Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de

https://www.dresden.de/de/leben/gesellschaft/migration/aktuelles/interkulturelle-tage/interviewserien/folge-1-2018.php 25.09.2019 14:41:06 Uhr 23.04.2024 08:40:38 Uhr

Interview-Serie 2018

„Du und Ich. Wir in Dresden.“ – Engagierte stellen sich vor

Folge 1 – Drei Fragen an Luise Börner, eine der Initiatorinnen des Projekts Musaik

MUSAIK mit Luise Börner (links mit Geige) in Aktion.

Den Anfang macht Luise Börner zum Thema „Teil haben – Teil sein. Meine Nachbarschaft gestalten.“ Sie hat in Dresden Musik studiert und nach dem Studium mit ihrer Freundin Deborah Oehler in Peru in einem sozialen Musikprojekt gearbeitet. Daraus entstand die Idee, etwas Ähnliches in Deutschland zu etablieren. Beide begannen mit der Planung und gründeten einen Verein. Ergänzend berichten hier zwei Kinder von ihren Erfahrungen in dem Projekt.

Wie sind Sie zur Nachbarschaftsarbeit im Stadtteil Prohlis gekommen?

Ich habe Freunde, die sich im Stadtteil Löbtau in einem Nachbarschaftstreff sehr aktiv engagieren. Sie organisieren beispielsweise Vorträge und Tanzdemonstrationen. Ich bekomme viel von ihrer Arbeit mit und finde das sehr interessant. Die Nachbarschaftsarbeit ist aber auf eine sehr begrenzte Gruppe zugeschnitten. Man trifft dort meist eher junge und alternative Menschen an. Unter Nachbarschaft verstehe ich aber, dass man mit allen möglichen Leuten in Kontakt kommt, die eben nicht so sind wie man selbst. Das macht es für mich spannend.

Vor anderthalb Jahren nahmen wir Kontakt zum Quartiersmanagement auf und stellten unsere Projektidee vor. Ein paar Monate später kam der Anruf, dass wir mit unserem Projekt Musaik beim KIEZ im Prohliszentrum mitmachen dürfen. KIEZ heißt Kultur im Einkaufszentrum und ist eine Initiative vom Kunst- und Kulturprojekt des Societätstheaters und vom Quartiersmanagement Prohlis. Ich war dann bei der Eröffnung im September 2017 des KIEZ dabei. Da haben ein paar Schülerinnen und Schüler Geige und Cello gespielt, um so erste Werbung für unser Projekt zu machen. Da war ich also das erste Mal so richtig aktiv hier.

Wie gestalten Sie Ihre Nachbarschaft mit Ihrem Projekt mit?

Das Einkaufszentrum in Prohlis ist ein wichtiger Ort für Begegnungen. Dreimal in der Woche sind wir seit der Eröffnung im Einkaufszentrum mit unserem Projekt. Es kommen Kinder mit und ohne ohne Migrationshintergrund. Die meisten sind zwischen sieben und zwölf Jahre alt. Das Konzept ist so gestaltet, dass es jetzt nicht nur explizit Musikunterricht ist, sondern wir machen gleichzeitig Unterricht, üben gemeinsam und spielen im Ensemble. Die Kinder sind in einer Gruppe und der Fokus liegt schon auf Musik machen, aber dabei eben auch darauf Kompetenzen zu erlernen. Beispielsweise funktioniert das gemeinsame Musizieren nur, wenn man sich gegenseitig zuhört und für andere Verantwortung übernimmt. Es ist schön zu sehen, wenn den Kindern etwas gelingt und sie dann so glücklich und begeistert sind. Manchmal kommen die Kinder einem entgegengerannt und springen einen in die Arme. Es freut mich sehr, dass man wirklich deren Leben verändert.

Über die Kinder werden auch die Eltern einbezogen, was ich sehr wichtig finde. Gerade bei den Konzerten sind so auch wirklich tolle Begegnungen entstanden. Ich wurde auch schon von Familien nach Hause eingeladen. Zu unseren Konzerten hier vor Ort sind neben den Familien auch Anwohnerinnen und Anwohner aus ganz Prohlis gekommen. Dadurch habe ich ganz viele verschiedene Menschen kennengelernt – es war genauso, wie ich es mir gewünscht habe.

Welche Entwicklungen wünschen Sie sich für die Zukunft?

Das Projekt soll größer werden. Schön wäre es auch, wenn sich die vielen einzelnen Initiativen in Dresden noch mehr miteinander vernetzen würden. Außerdem fände ich es wünschenswert, dass kulturelle Bildung für jeden zugänglich ist.

Der Zugang zum Projekt soll nicht vom Geldbeutel abhängen. Deswegen brauchen wir natürlich Fördergelder und eine geeignete Infrastruktur sowie einen großen Raum. Ich wäre sehr froh, wenn wir langfristige Planungssicherheit hätten, denn das Projekt ist wirklich gut, um Menschen zusammenzubringen und neue Freundschaften zu knüpfen.

Yuri und Emily, ihr nehmt beide am Projekt Musaik teil, was begeistert euch daran?

Yuri: Ich bin zehn Jahre alt und spiele Geige und das hat mir großen Spaß gemacht! Ich möchte auch weiter Geige spielen. Ich übe zwar auch Floorball, Schwimmen und Kickboxen, aber Geige spielen macht am meisten Spaß.

Emily: Ich bin elf Jahre alt. Ich will auch nur Geige spielen. Vorher hatte ich noch nie eine Geige in der Hand, aber dann habe ich gleich am Anfang zwei Töne richtig gespielt. Geige spielen macht einfach riesigen Spaß. Meine Freunde Omar und Eva können schon richtig gut spielen und bald bekomme ich meine eigene Geige, dann kann ich mit ihnen zusammen üben.

(Das Interview führte Frau Jana Tessner.)