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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2019/10/pm_080.php 25.10.2019 12:25:22 Uhr 29.03.2024 13:18:38 Uhr

Der Autor Franzobel wird neuer Stadtschreiber

Eine unabhängige Jury wählte aus einer zweistelligen Anzahl qualitativ hochwertiger Bewerbungen den 25. Dresdner Stadtschreiber aus, der das Amt am 1. Juni 2020 antritt: Die Wahl fiel auf den österreichischen Autor und bildenden Künstler Franzobel. Für ein halbes Jahr erhält er ein Stipendium und eine mietfreie Wohnung in der Stadt. Das Stipendium wird von der Landeshauptstadt Dresden in Kooperation mit der Stiftung Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden vergeben.

Die Jury traf ihre Wahl nach intensiver Diskussion über Bewerberinnen und Bewerber aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Frankreich und Italien. Sie entschied sich am Ende für den in Wien beheimateten Schriftsteller Franzobel. Zum zweiten Mal übernimmt damit ein Autor aus Österreich das Amt des Dresdner Stadtschreibers. 1967 in Vöcklabrück als Franz Zobl geboren und zunächst als bildender Künstler tätig, arbeitet Franzobel seit 1991 als Autor von Romanen, Dramen und Kinderbüchern. Sein Erfindungsreichtum und Sprachwitz verschafften ihm großen Erfolg bei der Literaturkritik wie beim Lesepublikum auch in Deutschland. Franzobel erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter 1995 den Ingeborg-Bachmann-Preis und 1998 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. Sein Roman „Das Floß der Medusa“ aus dem Jahr 2017 war für den Deutschen Buchpreis nominiert, ein Auszug aus diesem Werk lag auch der Bewerbung Franzobels um das Amt des Dresdner Stadtschreibers bei. Neben diesem Text überzeugte die Jury besonders das in der Bewerbung geschilderte Arbeitsvorhaben: Franzobel plant, in einem historischen Roman einen Mann zum Protagonisten zu machen, der zu DDR-Zeiten ein familiäres Doppelleben führt. „Die Parallelfamilie scheint mir eine schöne Metapher für das Leben in verschiedenen Wahrheiten zu sein, nicht nur für die DDR, auch für die Gegenwart“, schreibt der Autor in seiner Bewerbung. Der geplante Roman wolle erforschen, wie es möglich sei, dass „eine auf idealistischen Werten begründete Gesellschaft plötzlich Zäune und Mauern bauen muss, sich schließlich selbst bespitzelt und immer unmenschlicher und brutaler wird“. Die Jury ist überzeugt davon, dass der entfernte und doch verwandte Blick eines Österreichers auf solch ein Thema auch das Publikum in Dresden bewegt und bereichert. Annekatrin Klepsch, Beigeordnete für Kultur und Tourismus, beglückwünscht die Wahl der Jury: „Der Querdenker Franzobel wird dem Kulturgeschehen der Landeshauptstadt Dresden eine neue Farbe hinzufügen: seine humorige Hintersinnigkeit, seine Kreativität und sein literarisches Werk – vor allem aber seine Bewerbung lassen darauf schließen, dass wieder ein herausragender Autor Dresdner Stadtschreiber 2020 wird.“
Der Vorstand der Stiftung Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse, Heiko Lachmann, ergänzt: „Wir sind sehr gespannt, wie der Schriftsteller Franzobel von Dresden beeinflusst wird. Die Vielfältigkeit unserer Stadt und ihre historischen Bezüge könnten diesen exzellenten Beobachter inspirieren und durch seine literarischen Erfahrungen eine interessante Verarbeitung erfahren.“

Die Jury setzte sich zusammen aus: Dr. Michael Bittner (Vorsitz), Karin Großmann, Uta Hauthal, Dr. Julia Meyer, Juliane Moschell, Jörg Scholz-Nollau und Ulrike Schüler.