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Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/10/pm_015.php 08.10.2025 16:08:11 Uhr 20.12.2025 05:48:39 Uhr |
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Ausstellung über persönliche Gegenstände von KZ-Häftlingen in Dresden
Am Donnerstag, 9. Oktober 2025, um 18 Uhr eröffnet das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden gemeinsam mit den Arolsen Archives und dem Societaetstheater Dresden die Open-Air Wanderausstellung #StolenMemory. Vom 10. bis 28. Oktober 2025 ist sie täglich von 9 bis 18 Uhr in einem offenen Übersee-Container auf dem Jorge-Gomondai-Platz zwischen Hauptstraße und Albertplatz zu sehen. Die Ausstellung zeigt den letzten Besitz von KZ-Häftlingen und erzählt, wie diese persönlichen Gegenstände heute noch an die Familien der Opfer zurückgegeben werden können. Oft handelt es sich dabei um Eheringe, Uhren, Füller oder Brieftaschen mit Fotos, die Häftlingen bei ihrer Ankunft in den Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden.
Zur Eröffnung sprechen der Leiter des Amtes für Kultur und Denkmalschutz Dr. David Klein, Dr. Ramona Bräu-Herget von den Arolsen Archives und der Geschäftsführer und Künstlerische Leiter des Societaetstheaters Stephan Hoffmann. Für den musikalischen Rahmen sorgen Paul Hoorn mit Kapelye Corazón.
„Im 80. Jahr der Befreiung von der NS-Diktatur erinnert die Ausstellung #StolenMemory auf eindringliche Weise daran, dass staatliche Gewaltherrschaft auch ganz persönliche Schicksale berührt. Die Verfolgten der NS-Diktatur waren unsere Nachbarn. Die Ausstellung hält die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig und gibt ihren Geschichten in Dresden eine Sichtbarkeit. Wir übernehmen Verantwortung für die deutsche Geschichte und setzen ein Zeichen für die Werte, die uns heute tragen: Freiheit, Menschenwürde, Demokratie und Toleranz.“Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch
Ziel der Ausstellung: Aufmerksamkeit und Unterstützung
Unter dem Titel „Gefunden“ zeigt die Ausstellung Gegenstände, die bereits an die Familien der früheren Besitzerinnen und Besitzer zurückgegeben wurden. Sie erzählt ihre Verfolgungsgeschichten und zeigt, wie die Rückgaben heute ablaufen. Über QR-Codes können Besucher per Smartphone Videoporträts ansehen, in denen Angehörige selbst zu Wort kommen.
Unter der Überschrift „Gesucht“ werden Gegenstände gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb auch: Jeder kann die Arolsen Archives bei der Rückgabe unterstützen. Denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene Erinnerungsstücke von rund 2.000 Personen aus ganz Europa auf – auch mit Spuren, die nach Dresden führen.
Der emotionale Wert
„Viele Opfer der Nationalsozialisten hinterließen keine materiellen Spuren für ihre Familien, weil die Nationalsozialisten ihnen alles nahmen“. Die Rückgabe der Erinnerungsstücke sei für die Angehörigen deshalb oft sehr unerwartet. „Einige von ihnen wissen nichts oder nur wenig über diesen Teil der Lebensgeschichte ihrer Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten."Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives
„Mit der Ausstellung eröffnen wir auch einen Programmpunkt der Jüdischen Woche, die vom 23. bis zum 26. Oktober in unserem Haus gastieren wird. Wir freuen uns auf ein höchst aktuelles Programm, das mit Theater, Musik, Tanz und einem Symposium zeitgenössische Perspektiven nach Dresden bringt. Damit wollen wir aktuelle künstlerische Positionen von jüdischen Künstlerinnen und Künstlern sichtbar machen. Diese beschränken sich nicht auf die Erinnerungskultur, sondern stehen selbstbewusst und kritisch im Heute.“Stephan Hoffmann, Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Societaetstheaters
Begleitveranstaltung in Dresden
Am Mittwoch, 21. Oktober 2025, 19.30 Uhr, erinnert eine Veranstaltung an die Familie Gutmann in Dresden und ihre Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus. Unter dem Titel “Zukunft durch Erinnern: Lesung und Gespräch zu Ehren des 100. Todestages von Eugen Gutmann im ‘Gutmann-Saal‘“ sprechen im Societaetstheater die Historikerin Dr. Laura Herr und Urenkel Simon Goodman (digital). Gelesen werden Passagen aus Simon Goodmans Buch „The Orpheus Clock. The Search for My Family's Art Treasures Stolen by the Nazis” durch Charles Washington. Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Sprache statt und wird mit freundlicher Unterstützung der Kulturstiftung Dresden der Commerzbank ermöglicht.
Zur Ausstellung
Seit August 2020 reist die #StolenMemory-Ausstellung mit mittlerweile vier Containern durch Deutschland und aktuell auch durch Polen und Frankreich. Ermöglicht wurde das Projekt durch eine Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Finanziert werden die Arolsen Archives und auch die Wanderausstellungen in Deutschland durch das Auswärtige Amt.
Begleitend zur Ausstellung bietet die Website stolenmemory.org interessante Einblicke: Kurze, animierte Filme und Webstories erzählen von individuellen Schicksalen. Diese Materialien wurden speziell für Jugendliche entwickelt und im Juni 2021 mit dem Grimme Online Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet. Außerdem stehen dort kostenlose Unterrichtsmaterialien zum Download bereit, die von Schulen und Bildungseinrichtungen auf allen Stationen der Wanderausstellung genutzt werden können.