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https://www.dresden.de/de/stadtraum/umwelt/umwelt/boden/altlasten/sanierung-rosenstrasse77.php 30.06.2025 08:27:43 Uhr 05.12.2025 03:30:56 Uhr

Sanierung des Geländes Rosenstraße 77

Die Industrie- und Gewerbefläche an der Rosenstraße 77 im Zentrum Dresdens hat eine lange Geschichte – und bald eine neue Zukunft. Das kontaminierte Gelände soll sich bis Ende 2027 zu einer zukunftsfähigen Gewerbefläche mit einer großen Grünfläche entwickeln.

Steckbrief

  • Projektziel: Dekontaminierung und Entwicklung der Brachflächen
  • Projektstart: Mai 2023
  • Projektlaufzeit: 4 Jahre, planmäßig bis 31. Dezember 2027
    • Phase I – Vorbereitung des Fördermittelantrags – Sanierungsplanung und Untersuchung (Mai 2023 bis Juli 2024)
    • Phase II – Abbruch der kontaminierten Gebäude (September/Oktober 2025)
    • Phase III – Dekontaminierung – Bodenaustausch unterhalb der Gebäude und mikrobiologische Sanierung in der Tiefe (Januar 2026 bis Dezember 2027)
  • Projektkosten: 6.259.729,11 Euro
  • Projektträger: Landeshauptstadt Dresden mit einem Eigenanteil von 23 Prozent in Höhe von 1.439.737,70 Euro
  • Projektförderung: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung – Strukturförderung 2021-2027, Freistaat Sachsen

Luftbild aus dem Jahr 1991 in schwarz-weiß von der Industrie- und Gewerbefläche an der Rosenstraße 77.
1991: Flüssige Chemikalien wurden mit der Eisenbahn in Kesselwagen angeliefert und in 18 unterirdische Tanks gepumpt. Anschließend erfolgte die Konfektionierung der Chemikalien in unterschiedlichen Verpackungsgrößen. Auch Kleinstmengen, die über Apotheken vertrieben wurden, waren üblich.
Luftbild aus dem Jahr 2010 von der Industrie- und Gewerbefläche an der Rosenstraße 77.
2010: Nach der Flut 2002 verließen alle Mieter das ohne Strom und Heizung nicht mehr nutzbare Areal. Bis zum Eigentumsübergang an die Landeshauptstadt Dresden wurden ausschließlich Gefahrenabwehrmaßnahmen umgesetzt, wie die Entleerung von Tanks und die Entsorgung von Fässern sowie auch die Reinigung des kontaminierten Grundwassers.
Luftbild aus dem Jahr 2011 von der Industrie- und Gewerbefläche an der Rosenstraße 77.
2011: Die Dächer der Lagerschuppen links waren undicht. Die Gebäude wurden zurückgebaut, um die Verschleppung der Kontaminationen aus den Fußböden in den Untergrund zu verhindern.
Foto von einem stark kontaminierten Boden.
2016: Der Boden unterhalb der Gleisanlage, die für den Chemikalientransport diente, war stark kontaminiert.
Das Foto zeigt ein silbernes Tor und zwei große blaue Stahltanks dahinter, die Filter der Grundwasserreinigungsanlage.
2017: Eine neue stromsparende Grundwasserreinigungsanlage mit Aktivkohle und digitaler Fernüberwachung wurde gebaut.
Luftbild aus dem Jahr 2019 von der Industrie- und Gewerbefläche an der Rosenstraße 77.
2019: Der Bodenaustausch auf der linken Seite des Grundstücks war fast abgeschlossen. Dort waren die Schadstoffbereiche in etwa 1,7 Meter Tiefe mit einem mikrobiologischen Verfahren zu sanieren. Die Kellerbereiche der zwei großen Gebäude rechts waren kontaminiert. Die Gebäude wurden vollständig zurückgebaut, um auch die Schäden unterhalb der Bodenplatten zu sanieren.
Das Foto zeigt einen roten Bagger und einen großen Schutthaufen.
2023: Abbruch eines kontaminierten Gebäudes: Im unterirdischem Schutzraum der damaligen Waage wurden Ablagerungen von alten Fässern mit Chemikalien gefunden.
Foto von einem entkernten Bürogebäude mit Bauschutt vor dem Haus.
2024: Bürogebäude mit Bauschutt und Betonschlacke aus der Entkernung – Diese Fraktionen wurden zur Minimierung der Entsorgungskosten durch konsequente Trennung der kontaminierten Abfallschargen vor dem endgültigen Abbruch separiert.
Luftbild aus dem Jahr 2024 von der Industrie- und Gewerbefläche an der Rosenstraße 77.
2024: Weite Teile der ehemals bebauten Flächen sind 2024 entsiegelt. Die Haufwerke links sind sortierte Abfallchargen zur Entsorgung.

Areal war Umschlagplatz für Chemikalien

Seit 1962 hatte die Fläche an der Rosenstraße 77 mehrere Eigentümer und diente lange auch als Lager- und Umschlagplatz für Chemikalien. Die intensive industrielle Nutzung hatte zu erheblichen Belastungen im Boden, Grundwasser und in Gebäudeteilen geführt.

Nach der Flut im Jahr 2002 wurde das herrenlose Grundstück durch die Landeshauptstadt Dresden in Ersatzvornahme gesichert. Hierzu wurde die Bodenluft in den zugänglichen Bereichen saniert. Die stark kontaminierten Betriebsanlagen im westlichen Grundstücksteil, wie Tanklager, Gleisanlagen, Verladerampen, Lagerbaracken, Garagen und Werkstattgruben, wurden Schritt für Schritt entsorgt. Danach erfolgte der konsequente Bodenaustausch, um ein weiteres Eindringen von wassergefährdenden Stoffen aus dem Kriegsschutt zu verhindern. Nach diesen umfangreichen Sanierungsmaßnahmen in Ersatzvornahme wurde das damals noch herrenlose Grundstück im Jahr 2018 offiziell durch die Landeshauptstadt Dresden übernommen. 

Boden und Gebäude erheblich belastet

Die bisher durchgeführten Maßnahmen reichten nicht aus, um das Gelände für eine künftige Nutzung freizugeben. Umso wichtiger war der Einstieg in eine systematische Gesamtplanung zur Sanierung – ein Vorgehen nach der Sächsischen Altlastenmethodik, das eng mit der zuständigen Oberen Bodenschutzbehörde abgestimmt wurde und dadurch den Förderfähigkeitsstatus erlangte.

Im Jahr 2023 wurden alle erforderlichen Maßnahmen für die Sanierungsuntersuchung und -planung begonnen. Bearbeitet wurden die Bereiche Gebäude und bauliche Anlagen, Boden und Abfälle sowie Grundwasser und Bodenluft.

Die noch bestehenden Lager- und Verwaltungsgebäude wurden bereits in der Vergangenheit auf die Eignung als Flüchtlingsunterkünfte durch Luftbelastungen negativ bewertet. Weitere Untersuchungen bestätigten die Kontaminationen in den Innenräumen und unterhalb der Bodenplatten. Somit war klar: Um ein nachhaltiges Sanierungsergebnis und damit eine uneingeschränkte Nachnutzung zu erzielen, kann der kontaminierte Gebäudebestand keinesfalls erhalten bleiben.

Die Untersuchungen haben ergeben, dass erhebliche Belastungen an verschiedenen Stellen vorliegen, insbesondere:

  • in tieferen Bodenschichten (bis ca. 1,7 Meter Tiefe)
  • unter Gebäuden
  • im Grundwasser
  • im offenen Gelände

Diese Belastungen umfassen unter anderem leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LHKW), die sowohl den Boden als auch das Grundwasser gefährden. Ohne umfassende Sanierung wären spätere Nachnutzungen mit erheblichen Risiken verbunden.

Sanierungskonzept zur Dekontaminierung

Um die Fläche langfristig zu sichern und eine Nachnutzung zu ermöglichen, ist bis Ende 2027 ein mehrstufiges Sanierungskonzept vorgesehen:

  1. Rückbau verbliebener kontaminierter Gebäude und Bauteile
  2. Ausheben und Entsorgung von belastetem Boden unterhalb der Gebäude
  3. Abtragung und Entsorgung oberflächennaher kontaminierter Bodenschichten
  4. Gezielte mikrobiologische Behandlung von tiefliegenden Bodenschichten
  5. Reinigung des Grundwassers über spezielle mikrobiologische Injektionsverfahren zur LHKW-Beseitigung

Ziel ist eine vollständige Gefahrenabwehr und die Herstellung eines gesunden Bodenzustands. Die mikrobiologische Behandlung tieferer Bodenschichten spielt dabei eine zentrale Rolle. Durch den gezielten Einsatz natürlicher Mikroorganismen werden Schadstoffe vor Ort abgebaut, ohne dass großflächige Eingriffe notwendig sind.

Neben der Sanierung des stark kontaminierten, vollversiegelten Areals erhält die Natur Platz sich zu entwickeln. Gemäß der Förderrichtlinie werden 15 Prozent des 15.000 Quadratmeter großen Grundstücks begrünt – eine 2250 Quadratmeter große Grünanlage.

2025: Fördermittel genehmigt

Um diese umfangreichen Arbeiten finanzieren zu können, hat die Landeshauptstadt Dresden einen Fördermittelantrag gestellt. Am 30. Juni 2025 hat Oberbürgermeister Dirk Hilbert aus den Händen des Präsidenten der Landesdirektion Sachsen, Bela Bélafi, den Bescheid in Höhe von 4,8 Millionen Euro EFRE-Fördermitteln erhalten. Jetzt kann die Maßnahme starten.

Das Ziel ist klar: Eine umfassende, umweltgerechte Sanierung, die das 15.000 Quadratmeter große Gelände an der Rosenstraße 77 in eine sichere und zukunftsfähige Gewerbefläche verwandelt.


Stand: Juni 2025

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