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Kleinzschachwitz

Kleinzschachwitz wird zum ersten Mal im Jahre 1310 in einem Kaufvertrag urkundlich erwähnt. Das Kloster Altzella erwirbt demnach den Ort mit dem an die slawische Besiedlung erinnernden Namen „villa Schyzewycz“. Doch beim Fund eines Urnengräberfeldes entdeckte man Spuren einer früheren Besiedlung, deren keramische und bronzene Gegenstände Experten in die Zeit etwa zwischen 900 und 700 vor unserer Zeitrechnung einordnen. Doch bereits 1438 begegnet uns das Dorf als Wüstung. Es wurde mehrfach zerstört, war lange Zeit sogar unbewohnt und der Ortsname änderte sich öfters. So gelangt nach der Auflösung des Klosters Altzella im Jahre 1540 ein Gut „Zscheisewitz" in das zu Dresden gehörende „Amte Leubnitz". Etwa im 17. Jahrhundert begann der Wiederaufbau nun auch unter dem Namen Kleinzschachwitz. Der Ortskern befindet sich im Bereich der heutigen Putjatinstraße, der zu jener Zeit größtenteils vom Wald umgeben war, dem „Zschachwitzer Tännigt", das sich bis an die Elbe erstreckt. Deshalb fanden sich im recht armen Dorf auch keine Bauern, sondern nur Handwerker, die ihre Arbeit meist außerhalb suchen mussten. Zuweilen wurde auch etwas Handel getrieben. Als August der Starke Schloß Pillnitz zum Lustschloss umbauen ließ, erfolgte 1721 die Errichtung einer Fährverbindung zum Kleinzschachwitzer Ufer. Die Bedienung der „fliegenden Fähre", die dem Militär unterstand, übernahm die Pionierabteilung. Ihr Quartier wechselte von Hosterwitz in das Gelände des alten Forsthauses auf Kleinzschachwitzer Seite. Erst 1860 erbaute man das kastellartige Gebäude am Elbufer als „Pionierkaserne".

Bekannt wurde Kleinzschachwitz aber durch den russischen Fürsten Nikolaus Abramowitsch Putjatin, der, angezogen von dieser waldreichen Gegend, hier 1797 ein Bauerngut samt angrenzenden Feldern erwarb und sich seinen Sommersitz in besonderer architektonischer Bauweise errichtete. Diese auch als Storchennest bezeichnete Villa wird später sogar im Gemeindesiegel verewigt. Mit seiner im Wörlitzer Stil gestalteten Garten- und Parkanlage erregte Putjatin große Aufmerksamkeit, so dass sie weit über die Grenzen Dresdens hinaus Berühmtheit erlangte und viele Persönlichkeiten jener Zeit anlockte. Leider erinnert nur noch der Name an den Park. Das durch mehrere Umbauten stark veränderte Haus dient heute Wohnzwecken. Dafür sind einige seiner Stiftungen für den Ort heute noch von Bedeutung: besonders das nach seinen Plänen erbaute und 1823 eingeweihte erste Schulhaus für Kleinzschachwitz an der Meußlitzer Straße 83, welches mit einem fast bis zur Erde reichenden Spitzdach und einer Fassadengestaltung im altrussischen Stil auf sich aufmerksam macht und nach umfassender Sanierung seit 1994 als soziokulturelles Zentrum Putjatinhaus einen guten Ruf hat. Auch an der evangelischen Kirche entdeckt man seinen Namen, allerdings sind dort Gelder aus dem Verkaufserlös des von ihm gestifteten Spieltempels für Kinder in den Bau der Turnhalle, die zur zwei-ten Schule des Ortes gehört, mit eingeflossen. Ein vom Bildhauer Detlef Herrmann gefertigtes Denkmal Putjatins ziert seit 1997 den Platz, der ebenfalls zu seinen Stiftungen zählt und deshalb seinen Namen trägt.

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich die Entwicklung von Kleinzschachwitz fort, indem wohlhabende Dresdner hier ihre Sommerhäuser am Elbufer und in den noch großen Waldstücken errichteten. Dabei blühten natürlich Handwerk, Gewerbe und Handel im alten Ortskern auf, was dort zu großen Veränderungen führte. Neue Geschäftshäuser werden gebaut, ältere Häuser verschwinden oder werden durch Um- und Ausbauten völlig verändert. Der Ort bekommt 1886 seine Dampfschiffstation und als 1892 das Kurhaus erbaut wird, dessen schönes Ambiente begeistert, strebt die Gemeindeverwaltung folglich den planmäßigen Ausbau zum Villen- und Luftkurort an. Neben dem heutigen Straßennetz entstehen u.a. in diesen Jahren die Wasserversorgung nebst Wasserturm (1900), Straßenbeleuchtung, ein Schulhaus (1901), das Rathaus mit Post (1902) und die Vorortstraßenbahn (1906), die bis 1932 in Betrieb war und erst 1936 die jetzige Linienführung erhielt. Verschiedene Parkanlagen werden gestaltet wie der Waldpark (1897), der Goetzplatz (1897) und der Park an der heutigen Endhaltestelle der Straßenbahn (1901).

Von den zahlreichen Villen aus diesen Jahren, die nach erfolgreicher Sanierung oft das einstige Flair von Kleinzschachwitz widerspiegeln, stehen heute etwa 70 Gebäude auf der Liste der Kulturdenkmale. So mancher Straßenname erinnert an Persönlichkeiten, die mit der Geschichte des Ortes eng verbunden sind. Von der einstigen Bewaldung sind nur noch wenige Reste verblieben, trotzdem gilt der Stadtteil als sehr durchgrünt. Nach der Eingemeindung zu Dresden im Jahre 1921 flaute die Bautätigkeit in Kleinzschachwitz erheblich ab und setzte erst nach der deutschen Einheit wieder verstärkt ein.