Kreativ.Raum.Börse

Die Kreativ.Raum.Börse (KRB) hat bis Anfang 2025 zwei leerstehende Ladenflächen in Dresden in lebendige Orte für Kreativität, Austausch und neue Ideen verwandelt. Das Ziel war, ungenutzte Räume als temporäre „Reallabore“ neu zu nutzen und so frischen kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schwung in die Innenstadt zu bringen.

Zwischen Mitte 2023 und Anfang 2025 entstanden in der Hauptstraße 42/44 und der Wilsdruffer Straße 16 auf insgesamt rund 290 Quadratmetern mehr als 30 kreative Projekte. Dort fanden rund 300 Veranstaltungen mit mehr als als 10.000 Besucherinnen und Besucher statt – von Ausstellungen, Workshops und Diskussionsrunden über Pop-up-Stores bis zu kulturellen Experimenten. 

Die Räume wurden mietkostenfrei vergeben. Eine Fachjury aus der Landeshauptstadt Dresden, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WGD) und dem Citymanagement Dresden wählte die Projekte nach Kriterien wie Kreativität, Umsetzbarkeit, Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Wirkung aus. So entstand eine Mischung an Formaten, die die Innenstadt belebten, die Aufenthaltsqualität verbesserten und neue Verbindungen zwischen Kultur, Wirtschaft und Stadtentwicklung schufen.

Ein besonders gelungenes Beispiel ist der „Offline Shop“, der Produkte von rund 200 regionalen Künstlerinnen und Künstlern zeigte. Dieses Projekt soll dauerhaft fortgeführt werden: Das Organisationsteam plant, Ende 2025 einen festen Standort in Dresden zu eröffnen – ein direktes Ergebnis aus der Kreativ.Raum.Börse.

Ein weiteres Ergebnis des Projekts ist die Plattform "HIER", ein Forum, das Projekte und Handlungsansätze zur kollaborativen Stadtgestaltung zusammenführt. Auf der Plattform finden sich zudem weiterführende Materialien zu den Herausforderungen und Chancen von Innenstädten.

Der im Rahmen des Projekts produzierte Podcast „Kerngeschehen – Zu leer, um Zentrum zu sein“ stellt die aktuellen Entwicklungen und Potenziale von Innenstädten am Beispiel Dresdens vor. In vier jeweils etwa 20-minütigen Episoden werden zentrale Themen wie Belebung, Kunst, Kultur und Geschichte beleuchtet.

Darüber hinaus trug die begleitende Workshop-Reihe „Leerstand als Chance“ dazu bei, Akteurinnen und Akteure aus Stadtverwaltung, Immobilienwirtschaft sowie der Kultur- und Kreativbranche zusammenzubringen. Gemeinsam wurden Strategien erarbeitet, um langfristig nachhaltige Modelle für Zwischennutzungen zu fördern.

Seit 2023 bereicherte die Newcomer-Hütte die Dresdner Spezialmärkte als besonderes Highlight und bot kreativen Nachwuchshändlerinnen und -händler eine Bühne für ihre Ideen. Im Rahmen des ZIZ-Projekts feierte sie ihre Premiere auf dem 589. Striezelmarkt und etablierte sich als festes Format für innovative Marktauftritte.

In der kostenfrei nutzbaren Verkaufshütte präsentierten junge Unternehmerinnen und Unternehmer ihre Produkte für jeweils wenige Tage, sammelten erste Markterfahrungen und traten in direkten Austausch mit dem Publikum. Durch den regelmäßigen Wechsel des Sortiments blieb das Angebot stets vielfältig und überraschend – von Kunst und Design bis hin zu moderner Handwerkskunst.

Als „Outdoor-Variante“ der Kreativ.Raum.Börse setzte die Newcomer-Hütte das Konzept temporärer kreativer Raumnutzung unter freiem Himmel um und brachte frischen Wind, Vielfalt und neue Perspektiven auf die Dresdner Spezialmärkte.

Märkte waren seit jeher wichtige Begegnungsorte in einer Stadt, an denen Menschen aller Altersgruppen, sozialer Schichten und Nationen zusammenkamen. Sie schufen Räume für Kommunikation und boten Chancen, innovative Formen der Interaktion zu erproben und zu etablieren.

Der Neustädter Markt und seine angrenzenden Quartiere hatten sich in den letzten Jahren durch die Ansiedlung von Galerien und Kulturvereinen zu einem bedeutenden Standort der Dresdner Kunstszene entwickelt. Dieses Potenzial sowie das breite Netzwerk wurden im Rahmen des Pop-up-Formats „Kunst.Markt“ für junge Kunst aktiviert.

Gemeinsam mit dem Kunstverein Dresden e. V. wurden lokal ansässigen Bildenden Künstlerinnen und Künstlern sowie Kreativschaffenden temporäre Verkaufsmöglichkeiten in exponierter Lage geschaffen und das Quartier durch ein kulturelles Rahmenprogramm bereichert. Dadurch konnte das „Kunstquartier Goldener Reiter“ weiter gestärkt und als spannender Ort der Begegnung mit zeitgenössischer Kunst und Kultur in Dresden etabliert werden.

Die Kreativ.Raum.Börse hat gezeigt, wie wirkungsvoll kreative Zwischennutzungen sein können, um Leerstand zu aktivieren, urbane Räume neu zu beleben und die Kultur- und Kreativwirtschaft in Dresden nachhaltig zu stärken. Entscheidend waren dabei Flexibilität, Kooperation und ein niedrigschwelliger Zugang zu Räumen und Märkten – Faktoren, die künftig dauerhaft verankert werden sollten.

Zwischennutzungen als Innovationstreiber
Temporäre Nutzungen ermöglichten es Kreativschaffenden, neue Ideen risikofrei zu erproben und sichtbar zu machen. Flexible Mietzeiträume und vereinfachte Zugänge erwiesen sich als Motor für Innovation und Belebung der Innenstadt.
Impuls: Leerstehende Räume sollten weiterhin gezielt für temporäre, experimentelle Nutzungen freigegeben werden, sowohl im Innen, als auch im Außenraum.

Niedrigschwelliger Zugang
Der Erfolg der KRB basierte auch auf transparenten, unkomplizierten Prozessen. Geringere Verwaltungshürden erleichterten vielen Akteurinnen und Akteuen den Einstieg in Marktteilnahmen und Zwischennutzungen.
Impuls: Verwaltungsprozesse dauerhaft vereinfachen und standardisieren, um wiederholte und spontane Nutzungen zu ermöglichen.

Kooperation und Netzwerke
Die enge Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Immobilienwirtschaft und Kreativszene schuf ein neues Verständnis und öffnete Wege zu nachhaltigen Partnerschaften.
Impuls: Kooperationen gezielt weiterentwickeln, strategische Schwerpunkte auf zentrale Standorte setzen und Eigentümerinnen und Eigentümer aktiv in langfristige Nutzungskonzepte einbinden.

Sichtbarkeit schafft Akzeptanz
Zentrale Standorte, Veranstaltungen und Medienpräsenz machten die Projekte sichtbar und weckten Interesse bei der Stadtgesellschaft. Sichtbarkeit erwies sich dabei nicht nur als Ergebnis, sondern als treibende Kraft für neue Kooperationen.
Impuls: Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikationsstrategien von Anfang an fest in die Projektplanung integrieren.

Leerstand als Chance
Die KRB hat Leerstand als Potenzial sichtbar gemacht. Zwischen Vermieterinnen und Vermietern sowie Kreativschaffenden entstand ein neues Vertrauensverhältnis, das Raum für innovative Nutzungen öffnete.
Impuls: Vermittlungsstrukturen verstetigen, um Angebot und Nachfrage langfristig zu verbinden.

Märkte neu denken
Flexible Marktstrukturen wie die Newcomer-Hütte förderten Austausch, Vielfalt und neue Verkaufserfahrungen. Sie verbanden Tradition mit Innovation und machten die Dresdner Märkte lebendiger.
Impuls: Gemeinschaftliche Marktmodelle weiterentwickeln und dauerhaft etablieren.

Von 2018 bis 2020 wurde die „Kreativraumbörse“ von der KREATIVRAUMAGENTUR im Rahmen eines Dienstleistungsvertrages umgesetzt. Die Kreativraumbörse war die Raumplattform für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Dresden und erleichterte den Akteurinnen und Akteuren der Branche die Suche nach geeigneten Räumen.

Ziel war es, diesen Akteurinnen und Akteuren kostengünstige Räume in Dresden zur Verfügung zu stellen. In den Jahren 2018 bis 2020 lag der Fokus auf dem gesamten Stadtgebiet und der ausschließlichen Nutzung durch die Kultur- und Kreativwirtschaft nach dem Prinzip „Künstlerin sucht Atelier in der Neustadt“ oder „Band sucht Proberaum im Gewerbegebiet“.

Diese Kreativraumbörse bildete den Ausgangspunkt für das Projekt Kreativ.Raum.Börse, dessen Aufgabenspektrum weit über die reine Vermittlung von Räumen an die Kultur- und Kreativwirtschaft hinausgeht. Das Projekt wurde von 2023 bis 2025 im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ umgesetzt.

Die positiven Effekte der Kultur- und Kreativwirtschaft gehen weit über die direkten Wertschöpfungsbeiträge hinaus. Sie wirken nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch, sozial, gesellschaftlich und kulturell. Die Kultur- und Kreativwirtschaft nimmt dabei eine Vorreiterrolle für andere Wirtschaftsbereiche ein: Sie vermittelt zwischen Branchen und Arbeitsmethoden und ist ein Treiber von Cross-Innovation.

Die Corona-Pandemie hat deutlich gezeigt, dass Flexibilität, Agilität und vor allem Multifunktionalität entscheidende Faktoren für Erfolg und Resilienz in Krisenzeiten sind. Genau diese Eigenschaften zeichnen die Kultur- und Kreativwirtschaft aus. Trotz starker Betroffenheit durch die Krise hat die Branche durch Innovationsgeist, Experimentierfreude und Flexibilität neue, kreative Wege beschritten und die Pandemie zum großen Teil überwunden.

Dem Projekt Kreativ.Raum.Börse lag der Gedanke zugrunde, dass in Zusammenarbeit mit Akteurinnen und Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft und in Kooperation mit weiteren gesellschaftlichen Bereichen neue Nutzungsmodelle zur Bekämpfung des innerstädtischen Leerstands entwickelt werden. Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Kultur und Freizeit sollten als ganzheitliches Ökosystem, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht, sinnvoll miteinander verbunden werden. Die Nutzung verstand sich dabei nicht ausschließlich als wirtschaftlich ausgerichtetes Ziel, sondern bezog auch den zivilgesellschaftlichen und staatlich unterstützten Kunst- und Kulturbetrieb mit ein.