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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2016/06/pm_104.php 11.07.2016 10:02:29 Uhr 23.04.2024 12:37:50 Uhr

Neuer Suchtbericht erschienen

Alkohol ist weiterhin Problemdroge Nummer 1 − Crystal-Konsum nimmt weiter zu

Der neue Suchtbericht für die Landeshauptstadt Dresden ist erschienen. Er beschreibt die Entwicklung der ambulanten und stationären Suchtbehandlung und enthält ein Rauschgiftlagebild der Polizei. Außerdem listet er auf, welche Leistungen die Dresdner Suchtberatungs- und Behandlungsstellen (SBB) im Jahr 2015 erbracht haben. „Dabei zeigt sich, dass Alkohol nach wie vor die Problemdroge Nummer eins ist, auch wenn die Anzahl der Krankenhausbehandlungen gegenüber dem Vorjahr zurückging. Der Konsum von Crystal nahm jedoch weiter zu“, fasst die Dresdner Suchtbeauftragte, Dr. Kristin Ferse, die jüngste Entwicklung zusammen.

Konstante Nachfrage nach Suchtberatung

In den Dresdner SBB ließen sich im Jahr 2015 insgesamt 3 650 Personen beraten. Davon hatten 3 140 Klientinnen und Klienten aufgrund eigener Betroffenheit Beratungsbedarf. 510 Personen kamen als Angehörige in die Suchtberatungsstellen. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 3 692 Personen in den SBB beraten. Erfreulich ist, dass Dresden mit der Anzahl der Fachkräfte je Einwohner innerhalb Sachsens weiterhin führend ist. Nur drei Regionen haben den Fachkraftschlüssel von 1:20 000 Einwohnern erreicht (Leipzig 1:16 980; Vogtlandkreis 1:18 767 und Dresden 1:18 912).

Krankenhausbehandlungen auf Vorjahresniveau

Im Jahr 2014 ließen sich 3 056 Dresdner Kinder, Jugendliche und Erwachsene in einem Krankenhaus wegen des Konsums von legalen und illegalen Substanzen behandeln. Das entspricht in etwa dem Niveau des Vorjahres (3 047). 2 223 Einwohnerinnen und Einwohner waren allein wegen Alkoholmissbrauchs im Krankenhaus. Das sind fünf Prozent weniger als im Vorjahr (2 376 Fälle).

Nahezu doppelt so viele Behandlungen wegen Crystal

Im Bereich illegaler Drogen macht Crystal-Konsum inzwischen 56 Prozent der Klienten in den SBB aus. Der Anteil belief sich im Jahr 2013 noch auf 54 Prozent. Insgesamt 318 Dresdnerinnen und Dresdner wurden 2014 in ein Krankenhaus eingewiesen, weil sie Verhaltensstörungen oder psychische Störungen wegen Crystal und anderen Stimulanzien gezeigt haben. Im Vorjahr waren es 125. Damit haben sich die crystalspezifischen stationären Behandlungszahlen von Dresdnerinnen und Dresdnern gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Sachsen lag 2014 bei Krankenhauseinweisungen in Folge des Konsums von Stimulanzien − vorwiegend Crystal − mit 57 Fällen je 100 000 Einwohner an erster Stelle und damit weit über dem Durchschnittswert von Deutschland, der bei 14 Fällen je 100 000 Einwohner liegt.

Glücksspiel- und Mediensucht nehmen kontinuierlich zu

Beratungsanliegen zu Verhaltenssüchten wie dem pathologischen Glücksspiel sowie dem problematischen Mediengebrauch stellten im Jahr 2015 in Dresden in den SBB rund neun Prozent der betroffenen Klientel dar. Die Anzahl der Beratungen auf diesem Gebiet stieg von 230 im Vorjahr auf 288. Diese Entwicklung entspricht dem deutschlandweiten Trend der letzten Jahre. In Dresden hat sich die SBB der GESOP gGmbH auf diese Zielgruppe spezialisiert. Ihr Interventionsprogramm „ESCapade“ für Familien mit Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren mit problematischer Computernutzung haben im vergangenen Jahr 25 Familien genutzt.

Die Dresdner Suchtbeauftragte regt Familien an, zu den bevorstehenden Schuleinführungen kritisch über die Mediennutzung und die technische Ausstattung der Kinder nachzudenken.

„Sucht ist keine Schande, sondern eine Krankheit. Daher ist es wichtig, dass das Thema Sucht in der Gesellschaft offen thematisiert und diskutiert wird, dass wir die Menschen für Suchtgefahren sensibilisieren und dass Betroffene und ihre Angehörigen in Dresden die Hilfen finden, die sie benötigen“, sagt Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann mit Blick auf die Dresdner Strategie zur Suchtprävention. Der Stadtrat hat das Strategiepapier am 9. Juli 2015 beschlossen. „Die Vision der Dresdner Suchtprävention der nächsten zehn Jahre ist nicht ein Kampf gegen Süchtige und ihr Verhalten. Sie ist ein Plädoyer für das Schaffen gesunder Verhältnisse, die es überflüssig machen, süchtig zu werden. Diese Vision eint uns alle – den Stadtrat, die Stadtverwaltung sowie alle mitwirkenden Institutionen und Unterstützer“, so Kaufmann weiter.

„Besonders wichtig im Rahmen der Prävention sind Angebote für Familien. Um Kinder und Jugendliche zu schützen, braucht es im öffentlichen Raum auch Orte, wo Suchtmittel erst gar nicht erlaubt sind, beispielsweise auf Spielplätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Nichtraucherschutzgesetz und das kürzlich beschlossene Tabakerzeugnisgesetz bieten dafür gute Rahmenbedingungen“, sind sich Kaufmann und Ferse einig.

Um mit den Dresdnerinnen und Dresdnern ins Gespräch zu kommen, hat die Landeshauptstadt Dresden das Themenjahr Sucht initiiert. Es wird unterstützt durch die sächsische Landesärztekammer. Etwa 41 Veranstaltungen bieten Einblicke in medizinische, soziale, psychologische und philosophische Aspekte der Sucht. Mitmachen ist dabei ausdrücklich erwünscht. Die Dresdnerinnen und Dresdner können per E-Mail an suchtbeauftragte@dresden.de eigene Wünsche und Vorschläge für Veranstaltungen einbringen.