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https://www.dresden.de/de/kultur/kunst-und-kultur/bildendekunst/kunst-im-oeffentlichen-raum/symposium/ersen.php 28.05.2015 15:35:08 Uhr 25.04.2024 02:22:07 Uhr

Esra Ersen

„Was uns am meisten beschäftigt sind die Fragestellungen der zeitgenössischen Stadt Dresden und hier wiederum die Erkenntnis, dass es mit der starken Position des Bürgertums eine Bevölkerungsgruppe gibt, die in der Lage ist, ihre Interessen im öffentlichen Raum mit Nachdruck zu formulieren und auch durchzusetzen.
Wer aber könnte sonst noch ein vitales Interesse an (künstlerischen) Äußerungen im öffentlichen Raum haben? Wie kommen Entscheidungen zu Vorgängen im öffentlichen Raum zustande, wer nimmt daran teil, wer wird einbezogen, wer wird ausgeschlossen? 

In unserer Arbeit hat uns immer wieder die Frage beschäftigt, welche Gruppen es innerhalb einer Bevölkerung gibt, die kaum Zugang zur Kunst haben und denen der Zugang zum öffentlichen Raum nicht leicht gemacht wird. Wir sprechen hier von verschiedenen Gruppen die im Kontext des öffentlichen Raums durchaus als Marginalisierte bezeichnet werden können, allen voran ZuwanderInnen in die Stadt aber auch Menschen mit geringem Einkommen oder gar Arbeitslose, die in den streng formulierten Sozialprogrammen quasi gefangen sind.

Vor diesem Hintergrund scheint uns Esra Ersen eine passende Wahl zu sein.
Sie ist eine Künstlerin, die seit vielen Jahren Projekte mit partizipativem Charakter realisiert hat und dabei mit verschiedensten gesellschaftlichen Gruppierungen zusammengearbeitet hat. Sie hat Projekterfahrung in verschiedensten Ländern Europas – von Schweden bis in die Türkei. Zudem war sie 2007 bis 2008 Gastprofessorin an der HfBK Dresden, sie hat aus dieser Zeit Grundkenntnisse über die Stadt. Und sie freut sich sehr über die Herausforderung.“

Margarethe Makovec & Anton Lederer über Esra Ersen

Projektentwurf für Dresden:

24 x Dresden 

Was hat „das andere Dresden“ der Öffentlichkeit zu sagen? Was denken die Menschen, die sonstkaum bis gar nicht öffentlich gehört werden über das Leben, insbesondere das Zusammenleben unddie Entwicklung ihrer Stadt? Wie ist ihre Meinung zu Vorgängen im öffentlichen Raum und haben siein Bezug darauf eigene Wünsche? Wer sollte aus der Sicht dieser Menschen Entscheidungen treffen,die Entwicklung der Stadt und insbesondere den öffentlichen Raum betreffend?

Was denken sie, was wollen und was können sie der Öffentlichkeit sagen?

Mein Projekt für Dresden zielt darauf ab. Das Projekt soll diesen Stimmen im öffentlichen Raum dieMöglichkeit eines Ortes zu geben, um ihren subjektiven Blick zu transportieren und eine Diskussionzur Vielfalt einer Stadt mit der Größe Dresdens zu führen.

Das Projekt startet im Medialen Raum, den ich als dem öffentlichen Raum zugehörig betrachte.

In 24 Ausgaben einer der Dresdner Tageszeitungen soll sich, abgekoppelt vom redaktionellen Inhaltund außerhalb ihrer Verantwortung, in der Mitte ein loser, zusätzlicher Bogen ( zwei Doppelseiten )des Zeitungsformats befinden.

Dieser zusätzliche Bogen ist klar der Zeitung zugehörig zuzuordnen. Die Übernahme des optischenRahmens der grafischen Erscheinung der Tageszeitung macht klar, des es sich nicht um eineWerbebeilage oder ähnliches handelt. Faktisch ist es ein Raum innerhalb einer Zeitung, der aus einerVorderseite, einer Doppelseite in der Mitte und einer Rückseite besteht.

Über einen Zeitraum von 24 Wochen wird dieser Bogen einmal wöchentlich am gleichen Wochentagerscheinen.

Dieser Bogen wird verschiedenen Dresdner Stimmen einen Raum geben, um sich zu äußern, undkann den technischen und grafischen Bedingungen des Zeitungssatzes entsprechend durch Text,Textgrafiken, Illustrationen und Photos gestaltet werden.

Daneben existiert für die Art dieser Äußerung kein formal einschränkender Rahmen. 

Jeder wei§, schaut man mikroskopisch auf das scheinbar Bekannte wird man Ÿberall auch das

Besondere finden: es kann das besonders Andere sein, oder auch das besonders Typische.

Das Ziel ist ein vielschichtigeres Gesellschaftsbild der Stadt Dresden zu zeichnen, als derzeit medial abzulesen ist.

Durch eine breite Streuung der Autoren und eine Präsentation auch ausserhalb der Zeitung soll eine große öffentliche Anteilnahme an dem Projekt erzielt werden.

Wahrend der Erscheinungszeit der Zeitungseiten sollen die aktuellen Ausgaben an verschieden öffentlichen Orten ausgestellt werden. Bestehendende Displaymöglichkeiten an öffentlichen Institutionen, wie z.B. am Kulturpalast in der Altstadt oder den Bürgerämtern, können hierfür genutzt werden, und so im Stadtraum wirken und auch diejenigen erreichen, die nicht zu den Zeitungslesern gehören.

Nach dem Abschluss des Projektes, welches mit dem Erscheinen der letzten Ausgabe endet, werden die 24 Doppelseiten gemeinsam an einem Ort ausgestellt und, später, öffentlich zugänglich archiviert.


 

geboren 1970 in Ankara, Türkei

lebt und arbeitet in Istanbul und Berlin

Ausbildung

1999/00 Ecole Beauxs-Arts de Nantes,Post-Diplom Program, Nantes, France

1992/95 MA, Marmara University Faculty of Fine Arts, Istanbul

1988/92 BA, Marmara University Faculty of Fine Arts, Istanbul