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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2022/06/pm_108.php 30.06.2022 15:09:55 Uhr 19.04.2024 03:15:30 Uhr

Schützenschild aus Dresdner Ratsschatz zurück

Philadelphia Museum of Art hilft Lücke der Sammlung zu schließen 

Heute, Donnerstag, 30. Juni 2022 konnte Oberbürgermeister Dirk Hilbert, gemeinsam mit dem Direktor der Museen Dresden, Dr. Gisbert Porstmann, dem Direktor des Stadtmuseums Dresden, Dr. Thomas Steller, der Direktorin a. D. des Stadtmuseums Dresden, Dr. Erika Eschebach, und dem Museologen Wolfgang Gahn sowie Metallrestaurator Martin Fiedler einen Teil des Dresdner Ratsschatzes präsentieren: den Schützenschild.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert freut sich sehr: „Bereits zum dritten Mal in meiner Amtszeit kann ich dabei sein, wenn ein Teil des Ratsschatzes in unsere Stadt zurückkehrt. Ein ganz besonderes Privileg. Ich danke allen Beteiligten für ihr außergewöhnliches Engagement und freue mich für die Dresdnerinnen und Dresdner, dass dieses Kleinod bereits ab Sonnabend, 2. Juli im Stadtmuseum Dresden zu sehen sein wird.“ 

Timothy Rub, emeritierter Direktor des Philadelphia Museum of Art, der die Rückkehr dieses Werks nach Dresden federführend begleitete: "Es ist eine große Genugtuung zu wissen, dass durch unsere aufmerksame wissenschaftliche Arbeit der Schützenschild nach Hause zurückkehrt. Obwohl es in den 1950er Jahren in gutem Glauben erworben und später dem Museum gestiftet wurde, gehört dieses Objekt rechtmäßig nach Dresden, da sich überzeugend herausgestellt hat, dass es zum Ratsschatz der Stadt gehörte und 1945 verschwand. Unser Dank gilt unserem ehemaligen Kurator Dirk Breiding, der durch seine genaue Untersuchung den Fall aufgedeckt hat, und unseren wunderbaren Kollegen in Dresden, mit denen es eine Freude war, zusammenzuarbeiten und diesen Fall zu lösen." 

Dank der großzügigen Unterstützung des Philadelphia Museum of Art kann das Stadtmuseum Dresden erneut eine kriegsbedingte Lücke in seinen Sammlungen schließen. Mit einem 1619 gestifteten Schützenschild wird nach der erfolgreichen Rückkehr zweier Kriegsverluste in den Jahren 2017 (Schiffspokal) und 2019 (Ratsbecher) ein weiterer Bestandteil aus dem einstigen Dresdner Ratsschatz zurück nach Dresden gelangen. Seine Geschichte dokumentiert einerseits die verschlungenen Wege des mit Kriegsende verlustig gegangenen Ratssilbers und verweist andererseits auf die jahrhundertelange Tradition des Dresdner Vogelschießens.

Bereits seit 1440 wurde in Dresden zu Pfingsten ein Schützenfest veranstaltet, aus dem sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das durch den Rat der Stadt veranstaltete Volksfest mit Vogelschießen entwickelte. Ein Jahr nach dem Vogelschießen von 1618 stiftete Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen ein Schützenschild aus vergoldetem Silber für repräsentative Zwecke. Es zeigte neben dem Wappen des Kurfürsten die mehrzeilige Umschrift: "FVR GOTTES EHR VND CHRISTLICH HERD STREIT ICH SO LANG MEIN LEBEN WERTH. VON GOTTES GNADEN JOHAN GEORG HERTZOG ZV SACHSEN GVLICH CLEVE VND BERG DES HEILIGEN ROMISCHEN REICHS ERTZ MARSCHAL CHVRFVRST VND NACH ABSTERBEN KEYSERS MATTHIAE HOCHLOBLICHSTER GEDECHTNIS ZVM ANDERN MAL VICARIVS LANDGRAF IN DVRINGEN MARGGRAF ZV MEISSEN BVRGRAF ZV MAGDEBVRG GRAFF ZV DER MARCK VND RAVENSBERG HERR ZV RAVENSTEIN HABEN DEN PFINGST VOGEL ABGESCHOSSEN DEN 27 MAY DES 1618 JAHRES SO IST DOCH DIESER SCHILT VORFERTIGET TES 1619 JAHRS."

Der Schützenschild wurde Teil des städtischen Ratssilbers und gelangte 1888 mit dem Ratsschatz in die Obhut der städtischen Sammlungen. Das kurz darauf eröffnete Dresdner Stadtmuseum präsentierte den Ratsschatz fortan in seiner Dauerausstellung – zuletzt im Neuen Rathaus –, bis er im Zweiten Weltkrieg im Rathauskeller eingelagert werden musste. Seit Kriegsende 1945 galt der Ratsschatz samt Schützenschild als Kriegsverlust. Doch 1956 tauchte der Schild im Schweizer Kunsthandel auf. Es gelangte über einen Basler Kunsthändler ins Luzerner Auktionshaus Galerie Fischer und wurde dort versteigert. Nach zwei Jahrzehnten in Privatbesitz übergab der damals in New York lebende Besitzer 1977 den Schild als Schenkung an das Philadelphia Museum of Art. Das Museum wurde im Rahmen der Neukonzeption seiner Ausstellung 2016 auf eine Suchmeldung im Lost Art-Register aufmerksam, die das Stadtmuseum Dresden vier Jahre zuvor beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste veröffentlicht hatte. Es nahm Kontakt mit dem Stadtmuseum Dresden auf und erkannte es im folgenden kollegialen Austausch als rechtmäßigen Eigentümer an. Nachdem 2020 bereits die Restitution vorbereitet und der Transporttermin vereinbart worden waren, verhinderte die Corona-Pandemie die Rückführung des Schützenschilds nach Dresden. Im Frühjahr 2022 meldete sich das Philadelphia Museum of Art erneut. 

Stadtmuseum Dresden, Wilsdruffer Straße 2, 01067 Dresden. Öffnungszeiten: DI bis SO von 10.00 bis 18.00 Uhr, FR von 10.00 bis 19.00 Uhr, MO geschlossen. Informationen unter www.stadtmuseum-dresden.de