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Psychiatrie-Experten sprechen sich für Fachzentrum in Dresden-Bühlau aus

Zentrum für psychische Gesundheit des Städtischen Klinikums soll bis 2035 entstehen

Die Pläne des Städtischen Klinikums Dresden, am Weißen Hirsch im Stadtteil Bühlau ein Zentrum für psychische Gesundheit zu bilden, wurden am Freitag, 18. September 2020, von der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) mit großer Mehrheit bestätigt. Damit werden bis 2035 die psychiatrischen Leistungen auf dem etablierten Campus am Weißen Hirsch gebündelt. Die ruhige, grüne Lage am Rande der Dresdner Heide sei laut Einschätzung der Expertinnen und Experten prädestiniert für das Fachzentrum mit 220 Betten. Der Bedarf an gemeindenaher psychiatrischer Versorgung werde in den kommenden Jahren weiter anwachsen, dafür bietet der Campus ausreichend Potenzial. Die PSAG spricht sich deshalb dafür aus, die Pläne möglichst rasch umzusetzen.

„Ich freue mich über die Zustimmung der PSAG. Damit kommen wir einen wichtigen Schritt voran in Richtung Zukunft“, erklärt die für das Städtische Klinikum zuständige Bürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann.
Chefarzt Prof. Dr. Burkhard Jabs, der die Entwicklung des Fachzentrums koordiniert, hebt hervor: „Wir haben dieses Konzept gemeinsam mit den Chefärzten des Zentrums für psychische Gesundheit unseres Klinikums und der städtischen Psychiatriekoordinatorin erarbeitet. Wir haben auch unsere Patientinnen und Patienten befragt, um ihren Belangen bestmöglich gerecht zu werden. Die überwältigende Mehrheit schätzt die Umgebung als wesentlich für ihre Heilung ein und bevorzugt die waldnahe Lage.“

Konkret sehen die Pläne vor, auf dem Campus am Weißen Hirsch die dort bereits vorhandene Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit der Friedrichstädter Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie zu einem interdisziplinären Zentrum für die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zusammenzuführen. Der geplante Neubau bietet beste zeitgemäße Bedingungen für Patientinnen und Patienten sowie die Beschäftigten des Klinikums. Eine Tagesklinik und die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) für chronisch psychisch kranke Menschen komplettieren das Fachzentrum. Der Campus bietet optimale Bedingungen für die Versorgung von Patientinnen und Patienten jeden Alters. Für Erkrankte, die neben der psychiatrischen Versorgung auch somatisch behandelt werden müssen, sowie für Patientinnen und Patienten aus dem westlichen Stadtgebiet (insbesondere Stadtbezirk Cotta), wird es auf dem Campus Friedrichstadt eine Außenstelle mit 20 geschützten akutmedizinischen Betten und 20 offen geführten Betten geben.

Die psychiatrische Klinik auf dem Weißen Hirsch gilt in der Branche bereits heute als „Leuchtturm“ mit großer Bedeutung für die Region, denn sie bietet vielfältige, fachlich ausdifferenzierte Leistungen. Neben Akutstation und Allgemeinpsychiatrie gibt es je eine Station für Suchtbehandlung, Psychotherapie, chronische Depression und Gerontopsychiatrie. Die Klinik erhält aufgrund ihrer ausgezeichneten Expertise zahlreiche überregionale Zuweisungen. Das neue Fachzentrum wird die bereits bestehenden Kooperationen zu umliegenden Psychiatrieeinrichtungen vertiefen. Insbesondere mit dem Universitätsklinikum gibt es eine enge Zusammenarbeit. Sie soll in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden.

Ergänzt werden könnte das Zentrum für psychische Gesundheit um eine sozialtherapeutische Wohnstätte für bis zu 36 Menschen mit schweren psychischen Einschränkungen. Eine solche Einrichtung wird in Dresden dringend benötigt. Die Einrichtung soll durch einen Kooperationspartner betrieben werden. Zusätzlich wird ein Heim für psychisch vorerkrankte Seniorinnen und Senioren erwogen, für das es ebenfalls großen Bedarf gibt.
Insgesamt werden für das neue Fachzentrum bis 2035 Investitionskosten in Höhe von 95,5 Millionen Euro veranschlagt. Die Kosten sollen durch Fördermittel aus der Richtlinie PsySu des Freistaats Sachsen und durch Eigenmittel gedeckt werden. Alternativstandorte für das Fachzentrum hatte das Städtische Klinikum im Vorfeld untersucht und bewertet. Für eine Ansiedlung des gesamten Zentrums in Friedrichstadt stünden nicht ausreichend Flächen zur Verfügung. In Trachau wären umfangreiche und kostenintensive Umbaumaßnahmen erforderlich und selbst danach wären die Bedingungen dort nicht optimal. Die Lage nur 100 Meter entfernt von einem gut sichtbaren, erhöhten Bahndamm mit deutlich hörbarem, hochfrequentem Zugverkehr spricht gegen die stationäre Behandlung von suizidalen Hochrisikopersonen.

Das Zentrum für psychische Gesundheit ist ein wichtiger Baustein des Zukunftskonzepts für das Städtische Klinikum Dresden. Das Konzept beschreibt die medizinisch-bauliche Strategie bis 2035 und sieht vor, alle Standorte zu erhalten und diese entsprechend ihrer Stärken und Chancen weiterzuentwickeln. Im Stadtteil Friedrichstadt werden demnach alle stationären medizinischen Leistungen gebündelt – es entsteht ein Campus der Vollversorgung. Damit sollen Wege verkürzt, bessere Arbeitsbedingungen für das Personal und eine optimale Gesundheitsversorgung für die Patientinnen und Patienten erreicht werden. Der Campus Trachau wird sich auf Notfallmedizin und ambulantes Operieren spezialisieren, daneben sind quartiernahe Angebote für Seniorinnen und Senioren durch Dritte vorgesehen – zum Beispiel soziales Wohnen und Altenpflege. Bei der Geriatrischen Rehabilitationsklinik im Stadtteil Löbtau ist die Schwerpunktsetzung schon heute Realität, hier ändert sich nichts. Der Gesundheitsausschuss hatte sich am 16. September 2020 in einer öffentlichen Expertenanhörung mit dem Zukunftskonzept befasst. Dabei bestand Konsens darin, Kliniken zu Zentren zusammenzufassen, um Doppelstrukturen aufzuheben und das medizinische Angebot aufzuwerten.

Die PSAG ist eine Facharbeitsgruppe gemäß Sächsischem Psychisch-Kranken-Gesetz (SächsPsychKG) zur Koordinierung der psychiatrischen Versorgung in Dresden. Sie erarbeitet fachliche Empfehlungen und initiiert Öffentlichkeitsarbeit. Das seit 1993 bestehende Gremium tagt mehrmals im Jahr. Die PSAG vereint Vertreterinnen und Vertreter aller Bereiche der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung: Kliniken, Wohlfahrtsverbände, Sozialleistungsträger, Sozialbehörden sowie Angehörigen- und Betroffenenverbände.