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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2016/10/pm_101.php 01.11.2016 15:13:41 Uhr 19.04.2024 03:17:19 Uhr

Wetterstation Botanischer Garten auf dem neuesten Stand

Die Wetterstation am Rande des Botanischen Gartens in Dresden wurde in diesem September auf den technisch neusten Stand gebracht und entspricht nun den Vorgaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO).  

„Der Temperatur- und Feuchtefühler, der sich laut WMO zwei Meter über dem Boden befinden muss, wurde mit einer Zwangsbelüftung versehen“, erklärt Franziska Reinfried, Meteorologin im Umweltamt. „Die Umgebungsluft wird durch einen Ventilator in gleichmäßiger Geschwindigkeit am Messfühler vorbeigeführt. Dadurch wird eine Verfälschung der Temperaturwerte, zum Beispiel durch Hitzestau, vermieden“, ergänzt sie. Ganz neu an der Station ist die Windmessung. „Es erschien sinnvoll, die Station um diesen Parameter zu erweitern, da sich die Windverhältnisse im Elbtal stark von denen in Klotzsche, wo der Deutsche Wetterdienst eine Wetterstation betreibt, unterscheiden“, erläutert Franziska Reinfried weiter. „Für die Windmessung wurde ein Ultraschall-Anemometer installiert, welches mittels Ultraschall die Schallwellen in verschiedene Raumrichtungen misst. Die Messelektronik berechnet daraus die horizontale und vertikale Windgeschwindigkeit.“ 

Der bereits vorhandene, beheizbare Niederschlagstopf wurde gewartet. Auch das Pyranometer überprüften die Fachleute. Mit ihm wird die Sonnenstrahlungsintensität gemessen. Zudem werden ab sofort sämtliche Daten direkt über den Server der Landeshauptstadt an die zuständigen Mitarbeiter übermittelt und müssen nicht mehr aufwändig vor Ort ausgelesen werden. 

Bereits seit 2004 ist die Wetterstation in Betrieb. Sie gehörte einst zum Agrarmeteorologischen Messnetz Sachsens. Nach Umstrukturierungen in den Landesämtern sollte die Station 2014 der Kostenreduzierung zum Opfer fallen. Die 10-jährige Datenreihe wäre damit beendet gewesen. Für das Dresdner Umweltamt bilden diese Daten jedoch eine wichtige Basis für die Analyse des innerstädtischen Klimas. Um Aussagen über Klimaveränderungen treffen zu können, sind Messreihen von wenigstens 30 Jahren nötig. Daher werden für die Dresdner Klimaanalysen die Werte der Station des Deutschen Wetterdienstes in Dresden Klotzsche verwendet. Die dortige Datenreihe reicht bis 1917 und lässt damit weit aussagekräftigere Analysen der Klimaentwicklung zu. Aufgrund der Höhenlage und der Position am unbebauten Stadtrand ist Klotzsche allerdings schlecht mit dem Dresdner Elbtal vergleichbar. 

Eine Messstation, die die Verhältnisse im Elbtal wiedergibt, ist daher von großem Interesse für die Stadtklimatologie, da im Elbtal andere Wind- und Temperaturbedingungen herrschen als auf den Randhöhen. Die Beobachtung der Temperaturentwicklung im Elbtal im Vergleich zum unbebauten Umland gibt Rückschlüsse auf die städtische Überwärmung. Diese wird hauptsächlich durch die Versiegelung, die Baumasse sowie die Abwärme aus Verkehr und Industrie verursacht.  

Für das menschliche Wohlbefinden spielen die bioklimatischen Bedingungen eine entscheidende Rolle. Das Ziel des Umweltamtes besteht darin, die klimatischen Bedingungen in der Stadt in einem für den menschlichen Organismus verträglichen Rahmen zu halten. Dies geschieht zum Beispiel durch den Erhalt von klimatischen Ausgleichsräumen in Form von Grünanlagen und Parks. Um zu ermitteln, wo sich besonders überwärmte Stadtgebiete befinden, sind Messwerte unumgänglich. Glücklicherweise konnte die Landeshauptstadt Dresden die Station im Botanischen Garten 2014 vom damaligen Landesamt für Landwirtschaft übernehmen. Das Fortbestehen der Station und damit der Datenreihe im Elbtal ist also gesichert.  

Die Daten der gewarteten und erweiterten Station am Botanischen Garten sind nun mit denen der Stationen des Deutschen Wetterdienstes qualitativ ebenbürtig und vergleichbar. Auch wenn der Botanische Garten nicht repräsentativ für jedes Stadtviertel ist, so bildet die Fortführung der Datenreihe aus dem Elbtal einen wichtigen Bestandteil der Dresdner Stadtklimatologie.

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