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https://www.dresden.de/de/leben/stadtportrait/europa/partner/st-petersburg/fokus-partnerstaedte-marina-goiny.php 12.11.2021 09:30:48 Uhr 24.04.2024 19:06:35 Uhr

Fokus Partnerstädte – 5 Fragen an Marina Goiny (St. Petersburg)

Was hat Sie nach St. Petersburg geführt? / Was sind Ihre Aufgaben?

Ich bin zweisprachig in der DDR aufgewachsen, kam mit 14 Jahren das erste Mal nach Sankt Petersburg und habe schon damals sehr enge, fast familiäre Bande geknüpft. Später zog ich für ein Jahr von Berlin nach Sankt Petersburg, um an einem Film mitzuarbeiten. Aus dem einen Jahr sind 20 geworden – viele Jahre habe ich für das Auswärtige Amt den Sprachendienst des Generalkonsulats geleitet, später eine Dolmetscher- und Übersetzungsagentur gegründet und eine Ausbildung zur Psychotherapeutin gemacht.

Was ist für Sie das Besondere an St. Petersburg?

Sankt Petersburg ist eine Kulisse, die mich immer wieder aufs Neue fasziniert - als hätte ein Ausstatter Dekorationen für einen opulenten Historienfilm gebaut. Das faszinierende architektonische Ensemble ist für mich das Besondere an dieser Stadt. Die zweite Besonderheit sind die kultivierten, gebildeten russischen Künstler, mit denen ich die Ehre habe befreundet zu sein. Diese Menschen sind für mich ein Quell der Inspiration, ein Vorbild an Resilienz und ein immer offenes Fenster der Hoffnung im autoritären Staat.

Haben Sie einen Lieblingsplatz / einen Geheimtipp?

Fährt man über die Troitsky-Brücke in Richtung Innenstadt und schaut nach rechts, kommen einem die Tränen, so schön ist das Panorama.

Wie verändert sich Stadt? Welche aktuellen Entwicklungen gibt es?

Junge, kreative und überwiegend stylishe Menschen schaffen sich Orte, an denen sie sich ausleben – Sevcable Port, Berthold Centre, New Holland Island.
Junge, engagierte Menschen machen Politik – wie z. B. im Wladimirsky okrug.
Junge, mutige Menschen gehen auf die Straße und demonstrieren gegen Unrecht.
Menschen allen Alters verlassen die Stadt und das Land, um im Ausland freier leben zu können.

Wie blicken Sie von St. Petersburg aus auf Dresden?

Ich beneide die Einwohner Dresdens um die Demokratie, in der sie leben können und wünschte, alle wüssten sie zu schätzen.
Ich bin allen Dresdnern, die ungeachtet der politischen Lage Kontakte mit Sankt Petersburgern pflegen, unendlich dankbar. Angesichts unserer deutschen Vergangenheit ist es unsere Pflicht, mit Russen zu sprechen, zu versuchen, sie zu verstehen, und gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Je mehr wir uns füreinander interessieren, desto friedlicher werden wir leben können.