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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2023/03/pm_034.php 0 Uhr 18.04.2024 07:13:44 Uhr

DRESDEN EXCELLENCE AWARD 2022

Landeshauptstadt würdigt vier herausragende wissenschaftliche Arbeiten

Am Sonnabend, 11. März 2023, würdigte die Landeshauptstadt Dresden gemeinsam mit dem Netzwerk „Dresden – Stadt der Wissenschaften“ zum sechsten Mal vier Absolventinnen und Absolventen Dresdner Hochschulen für ihre herausragenden wissenschaftlichen Abschlussarbeiten. „Mit dem Preis wollen wir nicht nur die Expertise und das Engagement der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler würdigen, sondern auch Dresdner Erfolgsgeschichten erzählen und die wissenschaftliche Exzellenz unserer Stadt in die Welt tragen. Die vier fachlich unterschiedlichen Preisträger-Arbeiten eint nicht nur deren Exzellenz. Sie zeigen auch Chancen und Lösungen für Herausforderungen auf, die besondere Relevanz für die Wissenschaft und die Zukunft unserer Gesellschaft haben“ sagt Oberbürgermeister und DEA-Juryvorsitzender Dirk Hilbert. 

Die Preisgelder in Gesamthöhe von 30.000 Euro werden jährlich in vier Kategorien vergeben. Um den DRESDEN EXCELLENCE AWARD 2022 bewarben sich 26 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der TU Dresden, der Fachhochschule Dresden, der HTW Dresden, der Evangelischen Hochschule Dresden und der Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Dresden. Steffen Rietzschel, kommissarischer Amtsleiter des Amtes für Wirtschaftsförderung: „Seit 2017 begleiten wir den AWARD als Partner und sind jedes Jahr aufs Neue von der Qualität und dem Themenspektrum der eingereichten Arbeiten begeistert. Von zukunftsweisenden Software- und Digitalisierungstechnologien bis hin zu neuartigen Methoden in der Gentherapie reichen die diesjährigen Arbeiten, die alle die Stärke der Stadt Dresden als exzellenten Wissenschafts- und Forschungsstandort widerspiegeln. Vor allem im internationalen Kontext finden sie große Anerkennung.“

Die DEA-Preisträgerin und -Preisträger 2022
Kategorie Bachelor – 3.000 Euro
Natalie Lehnart: „(Non-) Immersive Experiences in Virtual Reality, Fachhochschule Dresden
Das Ziel der Bachelorarbeit „(Non-) Immersive Experiences in Virtual Reality“ von Natalie Lehnart war es aufzuzeigen, inwiefern eine realistisch gestaltete Umgebung in VR Einfluss auf die Entspannung einer Person hat. […] Ihre Bachelorarbeit an der FHD Fachhochschule Dresden, Fakultät Design, behandelt ein Schnittgebiet der Themen VR und Entspannung, in dem noch wenig Forschung vorliegt. Es wurde gezeigt, dass Fotorealismus förderlich und es […] möglich ist, selbst in äußerst schwierigen Situationen (z. B: Covid-19), Entspannung im Alltag zu bekommen und einfach mal „woanders“ zu sein. Die Bachelorarbeit soll Grundlage für weitere Forschung der immersiven VR bieten, um das Wissen in der Gesundheitsbranche im Bereich von VR weiter nach vorn zu bringen.“ (zit. nach Nathalie Lehnart)
Die erfolgreiche Bachelor-Absolventin der FHD erzielte auf Basis dieser Abschlussarbeit auch ein EXIST Gründerstipendium und ist seit 2022 als Gründerin und Lead Designer von DreamTime VR eine der jüngsten erfolgreichen Unternehmerinnen der kreativen Dresdner Software- und IT-Branche. Dresden ist stolz mit dem Wissenschaftspreis für diese exzellente Bachelorarbeit im digitalen Sektor einen innovativen Weg für Software/VR zu fördern, der anwendungsorientiert zur „Zukunft des Reisens“ wie beispielsweise auch zur gesundheitlichen Prävention beitragen kann.

Kategorie Diplom/Master/Staatsexamen – 6.000 Euro
Carsten Albert: „Entwicklung eines Leitfadens zur Erstellung von Begleittexten mit Interpretations­hilfen für Exponate zur Quantenmechanik“, Technische Universität Dresden
Der mehrfache TU-Absolvent Carsten Albert hat mit seiner wissenschaftlichen Arbeit zur Quanten­physik in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) und den Technischen Sammlungen Dresden (TSD) einen aktiven und spielerischen Zugang zum zukunftsträchtigen Thema der Quantenmechanik erarbeitet. „Auf Grundlage von Studien und Erkenntnissen der Physik-Didaktik, Museumspädagogik und pädagogischen Psychologie wurde im Rahmen der Staatsexamensarbeit ein Leitfaden entwickelt, nach dem die Exponattexte gestaltet werden können. Das Vermittlungskonzept der Texte baut auf einer „Predict-Observe-Explain-Strategie“ auf. Dabei handelt es sich um eine pädagogische Vorgehensweise, mit der bereits im Physikunterricht häufig gearbeitet wird. Kernidee dahinter ist es, das Publikum zum Experimentieren zu motivieren, dabei Vorhersagen anzuregen und dann Effekte beobachten zu lassen.“  (zit. nach Carsten Albert)
Die Wissenschaftsstadt Dresden zeichnet Carsten Alberts Bewerbung und hervorragende wissenschaftliche Arbeit auf dem Weg der TSD zur Ausstellung „Quantenphysik zum Ausprobieren und Mitmachen“ (Eröffnung 2024) aus und unterstützt damit den regionalen Beitrag zum Internationalen Jahr der Quantenphysik 2025 und seiner Kommunikationsstrategie. Die Auszeichnung für die wissenschaftliche Arbeit zur Physik-Didaktik und Wissenschaftskommunikation ist Aushängeschild für die Vernetzung von Studium, Forschung und Vermittlung sowie für die vernetzte Zusammenarbeit von Universität, Forschungsinstitut und Museum in Dresden.  
    
Kategorie Promotion – 9.000 Euro
Dr. Felix Lansing: „Wie neuartige Gen-Skalpelle die Gen-Therapie revolutionieren – Directed evolution of site-specific recombinases for precise genome editing and rearrangement“, Technische Universität Dresden
Molekularbiologe Dr. Felix Lansing hat in seiner Dissertationsarbeit an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden eine neue, dringend notwendige Therapiemöglichkeit der Genomchirurgie bei genetisch bedingten Erkrankungen, konkret eine neue Art von hoch präzisen Gen-Skalpellen entwickelt, welche auf Rekombinasen basiert. Rekombinasen sind Enzyme, die das Erbgut genau bearbeiten können. Im Gegensatz zur CRISPR/Cas9 Technologie arbeiten sie mit äußerster Präzision und Effizienz und bieten damit eine gute Alternative für viele Gen-Korrektur Ansätze. In einer ersten Anwendung konnte gezeigt werden, dass die von Dr. Lansing entwickelten Gen-Skalpelle genutzt werden können, um eine Mutation zu korrigieren, die eine schwere Form der Bluterkrankheit (Hämophilie A) auslöst. Diese Art von Mutation, eine so genannte Gen-Inversion, kann bisher von keiner anderen Technologie korrigiert werden und betrifft besonders häufig Patienten mit schwerer Hämophilie A, der am häufigsten vorkommenden Blutgerinnungsstörung, an der weltweit zigtausende Patienten leiden. Lansings Gen-Skalpelle bieten erstmals eine Chance auf Heilung für Hämophilie A Patienten mit eben dieser Gen-Inversion. Die Rekombinase-basierte Genome-Chirurgie kann zudem für weitere Gendefekte eingesetzt und breit angewendet werden. Dieser Fortschritt und das Potential der Rekombinase-basierten Gen-Skalpelle resultierten bereits in einer Kollaboration zwischen der TU Dresden und dem weltweit größten Pharmakonzern Johnson&Johnson. Diese Innovation „made in Dresden“ ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie der Forschungsstandort Dresden verschiedene Kompetenzen interdisziplinär vereint hat, um zu einem Sprung in der Genom-Chirurgie beizutragen und damit den Standort Dresden nachhaltig zu stärken. (zit. nach Dr. Felix Lansing)  

Kategorie Habilitation – 12.000 Euro
Dr. habil. Thomas Kämpfe: „Electron Devices Based On Ferroelectric Hafnium Oxide Thin Films“,
Technische Universität Dresden
Die ausgezeichnete Habilitationsarbeit „Electron Devices Based On Ferroelectric Hafnium Oxide Thin Films“ von Dr. habil. Thomas Kämpfe ist eine Zusammenfassung von mehr als 120 Journal- und Konferenzartikeln sowie Buchkapiteln. Sie bietet einen breiten Überblick über die Integration von ferroelektrischem HfO2 in den Halbleiterprozess, seine Verwendung in Halbleiterbauelemen­ten und deren breite Anwendungsbasis. Diese gehen dabei weit über reine Speicheranwendungen hinaus und liegen ebenfalls in Bereichen wie KI, 5G/6G, MEMS, als auch Sensorik. Neue Materialien wie ferroelektrisches Hafniumoxid haben sich in den letzten Jahren zu einem Leuchtturm-Thema für Dresden entwickelt, welches internationale Sichtbarkeit genießt – durch die Dresdner Zusammen­arbeit mit Forschenden an internationalen Universitäten mit exzellentem Ruf wie der ETH Zürich, TU München, Berkeley oder Tsinghua als auch mit lokal ansässigen Unternehmen wie Bosch, InfraTec, Heimann Sensors und Dresdner Mikroelektronik-Foundries wie Globalfoundries und X-FAB.
Die Habilitationsarbeit untersucht intensiv das Material selbst als auch das breite Anwendungsport­folio, welches von dieser disruptiven Materialeigenschaft ausgeht und folgt diesem in vielen Richtungen von der Material­unter­suchung, dessen Optimierung, der Integration dieser Schichten in mikroelektronische Herstellungs­prozesse, der Bauelementherstellung und -charakterisierung bis hin zum Entwurf und der Charakterisierung kompletter Speicher-, KI-, RF- als auch Sensorchips, welche bspw. in Robotik und Automobilen als auch der Medizintechnik eingesetzt werden können. (zit. nach Dr. habil. Thomas Kämpfe)
Dr. Kämpfe zeigt – nach seinem Studienabschluss 2011 und damit erst vor 11 Jahren – mit 77 Publikationen in internationalen Fachzeitschriften und als Miterfinder von elf Patenten, davon sechs Mal als Ersterfinder eindrücklich, dass er hervorragend vernetzt und auf höchstem Niveau wissenschaftlich technisch arbeitet. Neben Dr. Kämpfes Forschung für die Weiterentwicklung der Mikroelektronikindustrie, insbesondere der Dresdner Halbleiterindustrie erhält Dr. Kämpfe den DRESDEN EXCELLENCE AWARD auch als Unter­stützung für die weitere Ausbildung der nächsten Generation von Nano- und Mikroelektronikern, die den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Dresden voranbringen.