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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2020/01/pm_053.php 10.02.2020 14:54:56 Uhr 19.03.2024 10:21:34 Uhr

Dialog, Begegnung und Gedenken zum 75. Jahrestag der Zerstörung Dresdens

Am 13. Februar 2020 blickt Dresden nicht nur auf die Bombardierung der Stadt zurück. Zahlreiche Akteure aus der Bürgerschaft gestalten gemeinsam einen Tag, der an die Opfer von Krieg und Nationalsozialismus erinnert und gleichzeitig das Gedenken weiterentwickeln will. Der 13. Februar startet am Vormittag mit dem Erinnern an verschiedenen Gedenkorten in der Stadt, darunter Heidefriedhof und Sporergasse. Am Nachmittag folgen unter anderem eine Gedenkveranstaltung im Kulturpalast, die Menschenkette und eine hochkarätige Podiumsdiskussion. Raum für stilles Gedenken bietet der Neumarkt, wo Dresdner und Gäste Kerzen zur Frauenkirche und zur „Großen Kerze“ bringen können.

„Am 13. Februar zeigt Dresden, dass wir Spaltungen überwinden können, wenn wir auf der Basis unserer gesellschaftlichen Grundwerte nach Wegen der Zusammenarbeit suchen“, freut sich Oberbürgermeister Dirk Hilbert. So ist es gelungen, zentrale Teile der Gedenkveranstaltung im Kulturpalast gemeinsam mit allen politischen Stiftungen der Parteien, die in der AG 13. Februar mitarbeiten, zu gestalten. „Alle gemeinsam haben deutlich erkannt, dass durch neuen Nationalismus und Rechtspopulismus die Errungenschaften einer demokratischen Erinnerungskultur mehr und mehr in Gefahr geraten“, so Oberbürgermeister Dirk Hilbert. „1945 markiert den Beginn einer Zeit des Friedens. Wir haben es in der Hand, auch unsere Zukunft friedlich zu gestalten“. Wer vor 75 Jahren in Deutschland geboren wurde, hat sein gesamtes Leben lang keinen Krieg unmittelbar in seiner Heimat erleben müssen. Deshalb hängen rund um den 13. Februar in der Stadt City-Light-Plakate mit Statements von 75-jährigen Dresdnern. In Videointerviews erzählen die Zeitzeugen, wie sie auf das zerstörte Dresden und den Wiederaufbau blicken und was sie von den folgenden Generationen erwarten. Die Videos sind ab Ende Januar auf 13februar.dresden.de zu sehen.

Gedenkveranstaltung und Menschenkette

Zentraler Bestandteil des Gedenktags ist die protokollarische Gedenkveranstaltung im Kulturpalast, zu der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Rede halten wird. Die Gedenkveranstaltung beginnt um 15.15 Uhr und wird vom MDR online im Livestream sowie im Hörfunk übertragen. Im Anschluss sprechen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Oberbürgermeister Dirk Hilbert um 17 Uhr zum Auftakt der Menschenkette am Neumarkt.

Bereits zum 10. Mal lädt der Oberbürgermeister gemeinsam mit Fraktionen des Stadtrates, Vertreterinnen und Vertretern von Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Kunst, Sport, Gewerkschaften, Kirchen, der Jüdischen Gemeinde und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren alle Menschen in Dresden zum gemeinsamen kraftvollen Handeln ein. „In der Menschenkette am 13. Februar reichen sich Menschen die Hände und stehen sich wortwörtlich nahe. Meist ohne sich zu kennen, ohne Ansehen von Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft oder sonstigen äußerlichen Merkmalen. Die Botschaft der Menschenkette ist immer aktuell: Sie ist ein tausendfaches Ja zu Mitmenschlichkeit, Toleranz, Friedfertigkeit und Miteinander. Und durch dieses Ja ist sie gleichzeitig ein Nein zu Respektlosigkeit, Ausgrenzung und Vereinnahmung dieses Jahrestags durch radikale Kräfte“, sagt Versammlungsleiter Professor Hans Müller-Steinhagen.

Ab 17.30 Uhr formiert sich die Menschenkette. 18 Uhr soll sie sich schließen. Tausende Menschen werden gemeinsam zusammenstehen bis sich etwa 18.13 Uhr unter dem Glockengeläut der Dresdner Kirchen die Menschenkette 2020 wieder öffnet. Der Aufruf der AG 13. Februar steht in diesem Jahr unter dem Titel „Kompass“. Deren Moderator Dr. Joachim Klose sagt: „75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs haben wir die Aufgabe, den Frieden zu bewahren. Sowohl im Großen als auch im Kleinen, innerhalb unserer Stadtgesellschaft. Dafür müssen sich alle Bürgerinnen und Bürger einsetzen. Nur wenn wir in der Öffentlichkeit präsent sind und Zivilcourage zeigen, können wir die Freiheit schützen und verhindern, dass Gedenken instrumentalisiert wird.“

Podiumsdiskussion „Nur ein Wimpernschlag in der Geschichte?

Am Abend laden um 19 Uhr Konrad-Adenauer-Stiftung, Friedrich-Ebert-Stiftung, Wilhelm-Külz-Stiftung, Friedrich-Naumann-Stiftung, Weiterdenken - Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen und Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen zur Podiumsdiskussion „Nur ein Wimpernschlag in der Geschichte? – Der 13. Februar in Dresden“. Im Podium sitzen unter anderem Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (ehem. Bundesjustizministerin und NRW Antisemitismus-Beauftragte) und Rafał Dutkiewicz (ehem. Oberbürgermeister Wrocław). Die Veranstaltung ist öffentlich und kostet keinen Eintritt.

Kunstprojekt Rolling Angels

Künstlerische Impulse zum Gedenken gibt das Kunsthaus Dresden zwischen 5. und 16. Februar. ROLLING ANGELS ist der Titel des Projektes zeitgenössischer Kunst. Die Engel der dänisch-norwegischen Künstlerin Marit Benthe Norheim mischen sich unter die Menschen. Engel oder Schutzgeister sind unterschiedlichen Mythologien und Religionen gemeinsam. Sie sind das Gegenüber für unsere Ängste und Sorgen in extremen Notsituationen und stehen für Trauer, aber auch deren Überwindung. Zwei der Schutzengel aus der Schar von 17 Betonskulpturen, „The Carrier“ (Der Tragende) und „The Caretaker“ (Der Sorgende, wurden für Dresden geschaffen und werden in Dresden verbleiben. In ihren Armen und auf den Flügeln tragen sie die Erinnerung an die Toten der Shoa, des 2. Weltkrieges in Europa und der immer noch anhaltenden kriegerischen Gewalt gegen Menschen überall in der Welt.

Internationaler Kongress „Schmerzhafte Erinnerung“

Von 14. bis 15. Februar findet außerdem ein internationaler Kongress zum Thema Erinnerungskultur im Neuen Rathaus, Rathausplatz 1, statt. Unter dem Titel „Schmerzhafte Erinnerung“ wollen die Teilnehmer die deutsche Perspektive verlassen und den Blick in die internationale Zukunft richten. Entlang von fünf thematischen Blöcken, die verschiedene Aspekte der Gewalt beleuchten, sollen Antworten auf wichtige erinnerungspolitische Fragen gegeben werden: Welche Ereignisse stellen tiefe Einschnitte in die Geschichte eines Landes dar? Wie kann mit historischen Selbstbeschädigungen von Gemeinschaften umgegangen werden? Auf welchen Wegen kann eine erfolgreiche Aufarbeitung erfolgen? Was ist der „Kitt“, der Gesellschaften trotz historischer Brüche zusammenhält?