Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2024/09/pm_079.php 25.09.2024 13:12:29 Uhr 15.10.2024 14:00:51 Uhr |
Carolabrücke: Schadensdokumentation läuft
In einem Pressegespräch, Mittwoch, 18. September 2024, informierte Baubürgermeister Stephan Kühn über den Start der Task-Force für die Regelung der Verkehrsströme ohne die Carolabrücke. Simone Prüfer, Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes, gab einen Überblick über den Zustand der Dresdner Brücken und speziell der Brücken in Spannbetonbauweise. Steffen Marx, Experte für Brücken, Inhaber einer Stiftungsprofessur für Ingenieurbau an der TU Dresden und Gesellschafter des mit der Untersuchung und Zustandserfassung der Carolabrücke beauftragten Büros MKP GmbH, gab einen ersten Überblick über die Schadensdokumentation und daraus abgeleitete erste Erkenntnisse.
Schadensuntersuchungen Carolabrücke
Die Schadensdokumentation und Ursachenrecherche für den Teileinsturz der Carolabrücke läuft seit dem Tag des Einsturzes am Mittwoch, 11. September 2024. Untersucht wird insbesondere, welchen Einfluss Korrosion und eindringende Feuchtigkeit auch in Verbindung mit Chlorideintrag gespielt haben könnten. Ebenso werden Betonversagen, Gelenkversagen, Verbundversagen der Betonstahlbewehrung und Ermüdung als Schadensszenarien betrachtet. In einer Sichtung des Schadens an der Bruchstelle konnte bereits festgestellt werden, dass etwa 25 Prozent der nun offenliegenden Spannglieder Vorschädigungen aufwiesen. Für die Untersuchungen wurden außerdem erste Bohrproben an Zug C entnommen, weitere Untersuchungen von Zug C sowie eine Sichtprüfung des Hohlkastens sind für nach dem Hochwasser geplant. Ein Untersuchungskonzept für Zug A und B wird aktuell erarbeitet und zeitnah vorgestellt.
Zustand Dresdner Brücken
Die 314 Dresdner Brücken weisen zu 72 Prozent Zustandsnoten von 2,4 oder besser auf. In den vergangenen Jahren konnte der Anteil der Brücken mit Zustandsnoten von 3,0 oder schlechter von sieben Prozent auf vier Prozent gesenkt werden. Wo die Tragfähigkeit eingeschränkt ist, sind präventive Maßnahmen bereits umgesetzt.
Auch in den nächsten Jahren wird der Investitionsschwerpunkt in die Dresdner Brücken weiterverfolgt. So ist ab 2026 der Ersatzneubau der Nossener Brücke für 109 Millionen Euro geplant. Über einen Ersatzneubau der Brücke Fabricestraße, auf der im Bestand eine Fahrbahneinengung und Traglastbeschränkung gilt, soll der Stadtrat noch dieses Jahr entscheiden. Eine entsprechende Vorlage hat die Verwaltung in dieser Woche eingebracht. Die Brücke ist eine wichtige Verbindung für die Rettungs- und Feuerwache Albertstadt.
Monitoring läuft
Für alle Spannbetonbetonbrücken in Dresden wurden weitere Untersuchungen geprüft und Maßnahmen eingeleitet. Besonders im Fokus stehen dabei Bauwerke von vor 1993. Seit dem Unglück wurden nochmals alle Spannbetonbrücken in Dresden in den Blick genommen, um möglicherweise ergänzende Maßnahmen umzusetzen. An der 1967 errichteten Brücke Budapester Straße über die DB-Anlagen wird die bestehende Überwachung umgehend erweitert. Weitere zusätzliche Kontrollen erfolgen an der Brücke Würzburger Straße über die Weißeritz und an der Löbtauer Brücke. Die 1979 gebaute Brücke Königsbrücker Straße über die DB-Anlagen wird bereits permanent messtechnisch überwacht. Auch hier ist ein Neubau ab 2027 bereits im Haushalt eingeplant.
Lösungen für den Verkehr
Am Montag, 16. September, hat sich eine Task Force gegründet, die an Verkehrslösungen nach dem Teileinsturz der Carolabrücke und an einem Konzept zur Wiederherstellung der Verbindung arbeitet. Aufgabe und Ziel der Expertengruppe ist es, Interimslösungen für die durch den Teileinsturz der Carolabrücke notwendig gewordene Neuordnung des Verkehrs zu entwickeln. Darüber hinaus soll sich die Task Force mit den Auswirkungen auf das Dresdner Verkehrssystem befassen. Bis auf weiteres treffen sich die Experten wöchentlich.
Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn„Die Carolabrücke ist eine wichtige Lebensader. Neben dem ÖPNV und dem Autoverkehr ist sie eine wichtige Verbindung für Radfahrer und Fußgänger. Die Aufgabe der Task Force ist es, rasch Mobilitätslösungen für die neue Situation zu entwickeln. Seit Montag, 16. September, arbeiten wir an konkreten Schritten für die Dresdnerinnen und Dresdner."
Weitere Themen der Arbeitsgruppe sind: Welche ersten Erkenntnisse gibt es zu den Auswirkungen des Unglücks auf das Dresdner Verkehrssystem? Welche Anpassungen in der Verkehrsführung an Ampeln im Zuge von Umleitungsstrecken und bei geplanten Baumaßnahmen sind nun notwendig? Wie kann ein Prozess für einen Neubau dieser wichtigen Brückenverbindung aussehen?
Bereits in der ersten Sitzung hat sich die Arbeitsgruppe darauf verständigt, ein Konzept für die Adventszeit zu erarbeiten. Wie jedes Jahr werden in der Vorweihnachtszeit hunderttausende Besucher zu Veranstaltungen in der Dresdner Innenstadt erwartet. Mit einer Wiedereröffnung der übrigen Brückenzüge ist vorerst nicht zu rechnen: Die Task Force arbeitet daher nicht nur an kurzfristigen Maßnahmen, sondern entwickelt Anpassungen für die nächsten Jahre, einschließlich der Wiederherstellung dieser wichtigen Brückenverbindung.