Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de

https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2023/05/pm_029.php 12.05.2023 07:59:57 Uhr 25.04.2024 03:59:08 Uhr

Sowjetisches Ehrenmal: Kunstwerk „Dieses Gebilde ist fragil“ entwendet

In der Nacht von Mittwoch, 10. Mai auf Donnerstag, 11. Mai, ist die temporäre Kunstinstallation „Dieses Gebilde ist fragil“ von Svea Duwe am Sowjetischen Ehrenmal auf dem Olbrichtplatz von Unbekannten entwendet worden. Das Kunstwerk sollte eigentlich bis zum 4. Juni zu sehen sein. Ziel war es, vor der anstehenden Sanierung auf die notwendige historische Kontextualisierung aufmerksam zu machen und damit an die erinnerungskulturellen Bemühungen „Unbequeme Denkmäler“ des Amtes für Kultur und Denkmalschutz anzuknüpfen. Die Kunstinstallation soll zeitnah wiederhergestellt werden.

Annekatrin Klepsch, Bürgermeisterin für Kultur, Wissenschaft und Tourismus: „Wir bedauern die Intoleranz der dafür Verantwortlichen. Das Kunstwerk erachten wir als streitbaren Beitrag, als temporäres Denkzeichen und Anregung zum Diskurs. Mit dessen Entfernung offenbart sich die Verweigerung jeglicher Auseinandersetzung. Allerdings zeigt sich auf eindrucksvolle Weise auch das Potenzial der Kunst, produktive Störung und Anregung zur Reflexion des eigenen Weltbildes zu sein und vorhandene Sehgewohnheiten zu hinterfragen. Dem Kunstwerk von Svea Duwe geht es nicht darum, die große Leistung der Roten Armee bei der Befreiung unserer Stadt vom Nationalsozialismus zu schmälern oder gar zu diskreditieren, sondern die Motive der mit dem Ehrenmal verbundenen Identifikation im Licht der heutigen Verhältnisse kritisch zu hinterfragen. Wer sich der Auseinandersetzung damit verweigert, versteht die Zeichen der Zeit nicht. Svea Duwes künstlerische Arbeit begegnet diesem Umstand in der Aussage provokant, doch in der Ausführung gegenüber dem Ehrenmal und damit dem historischen Vermächtnis der Befreier respektvoll.“

Künstlerin Svea Duwe: „Die Demontage der Schilder verweist einmal mehr auf die widerstreitenden Interessen, die mit dem Sowjetischen Ehrenmal verbunden sind. Denn ebenso wie sie „über Nacht“ verschwanden, wurden sie auch gleich am nächsten Morgen von Passanten vermisst, welche die Intervention begrüßen. „Dieses Gebilde ist fragil!“ und es macht Sinn, sich mit seiner Geschichte und der heutigen Bedeutung zu beschäftigen.“

Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin Kunsthaus Dresden: „Das Kunstwerk von Svea Duwe ruft zum Nachdenken über Formen des Gedenkens auf und über die Geschichte des Zweiten Weltkrieges, die uns bis heute bewegt. Es ist traurig und erschreckend, dass es Menschen gibt, die dieses Nachdenken nicht ertragen und ein so fragiles Kunstwerk durch Vandalismus zerstören."

Die Installation wurde am 3. Mai fertig gestellt und am Montag, 8. Mai, anlässlich des 78. Jahrestages der Befreiung vom Zweiten Weltkrieg am Ehrenmal auf dem Olbrichtplatz eingeweiht. Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung standen die Künstlerin, die Leiterin des Kunsthauses Christiane Mennicke-Schwarz, Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch und der Historiker Justus Ulbricht rund 150 interessierten Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort.

Das Sowjetische Ehrenmal steht unter Denkmalschutz und soll 2024 durch das Amt für Stadtgrün der Landeshauptstadt Dresden saniert werden. Der Dresdner Stadtrat hatte im Dezember 2022 die notwendigen finanziellen Mittel für 2023/2024 bewilligt.