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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/01/pm_028.php 17.01.2025 08:30:02 Uhr 14.02.2025 18:56:26 Uhr

Frauenkirche bringt Ausstellung von Luigi Toscano nach Dresden

Gemeinsame Pressemitteilung der Stadt Dresden und der Frauenkirche Dresden

Von Montag, 27. Januar, bis Dienstag, 25. Februar 2025, sind auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche 80 großformatige Bilder von Holocaust-Überlebenden zu sehen, weitere im Gotteshaus selbst. Die Portraits sind Teil des internationalen Erinnerungsprojekts GEGEN DAS VERGESSEN des UNESCO Artist for Peace, Luigi Toscano. Verschiedene Kulturinstitutionen schließen sich an und zeigen ebenso Exponate.

Anlässlich des diesjährigen Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren zeigt die Stiftung Frauenkirche Dresden die eindringlichen Portraits von 80 Überlebenden der NS-Verfolgung auf dem Neumarkt. Die Ausstellung setzt sich über den Hauptraum in der Unterkirche fort. Sie ist ein Beitrag zum wahrhaftigen Erinnern, beginnend mit dem Holocaust-Gedenktag.  

Maria Noth und Pfarrer Markus Engelhardt, die Geschäftsführenden der Stiftung Frauenkirche Dresden, erklären: „Die Installation umfasst Porträts, die weltweit Millionen Menschen bewegt haben. Sie erinnert an das unfassbare Leid der Opfer des Nationalsozialismus und mahnt zugleich zu Offenheit, Toleranz und Demokratie. Wir sind beeindruckt, wie Luigi Toscano mit seinen Aufnahmen den Zeitzeugen eine Stimme gibt und wollen ihn in seinem Anliegen unterstützen, die Geschichten der Überlebenden in den Mittelpunkt des öffentlichen Raums zu stellen. Als Friedensort Frauenkirche tun wir dies im Bewusstsein, dass Versöhnung nur gelingen kann, wenn eigenes unrechtes Verhalten damals wie heute offen und ehrlich reflektiert wird. Daher setzen wir im Herzen unserer Stadt ein Signal ‚gegen das Vergessen‘ in einer Zeit, wo das Vergessen-Wollen immer stärker in die Mitte der Gesellschaft eindringt.“

Kraftvolles Zeichen gegen das Vergessen

Dem deutsch-italienischen Fotografen und Filmemacher Luigi Toscano ist die Ausstellung in Dresden ein großes Anliegen: „Als Mensch und Künstler empfinde ich eine tiefe Verbundenheit zu diesem besonderen Ort in Dresden, der Frauenkirche. Inmitten ihrer Geschichte und Symbolik möchte meine Ausstellung ein kraftvolles Zeichen gegen das Vergessen setzen und die Erinnerungen an die Herausforderungen unserer Vergangenheit lebendig halten – gerade jetzt, in Zeiten, in denen wir mehr denn je die Bedeutung von Gemeinschaft und Erinnerung erkennen müssen und bereit sein müssen, unsere demokratische Haltung einzunehmen.“

Erinnerung in Kontext stellen

Die Ausstellung leistet einen Beitrag zur lebendigen Erinnerungskultur in Dresden. Indem sie am 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 beginnt, stellt sie nachfolgende Ereignisse wie den 13. Februar und später auch den 8. Mai als Tag der Befreiung Deutschlands von der NS-Diktatur in einen weiteren Zusammenhang. Oberbürgermeister Dirk Hilbert hebt diesbezüglich hervor: „Das aktive Erinnern an das Kriegsleid der eigenen Stadt muss immer im Kontext der nationalsozialistischen Verbrechen geschehen. Luigi Toscanos Fotografien konfrontieren uns mit den schrecklichen Erfahrungen der Überlebenden der Shoa. Zugleich vermitteln sie beeindruckende Stärke und Lebenswillen. Dies ist ein kraftvolles Vermächtnis an nachfolgende Generationen – hier in Dresden und weit über unsere Stadtgrenzen hinaus.“

Kooperationen machen dezentrales Konzept möglich

Um die Botschaft der Ausstellung in die Breite zu tragen, kooperiert die Stiftung Frauenkirche Dresden mit dem Netzwerk Weltoffenes Dresden. Auf diese Weise können weitere Portraits an dezentralen Orten wie dem Postplatz, dem Kraftwerk Mitte und dem Festspielhaus Hellerau ausgestellt werden. Damit wird in der ganzen Stadt ein Zeichen gegen jede Form von Ausgrenzung und für Offenheit, Toleranz und Demokratie gesetzt.

Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Kunst für die Erinnerungskultur: „Kunst schafft einzigartige Zugänge zur Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit. Luigi Toscanos Porträts öffnen emotionale Räume, die Worte oft nicht zu füllen vermögen. Durch diese Ausstellung wird die Frauenkirche einmal mehr zu einem Ort, an dem sich Geschichte, Kunst und Gesellschaft verbinden und Dresden zu einer Stadt des reflektierenden Erinnerns.“

Umfangreiches Begleitprogramm

Die Ausstellung GEGEN DAS VERGESSEN ist ab dem 27. Januar vier Wochen lang zu sehen. Zum rahmenden Programm gehören eine Eröffnungsveranstaltung in Anwesenheit des Künstlers und des Oberbürgermeisters, eine Podiumsdiskussion, Filmvorführungen, ein Schul-Projekttag, eine Lesung mit dem Schauspieler Bernhard Bettermann und der Schauspielerin Regula Grauwiller sowie geistliche Formate. 
Die Ausstellung ist auf dem Neumarkt frei zugänglich, die Exponate in der Frauenkirche zu den Zeiten der Offenen Kirche. Der Eintritt ist frei. Die gemeinnützige Stiftung bittet aber um Spenden zur Deckung der Unkosten. 

Das Projekt

Luigi Toscanos Projekt GEGEN DAS VERGESSEN begann 2014 und umfasst mittlerweile mehr als 400 Porträts von Überlebenden der NS-Verfolgung aus Deutschland, den USA, Israel, der Ukraine, Russland und anderen Ländern. Dafür reist der Künstler um die Welt, um seine eindrücklichen Fotografien anzufertigen. Er kuratierte bereits Ausstellungen in New York, Paris, Genf, Wien, Lwiw und Jerusalem und vielen weiteren Orten. Ein Bildband und zwei Filme („Lest we forget | Gegen das Vergessen“ und „Schwarzer Zucker – rotes Blut“) dokumentieren seine Arbeit.