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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2023/12/pm_072.php 28.12.2023 13:09:52 Uhr 20.05.2024 18:58:39 Uhr

Hochwasser Dresden: Weihnachtszirkus

Hochwasserschutz ist hier keine Privatsache

Der Dresdner Weihnachtszirkus hat für seinen Standort am Elbufer unterhalb der Marienbrücke eine Sondernutzungsgenehmigung, nach deren Auflage er bei einem Hochwasserereignis sicherzustellen hat, dass die Beräumung der Fläche ab einem Pegelstand der Elbe in Dresden von 590 Zentimetern vollständig abgeschlossen ist. Nach seinem diesbezüglich von ihm selbst vorgelegten und mit der Stadt im Sommer abgestimmten Hochwassermaßnahmeplan hätte der Dresdner Weihnachtszirkus bereits ab einem Wasserstand von 504 Zentimetern Meter den Platz komplett räumen müssen. Am Montag, 25. Dezember 2023 stand der Pegel der Elbe 7 Uhr bei 518 Zentimetern.

Bisher sind lediglich die Tiere anderweitig untergebracht. Der Weihnachtszirkus wurde seitens der Stadt in den letzten Tagen mehrfach auf seine Pflicht hingewiesen. Mangels einer Umsetzung hat er am Mittwoch, 27. Dezember 2023 vom Straßen- und Tiefbauamt eine Beseitigungsanordnung bis heute 18 Uhr erhalten. Die Stadt hat Unterstützung angeboten. Dieses Angebot wurde ausgeschlagen. Das Unternehmen hat seinen Hochwassermaßnahmeplan selbst so eingereicht und auf dessen Grundlage eine Genehmigung für den Standort erhalten. Die Pflicht liegt hier eindeutig beim Unternehmen. Hochwasserschutz ist keine Privatsache und kann nicht anhängig von persönlichen Einzelabschätzungen der Lage sein. Der Standort des Dresdner Weihnachtscircus befindet sich im Einlaufbereich der Flutrinne. Sie bietet bei Hochwasser die Ersatzfläche, um bewohnte Gebiete zu schützen. Oft treibt unter der Wasseroberfläche Schwemmgut. Dieses und die starke Strömung selbst können das Zelt oder Teile davon mitreißen – ein unkalkulierbares Risiko. Die Stadt muss sich gerade in einer Gefahrenlage wie Hochwasser auf vereinbarte Rahmenbedingungen verlassen können. Mit seinem aktuellen Agieren gefährdet der Weihnachtszirkus nicht nur den Hochwasserschutz, sondern auch seine künftige Präsenz an diesem Standort. Es bleibt zu prüfen, ob dieser Standort unter den gegebenen Umständen noch genehmigungsfähig ist.

Hochwasserschutz funktioniert nur im fairen Miteinander. Der Weihnachtszirkus ist bei weitem nicht das einzige Unternehmen, welches wirtschaftliche Einbußen wegen des Hochwassers hat. So haben der Johannstädter Fährgarten und der Radeberger Brauereiausschank an der Brühlschen Terrasse ganz planmäßig ihre Auflagen umgesetzt.

Aktuell steht die Elbe kurz vor einem Pegel von sechs Metern. Die Stadtverwaltung hat bisher sehr viel Verständnis für die Lage des Traditionsunternehmens aufgebracht. Es ist verständlich, dass hier wirtschaftliche Zwänge einen großen Druck auf das Management ausüben, aber kann man das ausspielen gegen eine potenzielle Gefahr? Die Hochwasserlage ist nach wie vor sehr schwankend und auch ein Zirkus kann keine verlässliche Wetterprognose vorhersagen. Die Gefahr bleibt. Das Elbe-Hochwasser verhindert den Betrieb des Weihnachtszirkus – nicht die Landeshauptstadt.  

Hintergrundinformation

Hochwassergefahr Einlaufbereich Flutrinne: ab 540 Zentimetern punktueller Einstau über Kaimauer, ab 550 bis 570 Zentimetern breitflächiger Einstau, ab 610 Zentimeter steht Wasser bis zur Pieschener Allee ab dann Durchfluss in der Rinne.