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https://www.dresden.de/de/leben/gesellschaft/migration/aktuelles/interkulturelle-tage/interviewserien/folge-2-2017.php 25.09.2019 14:36:54 Uhr 26.04.2024 01:17:14 Uhr

Interview-Serie 2017

"Vielfalt gemeinsam gestalten! Wer steckt dahinter?"

Folge 2 - Drei Fragen an Mohammad Nhar vom Chorprojekt Singaslyum

Mohammad Nhar. Zu Hause in Dresden.

Der 26-Jährige Syrer Mohammad Nhar ist Mitglied im Chor Singasylum, einem internationalen Nachbarschaftschor aus Dresden.

Warum ist es wichtig, bei den Interkulturellen Tagen mitzumachen?

Viele Deutsche sind unsicher, wenn sie sich mit dem Thema Asyl auseinandersetzen. Die Veranstaltungen im Rahmen der Interkulturellen Tagen bieten viele Möglichkeiten, andere Menschen kennenzulernen und sich dieser Unsicherheit zu stellen.

Menschen kommen durch Musik zusammen, weil Musik von allen bekannte internationale Sprache ist. Deswegen ist es so schön! In unserem Chor haben wir viele Mitglieder aus verschiedenen Ländern: Deutschland, Syrien, Libyen usw. Alle können mitmachen, egal ob sie Deutsch sprechen oder nicht.

Seit wann sind Sie Dresdner?

Seit fast einem Jahr bin ich Dresdner, vorher habe ich acht Monate in einer Sporthalle in der Nähe von Riesa gelebt. Ursprünglich komme ich aber aus Daraa in Syrien.

In den acht Monaten hatte ich die Zeit, jeden Tag Radio und Musik auf Deutsch zu hören. Das hat mir sehr geholfen, die deutsche Sprache zu lernen. Inzwischen mache ich meinen Orientierungskurs und möchte später versuchen, mein Studium hier fortzuführen.

Das Problem mit dem Neuankommen in Deutschland ist, dass du die Sprache zu Beginn nicht beherrschst und somit auch keinen Kontakt zu anderen aufbauen kannst. Deswegen dauert es eine ganze Weile, andere Menschen kennenzulernen.

Bei Singasylum bin ich seit neun Monaten aktiv. Zuerst habe ich bei Facebook darüber gelesen und bin dann zu einer Chorprobe gegangen. Es hat mir so gut gefallen, dass ich mittlerweile bei der Organisation und Öffentlichkeitsarbeit des Chores mitmache. Man kann singen und Kontakt und Spaß mit anderen Menschen haben. Gerade sind wir sogar dabei, einen eigenen Verein zu gründen.

Wie kann Vielfalt gemeinsam gestaltet werden?

Ich glaube Musik ist die wichtigste Sache, die man machen kann. Für Musik braucht es keine bestimmte Sprache, sie hilft den Menschen, sich zu integrieren. Ich finde unseren Chor sehr wichtig für Dresden und auch für die Integration von Ausländern.

Ich habe mich bei meinen Bemühungen, die deutsche Sprache besser zu lernen, auf Menschen mit anderer Meinung zubewegt und habe Versuche unternommen, mit Demonstranten von PEGIDA zu sprechen. Ich wollte verstehen, warum die Menschen dort mitlaufen und warum sie keine Ausländer mögen.

Der Grund, warum ich bei Singasylum mitmache, ist nicht nur die Musik, sondern auch, um eine Botschaft zu senden und zu zeigen: Ich will etwas machen. Ich habe hier etwas gefunden, was es in meiner Heimat nicht gibt. Hier kann ich machen, sagen und denken was ich möchte. Freiheit und freie Meinungsäußerung kenne ich nicht aus meiner Heimat.

Ich fühle mich sehr wohl in Dresden.

(Das Interview führte Frau Tamine Carvalho.)