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https://www.dresden.de/de/stadtraum/umwelt/umwelt/klima-und-energie/stadtklima/Witterungsberichte.php 19.01.2023 09:40:55 Uhr 29.11.2023 19:09:51 Uhr
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© Unwetter über Dresden (Foto: Jan Teller)

Wie waren die Witterungsverhältnisse in den letzten Jahren in Dresden?

2022 – Deutlich zu warm, viel zu trocken und sehr sonnig

Balkendiagramm zeigt jährliche Temperaturspitzen von 1961 bis 2022
Zum Vergrößern auf das Bild klicken. Jahresmitteltemperatur 2022 (Dresden-Klotzsche) – Abweichung vom Klimamittel 1961-1990

Die Jahresdurchschnittstemperatur für das vergangene Jahr beträgt 10,9 Grad Celsius. Die Abweichung zum Klimareferenzwert 1961 bis 1990 liegt damit bei plus zwei Grad. Betrachtet man nur die letzten zehn Jahre, hat sich die Erwärmung deutlich beschleunigt. Für diese Zeit wird ein Temperaturanstieg von plus 1,6 Grad berechnet. Während 2022 deutschlandweit gemeinsam mit 2018 das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn ist, ist es nach Messungen an der Klimastation in Dresden Klotzsche das viertwärmste Jahr in der Dresdner Klimadatenreihe seit 1961. In Dresden hat das Jahr 2019 mit einer Durchschnittstemperatur von 11,2 Grad die Nase vorn.

Balkendiagramm zeigt jährliche Niederschlagssummen von 1961 bis 2022
Zum Vergrößern auf das Bild klicken. Jahresniederschlagssumme 2022 (Dresden-Klotzsche) – Vergleich zum Klimareferenzwert 1961-1990
Tabelle mit verschiedenen Werten, zum Beispiel Anzahl der Sommertage
Klimatologische Kennwerte 2022 (Dresden-Klotzsche) – Vergleich zum Klimareferenzwert 1961-1990

Der Jahresniederschlag summiert sich auf 506 Millimeter. Damit fehlten 163 Millimeter bis zur durchschnittlichen Summe der Klimareferenzperiode – ein Defizit von etwa drei durchschnittlichen Monatsniederschlägen. 2022 ist das zehnt trockenste Jahr seit 1961. Der Mittelwert der letzten 30 Jahre liegt nun bei 642 Millimeter. Gegenüber dem Mittel 1961 bis 1990 bedeutet dies eine Abnahme von vier Prozent. Das ist eigentlich recht wenig, wenn man an die extreme Trockenheit der letzten Jahre denkt. Doch ein anderer Effekt zeugt vom Klimawandel: Auch das Jahr 2022 zeigte, dass sich die Niederschläge über das Jahr anders verteilen. In der ersten Vegetationsperiode nahmen die Niederschläge ab, es kam zu langanhaltenden Trockenperioden mit kurzzeitigen Unterbrechungen durch heftige Starkregenereignisse. Es war das mit Abstand trockenste erste Halbjahr (Januar bis Juli) seit 1961. Die Niederschläge im August und vor allem im September konnten das Jahresdefizit etwas ausgleichen.

Die Sonne verwöhnte uns im vergangen Jahr außerordentlich. Mit 2077 Sonnenstunden war es das viert sonnigste Jahr nach 2018 (2117 Stunden), 2011 (2105 Stunden) und 2003 (2103 Stunden). Gegenüber der Klimareferenzperiode sind in den vergangenen 30 Jahren im Mittel 226 Sonnenstunden mehr zu verzeichnen. Das ist ein Anstieg von 15 Prozent.

Welche Auswirkungen hatte die Witterung 2022 auf die Umwelt in Dresden?

Nach dem nicht ganz so warmen und eher regenreicheren Jahr 2021 hatte sich das Dresdner Stadtgrün ein wenig erholt. Sonst wären die Verluste der großen Trockenheit im ersten Halbjahr 2022 wohl noch höher ausgefallen. Insbesondere alte Buchen, Birken und Berg-Ahorn starben ab. Die genauen Zahlen und Zustände des Straßenbaumbestandes werden erst noch ermittelt.

Die Dürreperiode des Jahres 2022 hatte auch deutliche Auswirkungen auf die städtischen Gewässer, da sich das Wasserdargebot, trotz des durchschnittlich feuchten Jahres 2021, nicht von den Dürreperioden der Jahre 2018 bis 2020 erholt hatte. So waren 2022 viele Kleinteiche im Stadtgebiet ganz oder zumindest teilweise ausgetrocknet, was unter anderem zu erheblichen Beeinträchtigungen der dort lebenden Amphibien führte. Neben diesen stehenden Gewässern traf die Trockenheit auch die Fließgewässer stark. So waren sogar lange Teile von Gewässern zweiter Ordnung im Stadtgebiet, wie Prießnitz, Blasewitz-Grunaer Landgraben, Niedersedlitzer Flutgraben und Roter Graben über längere Zeit komplett trockengefallen.

Die Grundwasserstände liegen in weiten Teilen des Stadtgebietes Dresden auch zum Ende des Jahres 2022 auf einem mittleren bis niedrigen Niveau. In den Oberböden ist der Wasserhaushalt dank der Niederschläge der letzten Monate inzwischen wieder ausgeglichen. Tiefere Bodenschichten sind jedoch, wie der Dürremonitor des Umweltforschungszentrums Leipzig zeigt, weiter deutlich zu trocken. Um dieses seit nunmehr vier Jahren aufsummierte Bodenwasserdefizit aufzufüllen, bedarf es mehrerer Monate ergiebiger Regenfälle. Besonders die Niederschläge über die Herbst- und Wintermonate sind wichtig für die Böden und die Grundwasserneubildung. In dieser Zeit ist die Verdunstung aufgrund geringerer Temperaturen und geringerer Sonneneinstrahlung reduziert und das Wasser kann überwiegend versickern. 

Die Grundwasserstände lagen zum Jahresende 2022 an den Messstellen des städtischen Messnetzes im Durchschnitt knapp 40 Zentimeter unter dem Monatsmittel der letzten 15 Jahre. Mit etwa zehn Zentimetern unter den Werten vom Dezember 2021 und etwa zehn Zentimeter über den Wasserständen vom Jahresende 2020 liegen die Werte im Schnitt der letzten Jahre.

Die Situation ist im Stadtgebiet allerdings nicht überall gleich. Während am Rand des Elbtals die Grundwasserstände etwa einen reichlichen Meter unter den langjährigen Monatswerten liegen, sind in Elbnähe aktuell gegenüber dem Monatsmittel leicht erhöhte Wasserstände zu verzeichnen. Ursache für diesen Unterschied ist die für die Grundwasserstandsentwicklung im elbnahen Bereich stabilisierende Wirkung der Elbe.

Fazit

Hintergrund

Klimareferenzwert und -periode

Klimatologische Kenngrößen – also die Klimadaten eines Ortes, einer Region oder global – werden nach den Vorgaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) über einen 30-Jahreszeitraum bestimmt. Diese Klimawerte dienen als Referenz. Sie werden vor allem für Temperatur, Niederschlag, Sonnenscheindauer, aber auch Eis-, Frost-, Sommertage und heiße Tage berechnet. Anhand dieser Mittelwerte können etwa aktuelle Witterungsereignisse in Bezug gesetzt und Abweichungen (Anomalien) bestimmt werden.

Obwohl seit 2020 die neue Klimareferenzperiode 1991 bis 2020 zur Verfügung steht, hat die WMO 2021 festgelegt, dass zur Einordnung der Daten weiterhin der Referenzzeitraum von 1961 bis 1990 herangezogen wird, da diese Periode nur zum Teil von der aktuell zu beobachteten beschleunigten Erwärmung betroffen ist.

Weitere Informationen:

Deutscher Wetterdienst (DWD)

Die Witterung der letzten Jahre hat gezeigt, was Klimawandel bedeutet: vor allem steigende Temperaturen. Diese Entwicklung wurde bereits von Klimamodellen der 1970er und 1980er Jahre beschrieben. Diese für uns derzeit noch neue Situation wird zukünftig den Normalzustand darstellen. Je nachdem wie erfolgreich die Bemühungen verlaufen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, ist in Sachsen mit einer Temperaturerhöhung von drei bis fünf Grad zu rechnen. Die Anzahl der heißen Tage pro Jahr wird drastisch steigen, Trockenperioden werden weiter zunehmen, Starkregenereignisse werden sich zunehmend intensivieren.

Es ist zwingend, dass sich auch Dresden den Gegebenheiten stellt. Die Stadt muss ihren Beitrag leisten, dass der globale Temperaturanstieg eingedämmt wird. Gleichzeit ist die Stadtlandschaft an die veränderten Klimabedingungen anzupassen, um für die zu erwartenden Witterungsextreme gewappnet zu sein. Vor allem die steigenden Temperaturen mit zunehmender Hitzebelastung, Einwanderung neuer Arten, Ausbreitung von Krankheitserregern sind auf der Hand liegende Gesundheitsgefahren. Das Thema Wasser, sei es Wasserversorgung, Wasserverfügbarkeit, Wasserrückhalt oder Wasserspeicherung, wird und muss uns deutlich stärker beschäftigen. Ganz allgemein gilt nach dem Wasserhaushaltsgesetz für alle der Grundsatz, stets sorgsam und sparsam mit dem Wasser umzugehen. Ziel ist, das Wasser in der Landschaft zu halten und nach dem Prinzip der Schwammstadt den Rückhalt, die Zwischenspeicherung und die Versickerung des Niederschlagswassers zu fördern. Alle Planerinnen und Planer sind aufgefordert, eine Bewirtschaftung mit Rückhaltung und Versickerung von unbelastetem Regenwasser auf dem jeweiligen Grundstück vorzusehen. Damit wird sowohl die Grundwasserneubildung als auch die Abkühlung durch Verdunstung im bebauten Siedlungsbereich deutlich verbessert. Neben der baulichen Entwicklung muss auch die Berücksichtigung der ökologischen Belange ins Blickfeld rücken, wenn die Stadt resilient werden will.

Wetterrückblicke der letzten Jahre

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