Newsportalen zu sehen sind.

Diese tragischen Ereignisse machen unsere gemeinsame Anwesenheit und unser Gedenken an die Widerstandskämpfer, die vor 80 Jahren versuchten, sich dem grausamen System zu widersetzen, umso aktueller Auch wir müssen uns dem heutigen bösartigen System widersetzen. Wir wissen bereits, dass es nicht mehr reicht, einfach nur den Slogan „Nie wieder Krieg!“ zu wiederholen. Wir müssen handeln! Von der Einstellung eines jeden von uns hängt unsere Zukunft ab, die Zukunft unserer Kinder, die Zukunft unserer Nationen, die Zukunft Europas und der Welt."

gemeinsame Kranzniederlegung

Mehr zu den Ereignissen 1942 am Münchner Platz und zur Tradition des Gedenkens in Dresden

21. Oktober in Gostyń

Am 21. Oktober gedenken die GostynerInnen alljährlich der Erschießung von 30 Gostyner Bürgern durch die deutsche Wehrmacht am 21. Oktober 1939 auf dem Marktplatz von Gostyń. Dabei ist die Teilnahme einer Dresdner Delegation Tradition.