Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de

https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2017/08/pm_005.php 14.08.2017 11:26:08 Uhr 20.04.2024 10:00:05 Uhr

Stellungnahme der Landeshauptstadt zum Vorfall bei GlaxoSmithKline

Wie das Unternehmen GlaxoSmithKline in seiner Pressemitteilung heute, Mittwoch, 2. August 2017, mitteilte, wurde durch einen baulichen Fehler der Abwasserleitungen am Standort Zirkusstraße 40 über mehrere Jahre sogenanntes aktives Abwasser in das normale Netz der Stadtentwässerung Dresden eingeleitet. Dies bedeutet, dass Abwasser aus zwei Reinigungsräumen, in dem sich aktive Influenza-Viren befanden, unmittelbar in die Kanalisation gelangte. Die Stadt Dresden, Umweltamt und Gesundheitsamt, waren umgehend vom Unternehmen bzw. den zuständigen Ministerien darüber informiert worden. Zugleich wurde der bauliche Fehler sofort behoben und damit eine weitere fehlerhafte Einleitung in das Abwassersystem gestoppt. Auch wurde der Stadt eine Risikobewertung des Unternehmens unverzüglich zur Verfügung gestellt.

„Nach Einschätzung des Gesundheitsamtes bestand für die Bevölkerung von Dresden, auch für die unmittelbare Nachbarschaft des Unternehmens keine Gefahr sich mit den Influenza-Viren aus dem Abwasser anzustecken“, erklärt Pressesprecher Kai Schulz. „Die Art der Erreger und Eigenschaften von Influenza-Viren, die starke Verdünnung und die Übertragungswege der Influenza sind Faktoren, die eine Ansteckung über das Abwasser mehr als unwahrscheinlich werden lassen.“ Auch wurden unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls die Dresdner Influenza-Fälle nach Abweichungen von der Norm untersucht. Schulz: „Dabei kam heraus, dass es keine Aktivitäten von Influenza-Viren in Dresden gab, die Anlass geben könnte, mit den Viren aus der Anlage von GSK in Verbindung gebracht zu werden. Insbesondere außerhalb der Influenza-Saison sind die Fallzahlen völlig unauffällig.“

Wie kommt das Gesundheitsamt zu dieser Einschätzung?

1) Bei der Impfstoffproduktion werden veränderte (attenuierte) Virusstämme verwendet, die eine deutlich geringere Pathogenität (krankmachende Kraft) aufweisen als die im Rahmen einer Influenzawelle üblichen Wildviren. Diese von der WHO aus speziellen Laboren bereit gestellten sogenannten Saatviren sind für die Herstellungsprozesse in Hühnereiern angepasst und in ihren pathogenen / infektiösen Eigenschaften abgeschwächt.
2) Influenzaviren werden v.a. über Aerosole / Tröpfcheninfektion  (oder direkten/indirekten  Kontakt mit Sekret) übertragen. Ein Infektionsweg über Abwasser ist äußerst unwahrscheinlich.
3) Influenzaviren sind im Gegensatz zu darmpathogenen Viren für Umwelteinflüsse und Chemikalien anfälliger, weniger stabil. Beim Verschlucken von mit Influenzaviren belastetem Abwasser würden die Viren durch den niedrigen ph-Wert im Magen („Magensäure“) inaktiviert.  Influenzaviren können sich nur in lebenden (infizierten) Zellen vermehren, sie sind auf einen speziellen Wirt angewiesen.
4) Infolge der Vermischung mit Wasser im Abwasserkanal kommt es zu einer erheblichen Verdünnung. Hier sind die von GSK in Zusammenarbeit mit dem Abwasserbetrieb der Stadt Dresden errechneten Modelle nachvollziehbar. Am Ausfluss des Klärwerks kann von einer so geringen Konzentration ausgegangen werden, dass nicht einmal die deutlich höher pathogenen  Wildviren in einer für eine Infektion beim Menschen ausreichenden Konzentration vorliegen würden.

„Die Ämter der Stadt Dresden stehen im ständigen Kontakt mit dem Unternehmen und den zuständigen Ministerien“, so Pressesprecher Kai Schulz. „Es geht insbesondere darum, dass das Unternehmen nachweisen muss, dass eine solche fehlerhafte Anbindung an das Kanalisationssystem für die Zukunft ausgeschlossen wird.“